Theo Waschbär kann nicht schlafen
Es war ein stiller Abend im Wald. Die Sonne war längst hinter den hohen Baumkronen verschwunden, und der Himmel leuchtete in einem tiefen Blau. In ihrer gemütlichen Höhle kuschelte sich Familie Waschbär ins weiche Laubnest. Es roch nach frischem Moos und ein bisschen nach Walderdbeeren.
Mama Waschbär deckte die Kleinen liebevoll zu und flüsterte: „Schlaft gut, meine Lieben.“ Alle gähnten und blinzelten müde. Papa Waschbär schlummerte bereits tief und fest — und machte dabei Geräusche, als würde er auf allen Sprachen der Welt schnarchen – vom Löwengebrüll bis zum Quaken eines Frosches. Ein wirklich erstaunliches Talent, fand Theo schmunzelnd.
Nur der kleine Theo blieb noch hellwach. Er wälzte sich von der einen Seite auf die andere. Seine Pfoten zappelten, und in seinem Kopf tanzten die Gedanken wie wild gewordene Glühwürmchen.
So viele komische Geräusche
Theo zog sich die Decke bis zur Nase und spitzte die Ohren. Er lauschte und lauschte — doch je mehr er versuchte, einzuschlafen, desto wacher wurde er. Jetzt hörte er sogar das leise Ticken der Küchenuhr, das bis zu ihm in die Höhle drang. Tick… tack… tick… tack… Seine Gedanken überschlugen sich.
Ich muss etwas tun!, dachte er. Ganz leise schob er die Decke beiseite und tappte mit seinen kleinen Pfoten zu Mama Waschbär, die am Höhleneingang noch ein paar Beeren sortierte.
„Mama?“, flüsterte Theo. „Kannst du mal kommen? Ich… ich glaub, ich kann heut nicht schlafen.“
Mama drehte sich zu ihm um und lächelte. „Was ist denn los, mein Schatz?“
Theo knetete verlegen seine Pfoten. „Mama, ich kann einfach nicht einschlafen. In meinem Kopf geht alles durcheinander. Ich freu mich doch so, dass wir morgen zu Oma fahren — und jetzt denk ich an tausend Sachen auf einmal.“
Mama nickte verständnisvoll. „Ach Theo. Manchmal, wenn wir uns auf etwas ganz besonders freuen, hüpfen die Gedanken in unserem Kopf herum wie kleine Gummibälle. Aber weißt du was? Ich zeig dir, wie wir sie ganz langsam zur Ruhe bringen können, damit du gut schlafen kannst.“
Eine Hilfe gegen das Gedankenkarussell
Mama Waschbär setzte sich neben Theo auf das weiche Laub. „Schließ mal kurz deine Augen“, sagte sie sanft. „Stell dir vor, jeder deiner Gedanken ist wie ein Blatt, das auf einem Bach schwimmt. Du schaust einfach zu, wie sie vorbeigleiten.“
Theo kuschelte sich an Mama, schloss die Augen und atmete tief ein. „Da schwimmt ein Blatt, das denkt an Omas leckeren Erdbeerkuchen“, flüsterte er und musste kichern. „Und eins, das überlegt, welches Kuscheltier ich mitnehme!“
„Genau so“, flüsterte Mama. „Du musst nichts festhalten, nur zuschauen. Deine Gedanken dürfen ruhig kommen und dann wieder gehen.“ Theo lauschte dem Rascheln der Blätter draußen im Wind – und ganz langsam wurde es in seinem Kopf ein bisschen stiller.
Zur Ruhe kommen
Mama streichelte Theos Rücken in kleinen Kreisen. Ihre Pfote fühlte sich warm und weich an, und Theo merkte, wie langsam die Anspannung aus seinem Körper wich. In seinem Kopf trieben die Gedanken jetzt wie bunte Blätter auf einem glitzernden Bach. Manche drehten sich noch kurz im Kreis, andere schaukelten ganz ruhig weiter und verschwanden hinter einer kleinen Wurzel.
„Ich glaube, es wirkt schon“, murmelte Theo schläfrig. „Der Kuchen-Gedanke ist gerade untergetaucht und im Wasser verschwunden.“
Mama schmunzelte liebevoll. „Siehst du? Dein Kopf weiß genau, wann es Zeit ist, zur Ruhe zu kommen.“
Theo gähnte herzhaft, kuschelte sich noch ein Stück näher an sie – und in seinem Herzen wurde es wohlig warm. Schön zu wissen, dass Mama immer da ist, wenn man sie braucht.
Kurz darauf hörte man nur noch ein zufriedenes Schnaufen aus der Waschbärhöhle. Theo war eingeschlafen. Und in seinem Traum fuhr er schon mit einem Lächeln zu Oma.