Die traurige Rückkehr
Weißt du, was es bedeutet, wenn man nach einer langen Reise nach Hause kommt und alles ist durcheinander? Genau das erlebte Nehemia, als er nach einiger Zeit aus Persien nach Jerusalem zurückkehrte.
Das jüdische Volk hatte feierlich versprochen, Gottes Gesetz zu gehorchen. Sie hatten einen heiligen Schwur geleistet, sie hatten geweint und sich gefreut, sie hatten ihre Unterschrift unter den Bund mit Gott gesetzt. Aber als Nehemia und Esra nicht mehr da waren, um sie zu ermutigen und zu führen, geschah etwas Trauriges: Viele Menschen vergaßen ihre Versprechen.
Es war, als würde ein Garten ohne Gärtner verwildern. Die schönen Blumen wurden von Unkraut überwuchert, die gepflegten Wege verschwanden unter Gestrüpp. So war es auch mit dem geistlichen Leben des Volkes.
Die Entweihung des Tempels
Als Nehemia zurückkam, entdeckte er etwas Schockierendes: Götzenanbeter hatten nicht nur Fuß in der Stadt gefasst, sondern sie verunreinigten sogar den Tempelbezirk durch ihre Anwesenheit!
Der Hohepriester Eljaschib hatte durch eine Mischehe eine Freundschaft mit Tobia geschlossen - jenem Ammoniter, der Nehemias erbitterter Feind gewesen war. Und das Unglaubliche: Eljaschib hatte Tobia erlaubt, eine Wohnung im Tempel zu beziehen!
Stell dir das vor: In den heiligen Räumen, wo früher die Zehnten und Gaben für Gott aufbewahrt wurden, wohnte nun ein Mann, der Gott hasste und sein Volk bekämpft hatte. Es war, als würde man einen Dieb in die Schatzkammer einladen!
Gott hatte durch Mose klar gesagt, dass Ammoniter und Moabiter für immer aus der Gemeinschaft seines Volkes ausgeschlossen sein sollten, wegen ihrer Grausamkeit und Treulosigkeit gegen Israel. Aber der Hohepriester hatte Gottes Wort einfach ignoriert.
Nehemias heiliger Zorn
Als Nehemia das erfuhr, wurde er sehr zornig - aber es war ein heiliger Zorn, ein Zorn der Gerechtigkeit. „Es verdross mich sehr", schrieb er später, „und ich warf allen Hausrat des Tobia hinaus vor die Kammer."
Kannst du dir diese Szene vorstellen? Da kommt Nehemia in den Tempel, sieht die Möbel und Sachen des Feindes in den heiligen Räumen, und ohne zu zögern wirft er alles hinaus! Dann befahl er, dass die Kammer gereinigt wurde, und brachte wieder hinein, was zum Hause Gottes gehörte.
Es war wie eine große Hausreinigung - aber nicht nur äußerlich, sondern geistlich. Nehemia wollte, dass Gottes Haus wieder wirklich Gottes Haus war.
Das Problem mit den Zehnten
Aber das war nicht das einzige Problem. Nehemia entdeckte, dass auch die Opfergaben missbraucht worden waren. Das hatte dazu geführt, dass die Menschen entmutigt waren und aufgehört hatten, ihre Zehnten zu geben.
Die Schatzkammern im Hause des Herrn waren fast leer. Viele Sänger und andere Tempeldiener hatten ihre Arbeit aufgegeben und waren weggegangen, weil sie nicht mehr versorgt wurden. Es war ein Teufelskreis: Weil die Gaben missbraucht wurden, gaben die Menschen weniger. Weil weniger gegeben wurde, konnten die Tempeldiener nicht versorgt werden. Weil die Tempeldiener weggingen, funktionierte der Gottesdienst nicht mehr richtig.
Nehemia packte das Problem bei der Wurzel. Er versammelte alle, die den Tempeldienst verlassen hatten, und stellte sie wieder in ihren Dienst ein. Das gab den Menschen Vertrauen zurück, und bald brachte ganz Juda wieder „den Zehnten vom Getreide, Wein und Öl in die Vorratskammern".
Der vergessene Sabbat
Eine weitere traurige Entdeckung wartete auf Nehemia: Die Menschen hatten angefangen, den Sabbat zu missachten. Der Sabbat war das Zeichen, das die Israeliten von allen anderen Nationen als Anbeter des wahren Gottes unterschied. Aber jetzt behandelten sie ihn wie jeden anderen Tag.
Heidnische Kaufleute und Händler kamen nach Jerusalem und verführten viele Israeliten zu Handelsgeschäften am Sabbat. Nehemia sah, wie Menschen am Sabbat Kelter traten, Getreide auf Esel luden, Wein und Früchte nach Jerusalem brachten. Tyrer verkauften Fische und allerlei Waren am heiligen Tag.
Es war, als würde man Gottes besonderes Geschenk - den Ruhetag - einfach wegwerfen und sagen: „Das brauchen wir nicht."
Nehemias entschiedenes Handeln
Nehemia handelte schnell und entschieden. Er wies die Ratsherren zurecht, die ihre Pflicht versäumt hatten: „Was ist das für eine böse Sache, die ihr da tut, und entheiligt den Sabbattag? Taten das nicht auch eure Väter, und unser Gott brachte all das Unheil über uns und über diese Stadt? Und ihr bringt noch mehr Zorn über Israel dadurch, dass ihr den Sabbat entheiligt!"
Dann befahl er, dass vor dem Sabbat die Stadttore geschlossen und erst nach dem Sabbat wieder geöffnet werden sollten. Er stellte seine eigenen Diener an die Tore, um sicherzustellen, dass seine Befehle befolgt wurden.
Die Händler gaben nicht so leicht auf. Sie blieben über Nacht draußen vor Jerusalem und hofften, doch noch Handel treiben zu können. Aber Nehemia warnte sie: „Warum bleibt ihr über Nacht vor der Mauer? Werdet ihr das noch einmal tun, so werde ich Hand an euch legen." Von da an kamen sie am Sabbat nicht mehr.
Das Problem der Mischehen
Das größte Problem aber waren die Mischehen. Nehemia entdeckte, dass viele Juden Frauen aus heidnischen Völkern geheiratet hatten - aus Asdod, Ammon und Moab. „Und die Hälfte ihrer Kinder sprach asdodisch oder in der Sprache eines der anderen Völker, aber jüdisch konnten sie nicht sprechen."
Das war mehr als nur ein Sprachproblem. Diese Kinder wuchsen auf, ohne ihre eigene Kultur und Religion richtig zu kennen. Sie waren wie Bäume, die zwischen zwei verschiedenen Böden wuchsen und in keinem richtig Wurzeln schlagen konnten.
Nehemia redete ernstlich mit den Missetätern. Er erinnerte sie an König Salomo: „Unter allen Völkern ist kein König wie er aufgekommen, dem Gott so große Weisheit verliehen hatte. Doch götzendienerische Frauen haben sein Herz von Gott abgewandt, und sein Beispiel hat Israel verdorben."
Schwere, aber notwendige Entscheidungen
Was dann geschah, war sehr schwer, aber notwendig. Nehemia forderte, dass alle Mischehen aufgelöst werden mussten. Einige Männer in geistlichen Ämtern baten darum, ihre Frauen behalten zu dürfen. Sie erklärten, sie könnten es nicht über sich bringen, sich von ihnen zu trennen.
Aber Nehemia machte keine Ausnahmen. Rang und Stellung blieben unbeachtet. Wer sich weigerte, seine Verbindung mit Götzendienern abzubrechen, wurde seines Dienstes für den Herrn enthoben. Ein Enkel des Hohenpriesters, der eine Tochter des berüchtigten Sanballat geheiratet hatte, wurde sogar aus Israel verbannt.
„Gedenke ihrer, mein Gott", betete Nehemia, „dass sie das Priestertum befleckt und den Bund des Priestertums und der Leviten gebrochen haben!"
Der Preis der Treue
Wie viel Seelenangst diese notwendige Härte dem treuen Nehemia kostete, wird erst der Gerichtstag offenbaren. Es war ein beständiger Kampf mit widerstrebenden Gruppen. Nur durch Fasten, Demut und Gebet kam ein Fortschritt zustande.
Viele, die Götzenanbeter geheiratet hatten, zogen es vor, mit ihnen in die Verbannung zu gehen. Sie schlossen sich den Samaritern an. Dort errichteten sie sogar einen eigenen Tempel auf dem Berg Garizim als Gegenstück zum Tempel in Jerusalem.
Es war schmerzhaft, aber notwendig. Manchmal muss man schwere Entscheidungen treffen, um das Richtige zu tun.
Die Früchte der Reform
Aber Nehemias Reformen trugen Früchte. Der Erfolg, der seine Bemühungen begleitete, zeigte, was Gebet, Glaube und kluges, energisches Handeln zustande bringen können.
Nehemia war kein Priester und kein Prophet. Er erhob keinen Anspruch auf einen hohen Titel. Er war einfach ein Reformator, der für eine bedeutsame Zeit berufen wurde. Sein Ziel war es, sein Volk mit Gott ins Reine zu bringen.
Von einem großen Vorsatz beseelt, richtete er alle Energie seines Wesens auf dessen Verwirklichung. Starke, unbeugsame Rechtschaffenheit zeichnete seine Bemühungen aus. Das Volk erkannte seine Treue, seine Vaterlandsliebe und seine tiefe Liebe zu Gott. Daher waren alle bereit, ihm zu folgen.
Eine Botschaft für heute
Diese Geschichte von Nehemias Reformen enthält wichtige Lektionen für uns heute:
Erstens: Manchmal ist es notwendig, schwere Entscheidungen zu treffen, um das Richtige zu tun. Nehemia hätte die Augen verschließen und sagen können: „Das geht mich nichts an." Aber er tat es nicht.
Zweitens: Wahre Liebe bedeutet manchmal, streng zu sein. Nehemia liebte sein Volk so sehr, dass er bereit war, unpopuläre Entscheidungen zu treffen, um es zu retten.
Drittens: Reformen beginnen oft bei uns selbst. Bevor wir andere kritisieren, sollten wir unser eigenes Leben prüfen.
Viertens: Gott braucht mutige Menschen, die bereit sind, für das Richtige einzustehen, auch wenn es schwierig ist.
Die wichtigsten Lektionen für dein Herz
Diese ernste Geschichte lehrt uns:
Versprechen, die wir Gott geben, sind wichtig und sollten gehalten werden
Manchmal müssen wir schwere Entscheidungen treffen, um das Richtige zu tun
Gottes Haus und seine heiligen Dinge verdienen Respekt
Der Sabbat ist Gottes besonderes Geschenk und sollte geheiligt werden
Wahre Führung bedeutet manchmal, unpopuläre Entscheidungen zu treffen
Eine persönliche Botschaft für dich
Denk daran: Auch in deinem Leben gibt es vielleicht Dinge, die „reformiert" werden müssen. Vielleicht hast du Versprechen gemacht, die du nicht gehalten hast. Vielleicht gibt es schlechte Gewohnheiten, von denen du dich trennen solltest.
Gott ruft auch dich zu einem Leben der Heiligkeit. Das bedeutet nicht, dass du perfekt sein musst, aber es bedeutet, dass du bereit sein solltest, das Falsche loszulassen und das Richtige zu wählen.
Sei wie Nehemia: mutig, entschlossen und bereit, für das Richtige einzustehen. Gott wird dir die Kraft geben, die du brauchst.
Stell dir vor: Gott schaut auf dich herab und sagt: „Mein liebes Kind, ich sehe dein Herz. Ich weiß, dass du mir gefallen möchtest. Hab Mut! Ich werde dir helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und ein Leben zu führen, das mir Ehre macht."