Es war ein sonniger Morgen im kleinen Maulwurfswinkel. Überall summten Bienen, die Vögel zwitscherten, und die Wiesen leuchteten im frischen Grün. Matti Maulwurf wachte gut gelaunt in seinem weichen Erd-Bettchen auf. Heute wollte er mit seinen Freunden einen großen Buddelhügel bauen. Doch noch bevor er sich auf den Weg machen konnte, kam Papa in die Höhle. Er lächelte breit und berichtete von einer neuen Arbeit. Bald würden sie in ein anderes Maulwurfsdorf ziehen.
Die Nachricht traf Matti mitten ins Herz. Umziehen? In eine andere Höhle? Die Gedanken in seinem Kopf sprangen wild durcheinander. Er fragte sich, wie wohl das neue Zuhause aussehen würde. Ob er dort neue Freunde finden könnte? Und ob er jemals wieder hier buddeln dürfte? Es kribbelte in seinem Bauch, als wären hundert kleine Regenwürmer darin unterwegs.
Kaum war Papa zur Arbeit getrippelt, raste Matti aufgeregt durch die Gänge. Er musste es seinen Freunden erzählen. Als erstes buddelte er zu Leni Wühlmaus. Die war zwar nicht begeistert, dass Matti wie ein lebendiges Gemälde durch ihre Zimmerwand schaute, doch die Nachricht machte sie sofort hellwach. Auch sie war erschrocken und wollte alles wissen. Matti vermutete, dass das neue Dorf ganz weit entfernt sei – vielleicht sogar so weit, dass er seine Freunde nie wiedersehen würde. Kleine Tränchen glitzerten in seinen Augen, die er tapfer wegblinzelte.
Leni reagierte schnell. Sie nahm seine Pfote und lächelte. Für sie stand fest: Freundschaft kennt keine Entfernungen. Egal, wo Matti wohnen würde, er würde immer ihr bester Freund bleiben. Und natürlich würden sie ihn besuchen kommen. Schließlich konnte sie buddeln wie ein Weltmeister. Matti musste schmunzeln. Vielleicht war das alles doch nicht ganz so schlimm.
Gemeinsam machten sich die beiden auf den Weg, um auch Kalle Käfer und Frieda Feldmaus Bescheid zu sagen. Erst waren die Freunde ein bisschen erschrocken, doch dann sprudelten die Ideen. Sie wollten ein Abschiedsfest feiern. Mit Möhrenkuchen, Wiesenblumen und einem Tunnel-Graben-Wettbewerb. Wer am schnellsten bis zur Wurzel buddeln konnte, sollte ein extra großes Stück Kuchen bekommen. Natürlich wurde Matti einstimmig zum Schiedsrichter bestimmt – sein Buddelschwung war ohnehin unschlagbar.
Während die Vorbereitungen begannen, kam auch Paula Kaninchen dazu. Sie staunte nicht schlecht, als sie von dem Umzug hörte. Ihre langen Ohren zuckten nervös, doch dann beschloss auch sie, dass dieser Abschied etwas ganz Besonderes werden sollte. Jeder wollte etwas beitragen: Frieda versprach Kuchen, Paula brachte ihre Trommel mit, und Kalle plante Spiele. Niemand wollte, dass Matti sie jemals vergisst.
Matti war gerührt. So viele Freunde, so viel Herzlichkeit. Und alle wollten ihn unterstützen. Trotz der Traurigkeit wurde ihm dabei ein bisschen leichter ums Herz.
Am nächsten Tag war der ganze Maulwurfswinkel in Aufruhr. Leni band Blumenkränze, Frieda rührte Teig, Paula trommelte ein fröhliches Bumm, und Kalle stellte kleine Schilder für die Spiele auf. Matti überlegte gerade, wo der Wettkampf beginnen sollte, als Mama Maulwurf zu ihm kam. Mit einem Schmunzeln fragte sie, ob Papa ihm eigentlich gesagt habe, wie nah das neue Dorf liege. Es war nämlich nur ein Hügel weiter.
Matti staunte. Nur ein Hügel? Das hatte er irgendwie überhört. Seine Freunde lachten laut los, als sie das erfuhren. Alle dachten schon, Matti würde ans Ende der Welt ziehen. Aber nun war klar: Das Fest sollte trotzdem stattfinden. Alles war vorbereitet, und wer beim Buddel-Wettbewerb schummelte, bekam keinen Kuchen – das war die Regel.
Und so wurde gefeiert: Es wurde gelacht, gebuddelt, geklatscht und Kuchen geschlemmt. Noch lange hörte man das Trommeln und Kichern im ganzen Maulwurfswinkel. An diesem Tag wurde allen klar, wie wunderbar es ist, gute Freunde zu haben, die einen trösten, zum Lachen bringen – und wie schön es ist, selbst so ein Freund zu sein.