Kennst du das, wenn jemand etwas Gutes aufgebaut hat, aber die nächste Person es kaputt macht? So ähnlich war es in Babylon!
Gegen Ende von Daniels langem Leben fanden in dem Land, in das er und seine hebräischen Gefährten mehr als sechzig Jahre zuvor als Gefangene geführt worden waren, große Veränderungen statt.
Nebukadnezar, der große König, der am Ende seines Lebens gelernt hatte, Gott zu ehren, war gestorben. Babylon, „die in aller Welt berühmte" Stadt, war unter die Herrschaft seiner Nachfolger geraten. Und diese neuen Herrscher waren nicht so weise wie er.
Das Ergebnis war eine allmähliche, aber sichere Schwächung des großen Reiches.
Belsazar - Ein Enkel, der nichts gelernt hat
Durch die Torheit und Schwäche Belsazars, des Enkels Nebukadnezars, sollte das stolze Babylon bald untergehen. Belsazar war schon in seiner Jugend zum Mitherrscher gemacht worden. Er sonnte sich in seiner Macht, sein Herz wurde stolz und wandte sich gegen den Gott des Himmels.
Dabei hatte er sehr oft Gelegenheit gehabt, den göttlichen Willen kennenzulernen! Er wusste, dass sein Großvater durch Gottes Beschluss aus der menschlichen Gesellschaft verbannt worden war. Er kannte auch Nebukadnezars wunderbare Bekehrung und Wiedereinsetzung.
Doch Belsazar ließ es zu, dass die Liebe zum Vergnügen und zur Selbstverherrlichung die wichtigen Lehren verwischten, die er nie hätte vergessen sollen. Er verschwendete die ihm so freundlich gewährten Gelegenheiten und versäumte es, die Wahrheit gründlicher kennenzulernen.
An dem, was Nebukadnezar schließlich um den Preis großer Leiden und Demütigungen gewonnen hatte, ging Belsazar gleichgültig vorüber.
Gefahr vor den Toren - Wenn Könige sorglos werden
Es dauerte nicht lange, da kamen auch schon große Schwierigkeiten. Babylon wurde von Cyrus, dem Neffen des Darius und kommandierenden General der vereinigten Heere der Meder und Perser, belagert.
Doch innerhalb der scheinbar uneinnehmbaren Festung mit ihren massiven Mauern und bronzenen Toren, vom Euphrat-Fluss geschützt und reichlich mit Lebensmitteln versehen, fühlte sich der vergnügungssüchtige König sicher. Er verbrachte seine Zeit in Ausgelassenheit und Feiern.
Stell dir das vor! Während draußen Feinde die Stadt belagerten, dachte der König nur an Partys und Vergnügen!
Das große Fest - Wenn Menschen Gott herausfordern
Aus Stolz und Überheblichkeit sich leichtsinnig in Sicherheit wiegend, veranstaltete Belsazar „ein herrliches Mahl für seine tausend Mächtigen und trank mit ihnen."
Alle Reize, über die Reichtum und Macht verfügen, vermehrten den Glanz dieser Szene. Wunderschöne Frauen waren bei dem königlichen Festmahl unter den Gästen. Kluge und gebildete Männer waren anwesend. Fürsten und Staatsmänner tranken Wein wie Wasser und gaben sich seiner berauschenden Wirkung hin.
Die Vernunft des Königs war durch Trunkenheit ausgeschaltet. Seine schlechten Triebe und Leidenschaften begannen nun zu herrschen, und er übernahm selbst die Leitung dieser zügellosen Feier.
Die heiligen Gefäße - Wenn Respektlosigkeit zu weit geht
Während das Festmahl weiterging, „ließ er die goldenen und silbernen Gefäße herbringen, die Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem weggenommen hatte, damit der König mit seinen Mächtigen, mit seinen Frauen und Nebenfrauen daraus trinke."
Der König wollte beweisen, dass nichts zu heilig war, um nicht mit seinen Händen berührt zu werden. „Da wurden die goldenen und silbernen Gefäße herbeigebracht, und der König, seine Mächtigen, seine Frauen und Nebenfrauen tranken daraus. Und als sie so tranken, lobten sie die goldenen, silbernen, bronzenen, eisernen, hölzernen und steinernen Götter."
Das war eine schreckliche Respektlosigkeit! Diese Gefäße waren für den Gottesdienst im Tempel gemacht worden. Jetzt wurden sie für ein wildes Fest missbraucht, während die Menschen falsche Götter lobten!
Der unsichtbare Wächter - Wenn Gott alles sieht
Belsazar hatte keine Ahnung, dass es einen himmlischen Zeugen seiner respektlosen Feier gab. Ein göttlicher Wächter blickte unerkannt auf das Bild der Entweihung herab, hörte den frechen Jubel und sah den Götzendienst mit an.
Bald jedoch machte der ungebetene Gast seine Anwesenheit spürbar.
Als die wilde Feier ihren Höhepunkt erreichte, erschien eine Hand - aber es war keines Menschen Hand - und schrieb auf die Wände des Palastes Buchstaben, die wie Feuer glänzten. Worte, die den vielen Anwesenden zwar unbekannt waren, aber auf den König und seine Gäste wie ein böses Vorzeichen wirkten.
Schrecken und Stille - Wenn Gott spricht
Verstummt war die lärmende Fröhlichkeit! Männer und Frauen, von namenlosem Schrecken erfasst, sahen zu, wie die Hand langsam geheimnisvolle Buchstaben schrieb.
Vor ihren Augen zogen wie in einem Film die Taten ihres sündigen Lebens vorüber. Ihnen war, als stünden sie vor dem Gericht des ewigen Gottes, dessen Macht sie eben noch herausgefordert hatten.
Wo einige Augenblicke zuvor noch Heiterkeit geherrscht hatte und respektlose Reden geführt worden waren, gab es jetzt bleiche Gesichter und angstvolle Rufe. Wenn Gott Menschen mit Furcht erfüllt, können sie die Heftigkeit ihres Schreckens nicht verbergen.
Der König zittert - Wenn Stolz zusammenbricht
Am meisten entsetzt war Belsazar. Er trug mehr als alle anderen die Verantwortung für den Aufruhr gegen Gott, der in jener Nacht im babylonischen Reich seinen Höhepunkt erreichte.
In der Gegenwart des unsichtbaren Wächters, der den vertrat, dessen Macht herausgefordert und dessen Name gelästert worden war, stand der König von Furcht gelähmt. „Seine Hüftgelenke wurden kraftlos, und seine Knie schlugen aneinander."
Belsazar hatte sich frech gegen den Gott des Himmels erhoben. Er hatte auf seine eigene Macht vertraut und nicht damit gerechnet, dass es jemand wagen würde, ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Doch jetzt erkannte er, dass er Rechenschaft ablegen musste und dass er keine Entschuldigung hatte.
Die Weisen können nicht helfen - Wenn menschliche Weisheit versagt
Vergeblich versuchte der König die Flammenschrift zu lesen. In dieses Geheimnis vermochte er nicht einzudringen. Hier offenbarte sich eine Macht, die er weder verstehen noch leugnen konnte.
Verzweifelt suchte er Hilfe bei den Weisen seines Reiches. Sein verstörter Schrei hallte über die Anwesenden, als er die Astrologen, Chaldäer und Wahrsager aufforderte, die Schrift zu lesen.
Ihnen versprach er: „Wer diese Schrift lesen kann und mir sagt, was sie bedeutet, der soll mit Purpur gekleidet werden und eine goldene Kette um den Hals tragen und der Dritte in meinem Königreich sein."
Doch der Aufruf an seine vertrauten Ratgeber war trotz der angebotenen reichen Belohnung vergeblich. Himmlische Weisheit kann man nicht kaufen oder verkaufen. „Alle Weisen des Königs konnten weder die Schrift lesen noch die Deutung dem König kundtun."
Sie waren ebenso wenig fähig, die geheimnisvollen Schriftzeichen zu lesen, wie die weisen Männer einer früheren Zeit die Träume Nebukadnezars hatten deuten können.
Die Königinmutter erinnert sich - Wenn Erfahrung hilft
Da fiel der Königinmutter ein, dass Daniel vor mehr als einem halben Jahrhundert dem König Nebukadnezar Träume gedeutet hatte.
„Der König lebe ewig!" sagte sie. „Lass dich von deinen Gedanken nicht so erschrecken! Es ist ein Mann in deinem Königreich, der den Geist der heiligen Götter hat. Denn zu deines Großvaters Zeiten fand sich bei ihm Erleuchtung, Klugheit und Weisheit. Dein Großvater setzte ihn über die Zeichendeuter, Weisen, Gelehrten und Wahrsager, weil ein außergewöhnlicher Geist bei ihm gefunden wurde - Verstand und Klugheit, Träume zu deuten und Geheimnisse zu offenbaren. Das ist Daniel. So rufe man nun Daniel; der wird sagen, was es bedeutet."
Daniel wird gerufen - Wenn Gott seinen Diener braucht
„Da wurde Daniel vor den König geführt." Belsazar bemühte sich, seine Fassung wiederzugewinnen, und sprach zu dem Propheten:
„Bist du Daniel, einer der Gefangenen aus Juda? Ich habe von dir sagen hören, dass du den Geist der heiligen Götter hast und Erleuchtung, Verstand und hohe Weisheit bei dir zu finden ist. Nun habe ich die Weisen und Gelehrten rufen lassen, damit sie mir diese Schrift lesen und kundtun sollen, was sie bedeutet; aber sie können mir nicht sagen, was sie bedeutet."
„Von dir aber höre ich, dass du Deutungen zu geben und Geheimnisse zu offenbaren vermagst. Kannst du nun die Schrift lesen und mir sagen, was sie bedeutet, so sollst du mit Purpur gekleidet werden und eine goldene Kette um deinen Hals tragen und der Dritte in meinem Königreich sein."
Daniels mutige Antwort - Wenn Wahrheit wichtiger ist als Belohnung
Unbeeindruckt von den Versprechungen des Königs stand Daniel in der ruhigen Würde eines Dieners des Allerhöchsten vor der angsterfüllten Menge - nicht um schmeichelhafte Worte auszusprechen, sondern um eine ernste Botschaft zu deuten.
„Behalte deine Gaben und gib dein Geschenk einem anderen," sagte er. „Ich will dennoch die Schrift dem König lesen und kundtun, was sie bedeutet."
Der Prophet erinnerte Belsazar zuerst an Dinge, die ihm vertraut waren und ihn doch nicht die Demut gelehrt hatten, die ihn hätte retten können. Er sprach von Nebukadnezars Sünde und Fall und davon, wie Gott mit ihm verfuhr - wie er ihm Herrschaft und Ruhm verlieh, wie das göttliche Urteil wegen seines Stolzes über ihn erging und er daraufhin die Macht und Barmherzigkeit des Gottes Israels anerkannte.
Eine ernste Zurechtweisung - Wenn Wahrheit schmerzt
Dann tadelte Daniel Belsazar mutig und nachdrücklich wegen seiner schlimmen Respektlosigkeit. Er hielt dem König seine Sünde vor und zeigte ihm, was er hätte lernen können, aber nicht gelernt hatte.
Belsazar hatte die Erfahrung seines Großvaters nicht richtig verstanden und auch nicht die warnenden Ereignisse beachtet, die für ihn selbst so bedeutungsvoll waren. Ihm war die Gelegenheit geschenkt worden, den wahren Gott kennenzulernen und ihm zu gehorchen, aber er hatte sie unbeachtet gelassen.
„Du, Belsazar," erklärte der Prophet, „hast dein Herz nicht gedemütigt, obwohl du das alles wusstest, sondern hast dich gegen den Herrn des Himmels erhoben. Die Gefäße seines Hauses hat man vor dich bringen müssen, und du, deine Mächtigen, deine Frauen und Nebenfrauen, ihr habt daraus getrunken. Dazu hast du die silbernen, goldenen, bronzenen, eisernen, hölzernen, steinernen Götter gelobt, die weder sehen noch hören noch fühlen können. Den Gott aber, der deinen Atem und alle deine Wege in seiner Hand hat, hast du nicht verehrt. Darum wurde von ihm diese Hand gesandt und diese Schrift geschrieben."
Die Schrift an der Wand - Wenn Gott sein Urteil spricht
Der Prophet wandte sich der vom Himmel gesandten Botschaft an der Wand zu und las: „Mene mene tekel u-parsin."
Die Hand, die diese Schriftzeichen geschrieben hatte, war nicht mehr zu sehen, aber die vier Worte erglänzten weiterhin in schrecklicher Deutlichkeit.
Und nun lauschten die Anwesenden mit angehaltenem Atem der Erklärung des betagten Propheten: „Sie bedeutet dies: Mene - das ist: Gott hat dein Königtum gezählt und beendet. Tekel - das ist: man hat dich auf der Waage gewogen und zu leicht befunden. Peres - das ist: dein Reich ist zerteilt und den Medern und Persern gegeben."
Die letzte Nacht - Wenn Gottes Geduld zu Ende ist
Während der König noch im Festsaal weilte, erreichte ihn eine Botschaft: Seine Stadt sei genommen worden von dem Feind, vor dessen Plänen er sich so sicher gefühlt hatte.
Die Furten seien bereits besetzt, und die Kriegsleute verzagt. Gerade als er und seine Edlen aus den heiligen Gefäßen tranken und ihre Götzen priesen, drangen die Meder und Perser in die Stadt ein. Sie hatten den Euphrat aus seinem Strombett abgeleitet und kamen nun durch das unbewachte Stadttor.
Das Heer des Cyrus stand bereits an den Palastmauern. Die Stadt war wie mit Heuschrecken von Soldaten angefüllt, deren Siegesgeschrei die Verzweiflungsrufe der überraschten Zecher übertönte.
Das Ende eines Reiches - Wenn Stolz fällt
„In derselben Nacht wurde Belsazar, der König der Chaldäer, getötet", und ein fremder Herrscher nahm den Thron ein.
Die hebräischen Propheten hatten diesen Untergang lange vorausgesagt. Sie hatten ausgerufen: „Wie ist Scheschach gefallen und die in aller Welt Berühmte eingenommen! Wie ist Babel zum Bild des Entsetzens geworden!"
Die wichtigste Lektion - Was wir lernen können
Diese Geschichte lehrt uns:
Erstens: Stolz kommt vor dem Fall.
Zweitens: Gott ist geduldig, aber nicht für immer.
Drittens: Wahre Größe liegt nicht in Macht, sondern in Demut.
Viertens: Wir sollten aus den Erfahrungen anderer lernen.
Fünftens: Gott sieht alles, auch wenn wir denken, er sei nicht da.
Denk daran: Gott liebt dich, aber er duldet keine Respektlosigkeit. Er möchte, dass wir ihm mit Ehrfurcht und Liebe begegnen.
Gottes Plan geht weiter
Auch wenn ein Königreich fällt, bleibt Gottes Plan bestehen. Er führt die Geschichte weiter - manchmal auf Wegen, die wir nicht verstehen.
Vertraue darauf: Gott ist treu, gerecht und liebevoll. Auch wenn die Welt um uns herum unsicher erscheint, kann er uns beschützen und leiten.