Die geheimnisvolle Ankunft
Weißt du, was es bedeutet, wenn jemand mit einem wichtigen Auftrag ankommt? Genau das geschah, als Nehemia endlich in Jerusalem ankam. Seine Reise war sicher verlaufen - die Briefe des Königs hatten ihm überall Respekt und Hilfe verschafft.
Aber seine Ankunft mit einer Militäreskorte erregte sofort Aufmerksamkeit. Die Feinde der Juden - Sanballat der Horoniter, Tobia der Ammoniter und Geschem der Araber - wurden misstrauisch. Sie ahnten, dass dieser Mann Veränderungen bringen würde, die ihnen nicht gefallen würden.
Nehemia war klug. Er verriet niemandem sofort, warum er gekommen war. Stattdessen wählte er einige vertrauenswürdige Männer aus und erzählte nur ihnen von seinem Plan. Er wusste: Wenn seine Feinde zu früh von seinem Vorhaben erfuhren, würden sie alles tun, um ihn zu stoppen.
Der nächtliche Rundgang
In der dritten Nacht nach seiner Ankunft geschah etwas Geheimnisvolles. Um Mitternacht stand Nehemia auf und schlich sich mit einigen zuverlässigen Begleitern aus der Stadt. Auf seinem Maultier ritt er durch die dunklen Straßen Jerusalems.
Was er sah, brach ihm das Herz. Die Mauern lagen in Trümmern, die Tore waren vom Feuer verzehrt. Überall sah er Steine und Schutt - die traurigen Überreste dessen, was einst eine stolze und mächtige Stadt gewesen war.
Stell dir vor: Da ritt ein Mann durch die Ruinen seiner Heimatstadt, und sein Herz war voller Schmerz und Hoffnung zugleich. Schmerz über das, was zerstört war - und Hoffnung auf das, was wieder aufgebaut werden konnte.
„Die Ratsherren wussten nicht, wohin ich gegangen war und was ich gemacht hatte", schrieb Nehemia später. Sein geheimer Rundgang sollte ihm helfen, die Lage genau zu verstehen, bevor er handelte.
Der große Aufruf
Am nächsten Morgen rief Nehemia alle Juden zusammen. Was er ihnen sagte, veränderte alles.
Er erzählte ihnen von ihrer Schmach unter den Heiden. Er berichtete, wie er in einem fernen Land von ihrer Not gehört und für sie gebetet hatte. Und dann erzählte er ihnen das Wunderbare: Gott hatte sein Gebet erhört! Der König hatte ihm nicht nur die Erlaubnis gegeben zu kommen, sondern ihm auch alle nötige Unterstützung versprochen.
„Seht ihr nicht", sagte Nehemia, „dass die Hand Gottes über uns ist? Auch der König steht hinter uns. Lasst uns aufstehen und die Mauer bauen!"
Diese Worte wirkten wie ein Funke, der trockenes Gras entzündet. Die Menschen, die so lange entmutigt gewesen waren, fühlten plötzlich neue Hoffnung in ihren Herzen.
„Ja, wir wollen darangehen und bauen!", riefen sie einstimmig. „Und sie ermutigten sich gegenseitig dazu, das gute Werk in Angriff zu nehmen."
Die Spötter und Zweifler
Aber nicht alle freuten sich über diese Nachricht. Als die Feinde Israels hörten, was die Juden vorhatten, lachten sie höhnisch.
„Was ist das, was ihr da macht?", spotteten sie. „Wollt ihr vom König abfallen?"
Doch Nehemia ließ sich nicht einschüchtern. Mit fester Stimme antwortete er: „Der Gott des Himmels wird es uns gelingen lassen! Denn wir, seine Knechte, haben uns aufgemacht und bauen wieder auf. Für euch aber gibt es keinen Anteil, kein Anrecht und kein Gedenken in Jerusalem."
Die Arbeit beginnt
Und dann begann das große Werk! Nehemia teilte die Menschen in Gruppen ein. Jede Gruppe bekam einen bestimmten Abschnitt der Mauer zugeteilt. Viele bauten „gegenüber ihrem Hause" - sie reparierten den Teil der Mauer, der direkt vor ihrem eigenen Zuhause lag.
Die Priester gehörten zu den ersten, die mit Begeisterung mitarbeiteten. Ihre Bereitschaft ermutigte viele andere. Die meisten Fürsten und Oberen Israels kamen ihrer Pflicht vorbildlich nach.
Allerdings gab es auch einige, wie die Vornehmen von Thekoa, die „ihren Nacken nicht unter den Dienst ihres Herrn beugten". Sie wollten nicht mithelfen, obwohl sie wussten, dass es Gottes Werk war.
Aber die meisten Menschen waren voller Begeisterung! Überall an der fünf Kilometer langen Mauer wurde gehämmert, gebaut und gearbeitet. Nehemia war überall zu sehen - er ermutigte die Furchtsamen, spornte die Trägen an und lobte die Fleißigen.
Der Widerstand wächst
Je weiter die Arbeit voranschritt, desto wütender wurden die Feinde. Sanballat rief spöttisch: „Was machen die ohnmächtigen Juden? Werden sie aus den Schutthaufen die Steine lebendig machen, die doch verbrannt sind?"
Und Tobia fügte noch abfälliger hinzu: „Lass sie nur bauen! Wenn ein Fuchs auf ihre steinerne Mauer hinaufspringt, reißt er sie ein!"
Aber die Juden ließen sich nicht entmutigen. „Das Volk gewann neuen Mut zu arbeiten", schreibt die Bibel. Das Bauvorhaben ging voran, bis die Lücken ausgefüllt waren und die ganze Mauer bis zur Hälfte ihrer geplanten Höhe aufgerichtet war.
Die Verschwörung
Als die Feinde sahen, wie erfolgreich die Arbeit voranging, wurden sie überaus wütend. Sie trafen sich zur Beratung und „verschworen sich alle zusammen, sie wollten hinziehen, um Jerusalem anzugreifen".
Zur gleichen Zeit wurden auch einige Juden unzufrieden. „Die Kraft der Lastträger ist erschöpft", klagten sie, „und des Schuttes ist zu viel. Wir können nicht mehr an der Mauer arbeiten!"
Andere Juden, die in der Nachbarschaft wohnten, aber nicht mitarbeiteten, verbreiteten die Gerüchte der Feinde und versuchten, den Mut der Bauleute zu schwächen.
Nehemias weise Antwort
Aber Nehemia ließ sich nicht entmutigen. Spott und Hohn, Feindschaft und Drohungen machten ihn nur noch entschlossener.
„Wir aber beteten zu unserm Gott", berichtete er, „und stellten gegen sie Tag und Nacht Wachen auf."
Dann stellte er bewaffnete Männer an den schwächsten Stellen der Mauer auf. Als er sah, dass das Volk Angst hatte, sprach er zu ihnen: „Fürchtet euch nicht vor ihnen! Gedenkt an den Herrn, der groß und furchtbar ist, und streitet für eure Brüder, Söhne, Töchter, Frauen und Häuser!"
Arbeiten mit dem Schwert
Von da an wurde die Arbeit anders organisiert. Die Hälfte der Männer arbeitete an der Mauer, während die andere Hälfte Wache hielt. „Die da Lasten trugen, arbeiteten so: mit der einen Hand taten sie die Arbeit, und mit der anderen hielten sie die Waffe. Und ein jeder, der baute, hatte sein Schwert um die Lenden gegürtet und baute so."
Stell dir das vor: Männer, die mit einer Hand Steine trugen und mit der anderen ein Schwert hielten! Frauen, die beim Mörtel mischen immer auf der Hut waren. Kinder, die Wasser brachten und dabei ängstlich um sich blickten.
Neben Nehemia stand ein Trompeter, und an verschiedenen Stellen der Mauer waren Priester mit Trompeten aufgestellt. Wenn irgendwo Gefahr drohte, ertönte ein Signal, und sofort eilten alle Kämpfer dorthin.
Tag und Nacht im Einsatz
„So arbeiteten wir am Bau", berichtete Nehemia, „während die Hälfte die Spieße bereit hielt, vom Aufgang der Morgenröte, bis die Sterne hervorkamen."
Die Menschen aus den umliegenden Dörfern wurden aufgefordert, innerhalb der Mauern zu wohnen, um besser geschützt zu sein und schneller zur Arbeit zu kommen.
Nehemia und seine Gefährten schreckten vor keinen Entbehrungen zurück. Weder am Tag noch in der Nacht, ja nicht einmal während der kurzen Schlafenszeit, zogen sie ihre Kleidung aus oder legten ihre Rüstung ab.
Gottes treue Hilfe
Durch all diese Schwierigkeiten hindurch verlor Nehemia nie das Vertrauen. „Der Gott des Himmels wird es uns gelingen lassen!", rief er immer wieder. Diese Worte ließen die Herzen aller Arbeiter höher schlagen.
Als die Feinde merkten, dass ihre Pläne bekannt geworden waren und Gott ihre Ratschläge zunichte gemacht hatte, gaben sie vorerst auf. Die Juden konnten wieder ruhiger arbeiten.
Satan hatte versucht, das Werk zu stoppen - durch offene Feinde und durch falsche Freunde. Aber Gott war stärker. Sein Werk ging weiter.
Die wichtigsten Lektionen für dein Herz
Diese spannende Geschichte lehrt uns so viele wichtige Dinge:
Erstens: Gott hat einen Plan, auch wenn alles hoffnungslos aussieht. Nehemia sah nur Trümmer, aber Gott sah eine wiederaufgebaute Stadt.
Zweitens: Beten und Arbeiten gehören zusammen. Nehemia betete nicht nur - er handelte auch.
Drittens: Manchmal müssen wir trotz Widerstand weitermachen. Die Feinde spotteten und drohten, aber die Juden bauten weiter.
Viertens: Teamwork ist wichtig. Jeder hatte seine Aufgabe, und alle arbeiteten zusammen.
Fünftens: Gott beschützt die, die für ihn arbeiten. Auch wenn Gefahren drohen, ist er bei uns.
Eine persönliche Botschaft für dich
Denk daran: Auch in deinem Leben gibt es vielleicht „zerbrochene Mauern" - Dinge, die repariert werden müssen. Vielleicht zerbrochene Freundschaften, schlechte Gewohnheiten oder Träume, die aufgegeben wurden.
Gott kann dir helfen, diese „Mauern" wieder aufzubauen. Du musst nicht alles allein schaffen. Bete wie Nehemia, arbeite fleißig, und vertraue darauf, dass Gott dir hilft.
Manchmal werden andere über deine Träume spotten, wie die Feinde über die Juden gespottet haben. Lass dich nicht entmutigen! Gott ist größer als alle Spötter.
Stell dir vor: Gott schaut auf dich herab und lächelt. Er sagt: „Ich habe große Pläne für dich. Vertraue mir, arbeite fleißig, und ich werde dir helfen, alle ‚Mauern' in deinem Leben wieder aufzubauen."