Die Bibel – Teil 8: Abraham und der große Ruf Gottes

Die Bibel – Teil 8: Abraham und der große Ruf Gottes

Martin Zimmermann |

Die Menschen hatten den einen, wahren Gott fast vergessen. Nachdem sie nach dem großen Turmbau zu Babel in alle Richtungen der Erde gezogen waren, begannen viele von ihnen, ihre eigenen Götter zu erfinden. Überall bauten sie bunte Statuen und verehrten Figuren, die sie selbst erschaffen hatten – Statuen, die weder hören noch sprechen konnten und den Menschen keine Hilfe bringen konnten.

Doch Gott wusste alles, was geschah, und sorgte dafür, dass sein Licht nicht erlischt. Auch in dieser dunklen Zeit gab es Menschen, die ihm treu blieben. Es waren die Nachkommen der gottesfürchtigen Menschen aus früheren Generationen – Menschen wie Adam, Seth, Henoch und Noah. Diese Vorfahren hatten Gottes Wahrheit wie eine leuchtende Fackel weitergegeben, die von Generation zu Generation weitergetragen wurde. So blieb Gottes Licht in der Welt, auch wenn es manchmal nur wie ein kleiner Funke wirkte.

In dieser dunklen Zeit lebte auch Abraham, ein Nachkomme von Noahs Sohn Sem. Doch Abrahams Familie wurde von den Götzen und Bräuchen ihrer Umgebung stark beeinflusst. Obwohl sie einst an Gott geglaubt hatten, ließen sie sich schließlich von den fremden Göttern verführen und „dienten anderen Göttern“ (Josua 24,2).

Doch Abraham war anders. Sein Herz war stark und treu. Er hielt fest am Glauben an den einen Gott und ließ sich nicht vom Götzendienst um ihn herum beeinflussen. Abraham wusste tief in seinem Herzen, dass es nur einen wahren Gott gab, und ihm allein wollte er dienen.

Gott war berührt von Abrahams festem Glauben. Er sah das reine Herz dieses Mannes und beschloss, Abraham eine besondere Aufgabe zu geben. Gott wollte, dass Abraham und seine Familie seine Liebe und seinen Segen weiter in die Welt tragen. So wählte er Abraham aus, damit durch ihn Gottes Licht und Liebe auf der Erde erhalten blieben.

Ein besonderes Versprechen

Eines Tages hörte Abraham plötzlich die Stimme Gottes. Ein Gefühl von Ehrfurcht und Staunen überkam ihn, vielleicht sogar ein leichtes Beben, als er die Worte vernahm: „Ich will dich zu einem großen Volk machen und dich segnen. Dein Name wird bekannt sein, und du wirst für viele Menschen ein Segen sein.“

Abraham war wie gebannt, als Gott ihm ein Versprechen gab – eines, das größer war, als er es sich jemals hätte vorstellen können. Doch Gott sagte noch mehr: „Aus deiner Familie wird eines Tages der Retter der Welt kommen.“ Diese Worte gingen tief in Abrahams Herz. Freude und Ehrfurcht erfüllten ihn – seine Familie sollte einmal der Welt Hoffnung bringen.

Aber bevor all das geschehen konnte, spürte Abraham, wie Gott ihm eine Frage in sein Herz legte: „Wirst du mir wirklich vertrauen? Bist du bereit, dein Land, deine Freunde und sogar deine Familie zu verlassen und mir zu folgen, wohin ich dich führe?“

Abraham hielt inne. Der Gedanke, alles Vertraute hinter sich zu lassen, war gewaltig. Doch tief in seinem Herzen wusste er die Antwort. Ja, er würde Gott vertrauen, auch wenn der Weg ungewiss war. Er würde den Mut haben, Gott zu folgen, wohin dieser ihn auch führen mochte.

Der Aufbruch ins Ungewisse

Kurz darauf hörte Abraham Gottes Ruf erneut, diesmal mit einer klaren Anweisung: „Verlass dein Heimatland und geh in ein Land, das ich dir zeigen werde.“ Abraham wusste, dass dies der Beginn seiner großen Reise war. Diese Worte verlangten einen mutigen Schritt – einen Schritt ins Unbekannte, weg von allem, was ihm vertraut war. Doch Abraham spürte wieder in seinem Herzen, dass er diesen Ruf annehmen musste, auch wenn er das Ziel noch nicht kannte.

Also packte er seine Sachen, und die ganze Familie begann, sich vorzubereiten. Diener beluden die Kamele, Kinder liefen aufgeregt hin und her, und einige seiner Verwandten, darunter auch sein Vater Tharah, begleiteten ihn zunächst bis in die Stadt Haran. Dort machten sie Halt, und Abraham könnte gedacht haben, dass dies das Ziel der Reise sein würde.

Doch nach einiger Zeit hörte er erneut die Stimme Gottes, die ihm sagte, weiterzugehen. Diesmal spürte Abraham, dass dies der endgültige Abschied war. Nur noch seine Frau Sara und sein Neffe Lot waren bereit, mit ihm ins Unbekannte zu ziehen. Es war ein Abschied voller Fragen – was würde sie auf der Reise erwarten? Und wie würde das Land aussehen, das Gott ihnen versprochen hatte?

Mit einer großen Gruppe von Dienern und Tieren brachen sie schließlich auf, ohne genau zu wissen, wohin der Weg sie führen würde. Jeden Tag ging die Reise weiter, und Abraham schaute oft in den weiten Himmel, fragte sich, was hinter dem nächsten Hügel oder der nächsten Flussbiegung auf sie warten würde. Vielleicht schaute er nachts in die Sterne, als wollte er dort die Antwort auf seine Fragen finden: „Gott, wohin führst du uns?“

Tief in seinem Herzen trug Abraham jedoch eine stille Gewissheit. Auch wenn der Weg voller Geheimnisse war, vertraute er darauf, dass Gott ihn und seine Familie sicher führen würde. Schritt für Schritt, Tag für Tag, setzte Abraham die Reise fort, getragen von dem Vertrauen, dass Gott immer an seiner Seite war und sie nie allein lassen würde.

Ein Land voller Segen – und voller Herausforderungen

Nach einer langen, staubigen Reise voller Abenteuer und Mühen erreichte Abraham endlich das Land, das Gott ihm versprochen hatte: Kanaan. Vor ihm erstreckte sich ein Land, das schöner war, als er es sich jemals vorgestellt hatte. Weite, grüne Täler, sanfte Hügel, die sich gegen den Himmel wölbten, und klare Bäche, die munter durch das Land plätscherten. Abraham atmete tief ein und spürte die Frische des Landes. Es roch nach Erde, nach Blättern und ein wenig nach süßen Früchten.

Er schlug sein Zelt im Schatten einer großen Eiche auf und blickte über die Felder, auf denen Olivenbäume standen, Weinstöcke sich rankten und Feigen- und Granatapfelbäume in der Sonne glänzten. Doch auch wenn das Land wunderschön war, spürte Abraham ein leichtes Unbehagen. Denn das Land war nicht leer.

Überall lebten Menschen, die fremde Götter anbeteten. Auf den Hügeln standen Altäre, die Abraham nicht kannte, und er sah die Menschen, wie sie Opfer darbrachten und Gebete murmelten. Ein Gedanke nagte in ihm: Würde er und seine Familie hier Frieden finden? War dies wirklich das Land, das Gott ihnen geben wollte?

Da hörte er erneut Gottes Stimme, die klar und beruhigend sprach: „Deinen Nachkommen will ich dieses Land geben.“ Diese Worte erfüllten Abraham mit einer tiefen Zuversicht. Gott war mit ihm, auch hier, und er würde ihn niemals allein lassen. Er fühlte sich gestärkt und voller Mut – sein Vertrauen in Gott war wie ein festes Licht, das ihn auch in der Dunkelheit leitete.

Dankbar baute Abraham einen Altar für Gott, gleich dort, neben seinem Zelt, und betete zu ihm. Jeden Morgen und jeden Abend stand er an diesem Altar, lobte Gott und dankte ihm. Von da an, wohin Abraham auch zog, ließ er immer einen Altar zurück, als Zeichen seiner Dankbarkeit und seines Glaubens. So wusste jeder, der vorbeikam, dass hier jemand gelebt hatte, der dem einen wahren Gott vertraute.

Ein harter Test: Die große Dürre

Nach einiger Zeit, in der Abraham in Kanaan lebte, geschah etwas, das alle in Sorge versetzte. Die Regenwolken blieben aus, und Tag für Tag brannte die Sonne heiß und trocken vom Himmel herab. Die frischen Bäche, die das Land zuvor durchzogen hatten, begannen auszutrocknen, und die Flüsse verwandelten sich in leere, staubige Betten. Die Tiere suchten vergeblich nach Gras zum Fressen, und die Menschen im Lager waren voller Sorge. Wenn der Regen nicht bald käme, was sollte dann aus ihnen werden?

Die Dürre brachte eine schwere Prüfung für Abraham. Manchmal hörte er, wie die Menschen flüsterten: „Vielleicht sollten wir zurückgehen in unser altes Land, zurück nach Chaldäa, wo es reichlich Wasser und Nahrung gibt.“ Und vielleicht fragte sich Abraham selbst, ob sie es schaffen würden. Doch tief in seinem Herzen erinnerte er sich an Gottes Versprechen: „Ich will dich segnen und dir einen großen Namen machen.“

Abraham spürte, dass dies eine Zeit des Vertrauens war – eine Zeit, in der er auf Gott setzen musste, auch wenn alles um ihn herum düster aussah. Also traf er eine mutige Entscheidung. Er führte seine Familie und die Herden nach Ägypten, wo es noch Wasser und Futter gab. Doch in seinem Herzen wusste er: Diese Reise nach Ägypten war nur vorübergehend. Eines Tages würde er zurück nach Kanaan gehen, zurück in das Land, das Gott ihm versprochen hatte.

Und so blieb Abraham standhaft. Er ließ sich nicht von Angst oder Zweifeln leiten, sondern hielt an Gottes Verheißungen fest. Selbst in dieser schweren Zeit wusste Abraham, dass Gott ihn nicht verlassen hatte. Diese Prüfung sollte ihm zeigen, dass Gott auch in den härtesten Momenten bei ihm war und dass sein Glaube stark genug war, um auch große Herausforderungen zu überstehen.

Manchmal lässt Gott auch uns durch schwierige Zeiten gehen, damit wir lernen, ihm zu vertrauen. In solchen Momenten dürfen wir wissen: Auch wenn der Weg hart ist, sind wir niemals allein. So wie Gott Abraham durch die Dürre geführt hat, so ist er auch bei uns, und wir können auf ihn vertrauen – jeden Schritt des Weges.

Abrahams Schwäche und Gottes Schutz

Als Abraham mit seiner Familie nach Ägypten kam, überkam ihn eine Unruhe, die tief in ihm nagte. Seine Frau Sara war wunderschön, und ein Gedanke ließ ihm keine Ruhe: „Was, wenn der mächtige ägyptische König sie sieht und sie zu seiner Frau machen will?“

In seiner Angst traf Abraham eine Entscheidung, die ihn später noch beschäftigen würde. Er sagte den Ägyptern, dass Sara seine Schwester sei, um sich selbst zu schützen. Vielleicht hoffte er, dass dies die Gefahr von ihnen abwenden würde. Aber was Abraham nicht bedachte: Diese Entscheidung brachte Sara selbst in große Gefahr.

Der König von Ägypten hörte von Saras Schönheit und ließ sie in seinen Palast holen. Die Türen schlossen sich hinter ihr, und Abraham hatte das Gefühl, sie für immer zu verlieren. Doch Gott wusste, was geschehen war, und er schützte Sara. Plötzlich begannen der König und seine Familie zu erkranken. Die Krankheit verbreitete sich so schnell, dass alle im Palast beunruhigt waren.

Der König fragte sich, was dieses Unglück wohl ausgelöst haben könnte. Schließlich erkannte er die Wahrheit: Sara war Abrahams Frau, nicht seine Schwester. Der König ließ Abraham rufen, und mit einem tiefen Seufzen der Enttäuschung sagte er: „Warum hast du mir das angetan? Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie deine Frau ist?“

Obwohl der König verärgert war, ließ er Abraham und Sara sicher und unversehrt aus Ägypten ziehen. Diese Erfahrung zeigte Abraham etwas sehr Wichtiges: Gott war bei ihm – selbst in seinen schwächsten Momenten, selbst dann, wenn er Angst hatte und Fehler machte. Gott würde ihn und seine Familie beschützen, egal wie schwierig die Situation schien.

Abraham fühlte, wie groß und geduldig Gottes Liebe wirklich war. Er hatte ihm beigestanden, obwohl er gezweifelt und einen Fehler gemacht hatte. Diese Erfahrung prägte Abraham tief und gab ihm den Mut, weiter darauf zu vertrauen, dass Gott immer an seiner Seite sein würde, auch in den Zeiten, in denen er sich selbst nicht stark fühlte.

Gottes Schutz macht Abraham bekannt

Die Geschichte von Gottes wunderbarem Schutz für Abraham und Sara breitete sich aus wie ein Lauffeuer. Bald hörten nicht nur die Menschen in Ägypten, sondern auch die Bewohner Kanaans, wie der mächtige Gott auf Abrahams Seite stand und ihn beschützte. Man erzählte sich, wie Gott sogar den König von Ägypten dazu gebracht hatte, Abraham und Sara in Frieden ziehen zu lassen. Die Leute begannen zu verstehen, dass es eine besondere Bedeutung hatte, ein Kind Gottes zu sein.

In den Dörfern und Städten flüsterte man sich die Geschichte zu. „Habt ihr gehört, was Abrahams Gott getan hat?“ flüsterten die Menschen. „Dieser Gott kämpft für sein Volk und schützt sie vor Unrecht!“ Es war, als würde Gott selbst ihnen zurufen: „Tastet meine Gesalbten nicht an und tut meinen Propheten kein Leid!“

Diese mächtige Botschaft prägte sich tief in die Herzen der Menschen ein. Sie wussten jetzt: Mit Abraham und seinen Nachkommen durfte man sich besser nicht anlegen, denn der wahre Gott war bei ihnen.

Viele Jahre später, als Abrahams Nachkommen selbst wegen einer Hungersnot nach Ägypten kamen, erinnerten sie sich an diese Geschichte. Sie wussten, dass Gott auch sie beschützen würde – so wie er einst ihren Urvater Abraham bewahrt hatte. Abrahams Geschichte lebte weiter, und sie stärkte den Glauben seines Volkes. Sie alle lernten: Gott lässt seine Kinder niemals im Stich und sorgt stets dafür, dass sie in Sicherheit sind.

Ein Leben im Glauben und Gebet

Zurück in Kanaan lebte Abraham mit einem Herzen voller Vertrauen. Er wusste, dass Gott ihn durch Höhen und Tiefen begleitet hatte und dass dieser Schutz niemals enden würde. Jeden Morgen, wenn die Sonne am Horizont aufstieg und die ersten Strahlen das Land in goldenes Licht tauchten, kniete Abraham vor einem Altar nieder, den er eigens für Gott errichtet hatte. Dort betete er, dankte für die Kraft des neuen Tages und bat Gott, ihm und seiner Familie beizustehen.

Und auch am Abend, wenn die Sterne zu leuchten begannen und sich die Nacht über das Land senkte, versammelte sich die ganze Familie um den Altar. Abraham sprach zu Gott, als wäre er ein vertrauter Freund, und die Menschen um ihn herum konnten spüren, dass dieser Glaube echt war. Viele, die das miterlebten, fühlten sich berührt und begannen sich zu fragen: „Wer ist dieser Gott, dem Abraham so vertrauensvoll dient?“

Abrahams Leben im Glauben war wie ein helles Licht in der Dunkelheit. Selbst wenn der Weg steinig und schwer war, wusste er, dass Gott bei ihm war, Schritt für Schritt. Dieses Vertrauen gab ihm eine innere Ruhe und Kraft, die alle spüren konnten. Sein Leben und sein Glaube wurden ein lebendiges Zeugnis für die Liebe und Treue Gottes.

Vielleicht hast auch du schon einmal gespürt, wie stark es ist, wenn man sich auf jemanden verlassen kann, der einen nie verlässt. So ging es Abraham mit Gott. Und durch sein Beispiel zeigte er allen: Ein Leben im Glauben, das von Gebet und Vertrauen geprägt ist, kann das Herz von anderen Menschen berühren und erleuchten.

Abrahams großes Vermächtnis

Abraham zeigt uns, dass Gott niemals jemanden verlässt, der ihm vertraut. Ganz egal, wie schwierig die Zeiten werden, Gott geht mit uns und bleibt treu – ein Freund, der uns nicht im Stich lässt. Diese wunderbare Geschichte von Abraham erinnert uns daran, dass Gottes Plan oft viel größer ist, als wir uns vorstellen können, ja, vielleicht sogar noch schöner als unsere kühnsten Träume.

Wenn wir wie Abraham den Mut haben, auf Gott zu vertrauen, wird er uns auf jedem Schritt unseres Weges führen und beschützen. Gott kennt den besten Weg für uns – auch wenn wir manchmal nur einen kleinen Teil des Ganzen sehen können. So wie er Abraham geführt hat, so führt er auch uns, wenn wir ihm unser Herz öffnen.

Schlüsselsatz

„Vertraue Gott, selbst wenn du nicht weißt, wohin der Weg führt. Er wird immer bei dir sein und dich behüten.“

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