Ein letzter Wunsch wird abgelehnt
Die Zeit war gekommen. Nach vierzig langen Jahren in der Wüste stand das Volk Israel endlich bereit, das verheißene Land zu betreten. Mose spürte es in seinem Herzen – Gott hatte ihm gesagt, dass die Stunde der Eroberung Kanaans nun da war. Doch gleichzeitig wusste er auch, dass seine eigene Zeit als Führer zu Ende ging.
Von den Anhöhen östlich des Jordan blickte der alte Prophet hinüber in das Land, das Gott seinem Volk versprochen hatte. Seine Augen, die trotz seiner hundertzwanzig Jahre noch klar und scharf waren, konnten die grünen Hügel und fruchtbaren Täler sehen, die sich jenseits des Flusses erstreckten. Sein Herz schlug schneller vor Staunen und tiefer Bewegung. Dort lag das Erbe seines Volkes – so nah und doch für ihn unerreichbar.
In diesem Moment stieg eine letzte, verzweifelte Hoffnung in Moses Herzen auf. Vielleicht – nur vielleicht – würde Gott das Urteil zurücknehmen, das Er wegen jenes verhängnisvollen Moments bei Kadesch über ihn verhängt hatte. Mit der ganzen Inbrunst seines Herzens wandte sich Mose an seinen Gott.
Seine Stimme zitterte vor Emotion, als er betete: "Herr, Herr, du hast angefangen, deinem Knecht deine Herrlichkeit und deine starke Hand zu zeigen. Wo ist ein Gott im Himmel und auf Erden, der es deinen Werken und deiner Macht gleichtun könnte? Lass mich doch hinübergehen und sehen das gute Land jenseits des Jordan, dies schöne Bergland und den Libanon!"
Doch Gottes Antwort kam klar und unerbittlich: "Lass es genug sein! Rede nicht mehr mit mir von dieser Sache! Steige auf den Gipfel des Berges Pisga und schaue mit deinen Augen nach Westen und Norden und Süden und Osten – aber du wirst nicht über den Jordan gehen."
Mose fügte sich dem Willen Gottes, ohne zu murren oder zu klagen. Aber sein Herz war schwer, nicht so sehr wegen seines eigenen Schicksals, sondern wegen einer viel größeren Sorge.
Die Sorge um das Volk
Was beschäftigte Mose mehr als sein eigenes Schicksal? Es war die brennende Frage: Wer würde sich um Israel sorgen, wenn er nicht mehr da war? Wer würde die schweren Entscheidungen treffen? Wer würde das Volk führen, wenn Probleme aufkamen? Wer würde für sie beten, wenn sie wieder einmal von Gott abwichen?
Über eine Million Menschen blickten auf ihn wie auf einen Vater. Sie hatten sich so sehr daran gewöhnt, dass Mose alle ihre Probleme löste, alle ihre Fragen beantwortete, alle ihre Streitigkeiten schlichtete. Wie würden sie ohne ihn zurechtkommen?
Mit einem Herzen voller Liebe und Sorge für sein Volk wandte sich Mose wieder im Gebet an Gott: "Herr, du Gott des Lebensgeistes für alles Fleisch, setze doch einen Mann über die Gemeinde, der vor ihnen her aus- und eingeht und sie aus- und einführt, damit die Gemeinde des Herrn nicht sei wie Schafe ohne Hirten!"
Es war das Gebet eines wahren Hirten – eines Mannes, dem das Wohl seiner Herde wichtiger war als sein eigenes Leben. Mose dachte nicht an sich selbst, sondern an die Menschen, die er so sehr liebte.
Gottes Antwort: Ein neuer Führer wird bestimmt
Gott hörte das aufrichtige Gebet seines treuen Dieners und antwortete mit Liebe und Weisheit: "Nimm Josua, den Sohn Nuns, zu dir – einen Mann, in dem mein Geist ist. Lege deine Hände auf ihn und lass ihn vor den Priester Eleasar und vor die ganze Gemeinde treten. Setze ihn vor ihren Augen ein und gib ihm von deiner Würde, damit die ganze Gemeinde der Kinder Israel ihm gehorche."
Moses Herz wurde leichter. Josua! Natürlich – wer könnte besser geeignet sein? Josua hatte ihm so viele Jahre treu gedient. Er war ein kluger Mann, voller Glauben und Hingabe. Als junger Mann war er mit Kaleb ins verheißene Land gegangen und hatte als einer von nur zweien den Mut gehabt zu sagen: "Wir können das Land einnehmen, denn Gott ist mit uns!"
Josua kannte die Kämpfe und Herausforderungen der Wüstenzeit. Er hatte Moses Geduld und Weisheit miterlebt. Er hatte gesehen, wie Gott Wunder tat und wie wichtig es war, Ihm zu vertrauen. Ja, Josua war der richtige Mann für diese große Aufgabe.
Die feierliche Einsetzung
In einer bewegenden Zeremonie, die das ganze Volk miterlebte, setzte Mose Josua feierlich als seinen Nachfolger ein. Er legte seine Hände auf Josuas Haupt – ein Zeichen dafür, dass Gottes Segen und Autorität nun auf ihn überging. Dabei hielt Mose eine Rede, die allen Anwesenden tief ins Herz drang.
Mose erklärte dem Volk, dass Josua nicht allein regieren würde. Er sollte eng mit Eleasar, dem Hohenpriester, zusammenarbeiten. Wenn wichtige Entscheidungen zu treffen waren, sollte Eleasar Gott durch die heiligen Lose befragen. So würde sichergestellt sein, dass nicht menschliche Weisheit, sondern Gottes Wille das Volk leitete.
Das Volk schaute ehrfürchtig zu, als die Zeremonie stattfand. Sie sahen, wie Mose seine Würde und Autorität auf Josua übertrug. Es war ein heiliger Moment – der Übergang von einer Ära zur nächsten. Doch bevor Mose seine Führungsrolle ganz aufgab, hatte er noch eine wichtige Aufgabe zu erfüllen.
Die große Versammlung
Gott hatte Mose einen besonderen Auftrag gegeben: Er sollte dem Volk noch einmal die ganze Geschichte ihrer Befreiung aus Ägypten und ihrer Wüstenwanderung erzählen. Außerdem sollte er ihnen das Gesetz wiederholen, das Gott am Sinai gegeben hatte.
Warum war das so wichtig? Die meisten Menschen, die jetzt vor ihm standen, waren damals noch Kinder gewesen oder sogar erst in der Wüste geboren worden. Sie hatten die gewaltigen Ereignisse am Sinai nicht bewusst miterlebt. Sie hatten den Donner und Blitz nicht gehört, das Beben des Berges nicht gespürt, die Furcht und das Staunen nicht erlebt, als Gott sein Gesetz verkündete.
Aber bald würden sie in das verheißene Land ziehen. Dort würden sie anderen Völkern begegnen, anderen Sitten, anderen Göttern. Dort würden sie versucht sein, Gottes Gebote zu vergessen und sich den Gewohnheiten ihrer Nachbarn anzupassen. Deshalb war es so wichtig, dass sie Gottes Gesetz noch einmal hörten und verstanden, warum Gehorsam so wichtig war.
Moses letzte große Rede
Als Mose vor das versammelte Volk trat, lag ein besonderer Glanz auf seinem Gesicht. Sein Haar war schneeweiß geworden, aber seine Gestalt war noch aufrecht, sein Aussehen zeugte von unvermindeter Kraft und Gesundheit. Seine Augen waren klar und ungetrübt. Obwohl er hundertzwanzig Jahre alt war, sprach er mit der Kraft und Leidenschaft eines jungen Mannes.
Mit tiefer Bewegung in der Stimme begann Mose, seinem Volk die Liebe und Barmherzigkeit ihres allmächtigen Beschützers zu schildern. Er erinnerte sie an Dinge, die sie nie vergessen sollten:
"Fragt nach den früheren Zeiten, die vor euch gewesen sind," sagte er. "Hat je ein Volk die Stimme Gottes aus dem Feuer reden hören, wie ihr sie gehört habt, und ist dennoch am Leben geblieben? Hat je ein Gott versucht, sich ein Volk mitten aus einem anderen Volk herauszuholen durch Machttaten, durch Zeichen, durch Wunder, durch Krieg und durch seine mächtige Hand, wie der Herr, euer Gott, das alles für euch in Ägypten getan hat vor euren Augen?"
Die Menschen lauschten gebannt. Viele erinnerten sich an die Geschichten, die ihre Eltern ihnen erzählt hatten. Andere hatten diese Wunder selbst miterlebt. Alle spürten sie die Größe und Einzigartigkeit dessen, was Gott für sie getan hatte.
Die Botschaft der Liebe
Dann sprach Mose Worte aus, die das Herz des Volkes berührten: "Nicht weil ihr größer wärt als alle anderen Völker, hat der Herr euch erwählt – denn ihr seid das kleinste unter allen Völkern. Sondern weil er euch geliebt hat und weil er seinen Eid halten wollte, den er euren Vätern geschworen hat, darum hat er euch mit mächtiger Hand herausgeführt und euch erlöst aus der Knechtschaft."
Was für eine wunderbare Botschaft! Gott hatte sie nicht erwählt, weil sie so besonders oder so gut gewesen wären. Er hatte sie erwählt, weil er sie liebte! Diese Liebe war der Grund für alles – für ihre Befreiung aus Ägypten, für die Wunder in der Wüste, für die Verheißung des Landes, das vor ihnen lag.
"So sollt ihr nun wissen," fuhr Mose fort, "dass der Herr, euer Gott, der treue Gott ist, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten."
Das Volk hörte diese Worte mit ganz anderen Ohren als früher. Damals, in den schweren Jahren der Wüstenwanderung, hatten sie oft gemurrt und Mose die Schuld für ihre Probleme gegeben. Sie hatten gedacht, er sei von Stolz oder Ehrgeiz getrieben. Aber jetzt, da sie ihn zum letzten Mal sprechen hörten, erkannten sie die Wahrheit: Mose hatte sie geliebt wie ein Vater seine Kinder. Alles, was er getan hatte, war aus Liebe zu ihnen und aus Gehorsam gegenüber Gott geschehen.
Die ehrliche Rückschau
Mose war ein ehrlicher Mann, und so hielt er dem Volk auch ihre Fehler und Sünden vor. Er erinnerte sie an die vielen Male, da sie ungeduldig und widerspenstig gewesen waren. Er sprach von ihrer Ungeduld, ihrem Murren, ihrem Kleinglauben.
"Wie oft wart ihr wegen der langen Wüstenwanderung ungeduldig!" sagte er. "Aber Gott kann man nicht für die Verzögerung verantwortlich machen. Es war ihm schmerzlicher als euch, dass er euch nicht sofort in das verheißene Land bringen konnte."
Mose erklärte ihnen, warum die Eroberung Kanaans so lange gedauert hatte. Es lag nicht an Gottes Unwillen oder Schwäche. Es lag an ihrem eigenen Unglauben und Ungehorsam. Gott hatte mit ihrer Befreiung vor allen Völkern seine große Macht offenbaren wollen. Aber sie waren noch nicht bereit gewesen, das vorbildliche Volk zu sein, als das Gott sie haben wollte.
"Hätten eure Väter Gottes Führung vertraut und sich gehorsam von seinen Ratschlüssen leiten lassen," sagte Mose, "dann würdet ihr längst als geheiligtes, glückliches Volk in Kanaan wohnen."
Es waren harte Worte, aber sie waren wahr. Und das Volk verstand: Ihre Leiden in der Wüste waren nicht Gottes Schuld gewesen, sondern die Folge ihrer eigenen Entscheidungen.
Das wunderbare Gesetz
Mit großer Leidenschaft sprach Mose über das Gesetz, das Gott ihnen gegeben hatte. Er kannte seinen Wert und seine Bedeutung, und er wollte, dass auch das Volk es verstand.
"Seht," sagte er, "ich habe euch Gebote und Rechte gelehrt, wie mir der Herr, mein Gott, geboten hat. Haltet sie und tut sie! Denn dadurch werdet ihr als weise und verständig gelten bei allen Völkern. Sie werden sagen: 'Was für weise und verständige Leute sind das, ein herrliches Volk!'"
Dann stellte Mose eine Frage, die das Herz des Volkes höher schlagen ließ: "Wo ist ein so herrliches Volk, dem ein Gott so nahe ist wie uns der Herr, unser Gott? Und wo ist ein so großes Volk, das so gerechte Ordnungen und Gebote hat wie dieses ganze Gesetz?"
Es war wahr! Kein anderes Volk auf der Erde hatte solch weise, gerechte und barmherzige Gesetze. Während andere Völker grausame und ungerechte Regeln hatten, trug Gottes Gesetz den Stempel des Göttlichen. Es war vollkommen, weil es von einem vollkommenen Gott kam.
Die Beschreibung des verheißenen Landes
Mit leuchtenden Augen und warmer Stimme beschrieb Mose dem Volk das Land, das sie bald betreten würden. Wie mochte es ihre Herzen bewegt haben, dass gerade er, der von der Teilnahme am Erbe seines Volkes ausgeschlossen war, ihnen die Segnungen des verheißenen Landes in so schönen Farben malte!
"Der Herr, euer Gott, führt euch in ein gutes Land," sagte er, "nicht wie Ägypten, wo ihr euren Samen säen und selbst bewässern musstet wie einen Garten. Es ist ein Land mit Bergen und Tälern, die der Regen vom Himmel tränkt. Ein Land, in dem Bäche und Brunnen
und Seen sind, die an den Bergen und in den Tälern fließen. Ein Land, in dem Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen. Ein Land, in dem es Ölbäume und Honig gibt, ein Land, wo ihr Brot genug zu essen habt, wo euch nichts mangelt, ein Land, in dessen Steinen Eisen ist, wo ihr Kupfererz aus den Bergen holt."
Die Augen der Zuhörer leuchteten auf, als Mose diese wunderbaren Bilder malte. Nach vierzig Jahren karger Wüste klangen diese Beschreibungen wie Musik in ihren Ohren.
"Es ist ein Land," fuhr Mose fort, "auf das der Herr, euer Gott, achthat und auf das die Augen des Herrn, eures Gottes, immerdar sehen vom Anfang des Jahres bis an sein Ende."
Die wichtige Warnung
Doch dann wurde Moses Stimme ernster. Er wusste, dass mit großen Segnungen auch große Gefahren kommen. Wenn das Volk erst einmal im verheißenen Land lebte, würde es versucht sein, Gott zu vergessen.
"Wenn der Herr, euer Gott, euch in das Land bringen wird," warnte er, "und ihr große und schöne Städte findet, die ihr nicht gebaut habt, und Häuser voller Güter, die ihr nicht gefüllt habt, und Brunnen, die ihr nicht gegraben habt, und Weinberge und Ölbäume, die ihr nicht gepflanzt habt – wenn ihr dann esst und satt werdet, so hütet euch, dass ihr den Herrn nicht vergesst!"
Es war eine weise Warnung. In der Wüste, wo sie täglich auf Gottes Hilfe angewiesen waren, war es leicht, an ihn zu denken. Aber wenn sie erst einmal in Wohlstand lebten, würden sie vielleicht denken, sie hätten alles aus eigener Kraft erreicht.
"Hütet euch," wiederholte Mose eindringlich, "dass ihr den Bund des Herrn, eures Gottes, nicht vergesst. Denn der Herr, euer Gott, ist ein verzehrendes Feuer und ein eifernder Gott."
Die Segnungen und die Flüche
Nachdem Mose das Gesetz vollständig wiederholt und alle Gebote, Verordnungen und Rechte niedergeschrieben hatte, hielt er noch eine letzte, feierliche Ansprache. Mit bewegenden Worten stellte er dem Volk zwei Wege vor Augen: den Weg des Segens und den Weg des Fluches.
"Wenn ihr der Stimme des Herrn, eures Gottes, gehorchen werdet," sagte er mit warmer, hoffnungsvoller Stimme, "dann werdet ihr gesegnet sein in der Stadt und gesegnet auf dem Acker. Gesegnet wird sein die Frucht eures Leibes, der Ertrag eures Ackers und die Jungtiere eures Viehs. Gesegnet wird sein euer Korb und euer Backtrog. Gesegnet werdet ihr sein bei eurem Eingang und gesegnet bei eurem Ausgang."
Die Menschen hörten diese wunderbaren Verheißungen mit klopfenden Herzen. Welch eine herrliche Zukunft erwartete sie, wenn sie Gott treu blieben!
"Der Herr wird eure Feinde, die sich gegen euch erheben, vor euch schlagen," fuhr Mose fort. "Der Herr wird dem Segen gebieten, dass er mit euch sei in allem, was ihr besitzt, und in allem, was ihr unternehmt."
Doch dann wurde seine Stimme ernst und warnend: "Wenn ihr aber nicht gehorchen werdet der Stimme des Herrn, eures Gottes, und nicht halten und tun werdet alle seine Gebote und Rechte, dann werden Flüche über euch kommen und euch treffen."
Die prophetische Schau
Durch den Geist der Weissagung sah Mose weit in die Zukunft hinein. Mit schwerem Herzen beschrieb er die schrecklichen Ereignisse, die sich abspielen würden, wenn Israel von Gott abfallen sollte. Er sah die Zerstörung Jerusalems durch die römischen Heere, er sah das Leiden seines Volkes in der Zerstreuung.
Doch er sprach diese schweren Worte nicht aus Grausamkeit, sondern aus Liebe. Er wollte das Volk warnen, damit es diese schrecklichen Dinge vermeiden könnte.
Das Lied für alle Zeiten
Um diese wichtigen Wahrheiten noch eindrucksvoller zu machen, kleidete Mose sie in die Form eines Liedes. Es war nicht nur ein geschichtliches Lied, sondern auch ein prophetisches. Es erzählte von Gottes wunderbaren Taten in der Vergangenheit und ließ zugleich die großen Ereignisse der Zukunft ahnen.
Die Israeliten sollten dieses Lied im Gedächtnis behalten und es ihren Kindern und Kindeskindern weitergeben. Die Gemeinde sollte es singen, wenn sie zum Gottesdienst zusammenkam, und das Volk sollte es sich bei der täglichen Arbeit wiederholen.
Die wichtigste Aufgabe der Eltern
Besonders eindringlich sprach Mose zu den Eltern: "Diese Worte sollt ihr euren Kindern einschärfen und davon reden, wenn ihr in eurem Hause sitzt oder unterwegs seid, wenn ihr euch niederlegt oder aufsteht. Ihr sollt sie schreiben auf die Pfosten eures Hauses und an die Tore."
Wenn ihre Kinder sie in späteren Zeiten fragen würden: "Was bedeuten diese Gebote und Rechte?", sollten die Eltern die ganze Geschichte Israels wiederholen. Sie sollten erzählen, wie gnädig Gott an ihnen gehandelt hatte, wie er sie befreit hatte, damit sie seinem Gesetz gehorchen könnten.
"Das wird unsere Gerechtigkeit sein," sollten sie ihren Kindern sagen, "dass wir alle diese Gebote tun und halten vor dem Herrn, unserem Gott, wie er uns geboten hat."
Ein Vermächtnis der Liebe
Als Mose seine große Rede beendet hatte, lag eine tiefe Stille über der Versammlung. Das Volk hatte verstanden: Dies war mehr als nur eine Wiederholung alter Gesetze. Es war das Vermächtnis eines Mannes, der sein ganzes Leben für sie hingegeben hatte.
In Moses Worten hatten sie nicht nur Gottes Gebote gehört, sondern auch die Liebe eines Hirten, der sich um seine Herde sorgte. Sie hatten die Weisheit eines Vaters gespürt, der seine Kinder vor Gefahren warnen wollte. Sie hatten die Hoffnung eines Propheten erlebt, der in die Zukunft blicken konnte.
Mose hatte ihnen das Kostbarste gegeben, was er besaß: die Erkenntnis Gottes und seines Willens. Er hatte ihnen gezeigt, dass wahres Glück nur im Gehorsam gegenüber Gott zu finden war. Er hatte ihnen den Weg gewiesen zu einem Leben voller Segen und Frieden.
Nun lag es an ihnen, was sie mit diesem wertvollen Geschenk anfangen würden. Würden sie Moses Worte beherzigen? Würden sie Gottes Gesetz halten und ihren Kindern weitergeben? Würden sie das vorbildliche Volk werden, als das Gott sie haben wollte?
Die Zukunft würde es zeigen. Aber eins war sicher: Mose hatte alles getan, was in seiner Macht stand. Er hatte seinem Volk die Wahrheit gesagt, er hatte sie gewarnt und ermutigt, er hatte ihnen den Weg zum Leben gezeigt. Mehr konnte ein Hirte nicht für seine Herde tun.