Stell dir vor, die Sonne brennt so heiß auf dich herab, dass selbst der Schatten keine Abkühlung bringt. Dein Rücken tut weh, weil du den ganzen Tag schwere Steine tragen musstest, und deine Hände sind aufgerieben und schmerzen vom ständigen Kneten des harten Lehms. Genau so fühlten sich die Israeliten in Ägypten – doch für sie war das kein einzelner harter Tag – so lebten sie jeden Tag.
Von allen Seiten schrien die Aufseher: „Schneller! Keine Pausen!“ Ihre Blicke waren hart wie Stein. Die Peitschen knallten in der Luft, und wer nicht gehorchte, wurde ohne Erbarmen bestraft. Viele Menschen waren so erschöpft, dass sie kaum noch stehen konnten. Doch die Arbeit hörte nie auf. Sie mussten Ziegel formen, Wände bauen und große Lasten tragen – immer unter den drohenden Blicken der ägyptischen Aufseher.
Dabei hatte es einmal eine bessere Zeit gegeben – damals, als Josef noch lebte. Unter seiner Fürsorge durften die Israeliten in Frieden leben und hatten alles, was sie brauchten. Er war treu, klug und von Gott gesegnet – und hatte dem Land Ägypten einst das Leben gerettet. Durch Gottes Hilfe konnte Josef den König davor warnen, dass eine schwere Hungersnot bevorstand. Sieben Jahre lang hatte er Vorräte sammeln lassen, und als die Notzeit kam, hatte Ägypten genug, während andere Völker hungerten.
„Josef und sein Gott haben uns geholfen!“, hatte der damalige König ausgerufen und ihm und seiner Familie das Land Goschen als Heimat gegeben. Die Israeliten lebten dort in Frieden und vermehrten sich.
Doch die Jahre vergingen, und eines Tages kam ein neuer König an die Macht. Dieser König wusste von Josef und seinen Taten, aber er wollte nichts mehr davon hören. „Warum sollten wir den Hebräern weiterhin Vertrauen schenken?“, sagte er misstrauisch. „Sie sind zu viele! Wenn ein Krieg ausbricht, könnten sie sich mit unseren Feinden verbünden!“ So begann die schwere Zeit für das Volk Israel. Der Pharao machte sie zu Sklaven und hoffte, sie durch harte Arbeit schwächen zu können. Doch je mehr sie litten, desto stärker wurden sie.
Nachts, wenn alles still war, hörten einige Kinder ihre Eltern beten: „Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs – sieh unser Leid! Wann wirst du uns retten?“
Der grausame Plan des Pharaos
Der Pharao war mächtig – und kalt wie Stein. Als er sah, wie schnell das Volk Israel wuchs, fasste er einen grausamen Entschluss. „Diese Hebräer werden immer zahlreicher!“, schnaubte er wütend. „Wenn das so weitergeht, wird es immer schwerer sie zu kontrollieren. Wir müssen etwas tun!“ Seine Berater nickten zustimmend. Sie alle hatten Angst, dass die Israeliten eines Tages gegen sie aufstehen könnten.
„Tötet alle neugeborenen Söhne der Hebräer!“, befahl der Pharao schließlich. Die Israeliten waren entsetzt. „Die Mütter klammerten sich zitternd an ihre Kinder. In ihren Augen lagen Tränen – und die stumme Frage: Warum?“ Wie sollte man in einer so grausamen Welt noch Hoffnung haben? Doch Gott sah alles – und hatte längst einen Plan geschmiedet. Einen Plan, der stärker war als die Bosheit des Pharaos und größer als jede menschliche Gewalt.
In dieser dunklen Zeit wurde ein kleiner Junge geboren – Mose. Seine Mutter Jochebed spürte sofort, dass ihr Sohn etwas Besonderes war. „Gott hat Großes mit dir vor“, flüsterte sie ihm liebevoll zu, während sie ihn sanft wiegte. Doch in ihrem Herzen fühlte sie auch große Angst. Jeden Tag schlich sie ängstlich zum Fenster, lauschte auf Schritte und befürchtete, dass jemand ihr Geheimnis entdecken könnte.
Die Monate vergingen, und eines Tages wusste Jochebed, dass sie ihren Sohn nicht länger verstecken konnte. Mit schweren Tränen bereitete sie ein kleines Körbchen aus Schilfrohr vor. Sie schmierte es sorgfältig mit Pech ein, damit kein Wasser eindringen konnte. Dann legte sie Mose vorsichtig hinein und zog ihm eine warme Decke über.
„Gott, bitte beschütze ihn“, flehte sie leise, während sie das Körbchen in das Schilf am Ufer des Nils setzte. Das Wasser gluckste sanft, und die Mutter sah dem Körbchen nach, bis es zwischen den hohen Pflanzen verschwand. Ihre Hände zitterten, doch sie wusste: Sie musste jetzt auf Gottes Schutz vertrauen.
Die Rettung des kleinen Mose
Mirjam, Moses Schwester, versuchte, ruhig zu bleiben. Sie wusste, dass ihre Mutter auf Gott vertraute, aber ihr eigenes Herz klopfte wie verrückt. „Was, wenn jemand das Körbchen findet und Mose etwas antut?“, dachte sie. Sie schlich vorsichtig durch die hohen Gräser und beobachtete das Wasser.
Plötzlich hörte sie Stimmen! Es war Pharaos Tochter, begleitet von ihren Dienerinnen. „Oh nein!“, dachte Mirjam panisch. Sie duckte sich und wagte kaum zu atmen. Die Prinzessin entdeckte das Körbchen und rief erstaunt: „Seht doch – dort im Wasser! Was ist das?“ Neugierig beugte sie sich vor. Als sie den kleinen Mose sah, fing er an zu weinen. Das Weinen klang so traurig, dass es direkt in ihr Herz drang. „Der arme kleine Kerl“, flüsterte sie. „Keine Sorge, kleiner Mann. Ich werde auf dich aufpassen.“
Mirjam sah ihre Chance. Mit klopfendem Herzen trat sie aus dem Versteck. „Verzeihung, Hoheit“, sagte sie höflich. „Soll ich vielleicht eine hebräische Frau holen, die das Baby stillen kann?“ Die Prinzessin nickte lächelnd. „Ja, tu das.“
Mirjam rannte so schnell, dass ihr die Füße wehtaten. „Mama! Mose ist gerettet!“, rief sie außer Atem. Gemeinsam kehrten sie zum Fluss zurück. Die Prinzessin übergab Jochebed das Kind und sagte: „Kümmere dich gut um ihn. Ich werde dich dafür belohnen.“
Jochebed dankte Gott in ihrem Herzen. Sie wusste: Gott hatte ihren kleinen Mose nicht aus den Augen verloren – es war ein echtes Wunder.
Ein besonderer Junge
Die folgenden Jahre mit Mose waren für Jochebed ein Geschenk. Jeden Morgen begann sie mit einem stillen Gebet: „Herr, zeig mir, wie ich Mose gut erziehen kann.“ Sie erzählte ihm Geschichten über ihre Vorfahren: Abraham, der Gott vertraute, obwohl er nicht wusste, wohin er ziehen sollte. Isaak, der die Verheißungen weitertrug. Und Jakob, der mit Gott kämpfte und seinen Segen empfing.
Mose liebte diese Geschichten und lauschte gespannt. „Ist unser Gott wirklich stärker als alle ägyptischen Götter?“, fragte er neugierig. Seine Mutter lächelte. „Ja, mein Sohn. Er hat Himmel und Erde gemacht – die Sonne, die Sterne und sogar den mächtigen Nil. Alles kommt von ihm. Er ist der einzige wahre Gott, der lebt und hört. Vergiss das niemals.“
Als der Tag des Abschieds kam, war es schwer für beide. Jochebed drückte Mose lange an sich. „Gott wird bei dir sein, auch wenn ich es nicht kann“, flüsterte sie. „Bleib ihm treu – immer.“ Mose versprach es ihr und trat seinen Weg in die prächtigen Hallen des Pharao an.
Ein Prinz mit einer schweren Entscheidung
Mose lebte im Palast – umgeben von Gold, Seide und allem, was man sich nur wünschen konnte. Diener brachten ihm köstliche Speisen, und seine Lehrer unterrichteten ihn in allen Wissenschaften Ägyptens. Doch manchmal fühlte sich Mose einsam. Die Worte seiner Mutter hallten in seinem Herzen wider. Er sah die riesigen Tempel und die Statuen der Götter und wusste, dass sie nur aus Stein und Gold waren – ohne Leben. In seinem Herzen war ein leises Ziehen – wie ein Vogel, der wusste, dass er nicht in diesen goldenen Käfig gehörte.
„Wie können die Ägypter an solche Dinge glauben?“, fragte er sich oft. Sein wahres Volk jedoch litt. Er hörte von den schweren Arbeiten und der Unterdrückung. Eines Tages sah er selbst, wie ein Aufseher einen Israeliten schlug. Die Wut in ihm kochte über. „Genug!“, schrie er und stürzte sich auf den Mann. Im Zorn packte er den Aufseher – ein einziger Schlag, und der Mann blieb reglos am Boden liegen.
Doch jetzt geriet Mose in Schwierigkeiten. Statt ihn als Helden zu sehen, machten die Leute aus seinem Volk ihm Vorwürfe. „Wer hat dich zum Richter über uns gemacht?“, riefen sie spöttisch. Mose spürte, dass er in großer Gefahr war. Seine eigene Tat machte ihm Angst. Als der Pharao von der Sache erfuhr und beschloss, ihn töten zu lassen, blieb Mose nur eine Wahl: Er musste fliehen – mit schwerem Herzen blickte Mose ein letztes Mal zurück – dann rannte er los. Fort aus dem Palast. Fort in die unbekannte Wüste.
Ein neuer Anfang in der Wüste
Die heiße Wüstensonne brannte erbarmungslos, während Mose durch die endlosen Sanddünen wanderte. Jeder Schritt fiel ihm schwer und der Wind trug nur Stille. Sein Körper war müde, und seine Gedanken wirbelten durcheinander. „Was wird jetzt aus mir? Habe ich Gottes Plan zerstört?“, fragte er sich. Doch Gott ließ ihn nicht im Stich. Nach vielen Tagen kam Mose zu einem Brunnen in der Nähe von Midian und hörte Stimmen...
Dort sah er eine Gruppe junger Frauen, die versuchten, ihre Schafe zu tränken. Doch grobe Hirten bedrängten sie und wollten sie vertreiben. Mose beobachtete die Szene und spürte, wie seine alte Entschlossenheit zurückkehrte. „Das ist nicht recht!“, rief er und stellte sich den Männern entgegen. Die Hirten zogen sich überrascht zurück. Zippora, eine der Frauen, schaute Mose an – erst erstaunt, dann mit einem dankbaren Lächeln und brachte ihre Tiere zum Wasser. „Danke für deine Hilfe. Komm mit zu unserem Vater Jethro. Er wird dir bestimmt etwas zu essen geben.“
Jethro, ein weiser und gottesfürchtiger Mann, nahm Mose freundlich auf und er durfte bleiben. Nach einiger Zeit heiratete Mose Zippora und begann ein einfaches, neues Leben als Hirte fern vom Palast. Jeden Tag führte er die Schafe durch die kargen Berge und dachte über sein Leben nach. Die Wüste war still und karg – ein harter Ort, aber auch ein besonderer. Fernab vom lauten Leben fand Mose dort Ruhe. Er hatte Zeit zum Nachdenken, zum Beten – und konnte Gottes Stimme wieder hören, klarer als je zuvor. In dieser Weite und Stille spürte Mose zum ersten Mal wieder echten Frieden in seinem Herzen.
Das Wunder am Berg Horeb
Eines Tages, als Mose die Schafe am Berg Horeb weidete, geschah etwas Wundersames. In der Ferne sah er einen Busch, der in Flammen stand. Doch obwohl der Busch lichterloh brannte, verbrannte kein einziges Blatt. Mose rieb sich die Augen. „Was ist das nur?“, murmelte er. Neugierig näherte er sich.
Plötzlich erklang eine Stimme aus dem Feuer: „Mose, Mose!“ Vor Schreck blieb Mose wie angewurzelt stehen. „Hier bin ich!“, antwortete er zögernd.
„Tritt nicht näher heran“, sagte die Stimme. „Zieh deine Schuhe aus, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land.“ Mose gehorchte und verhüllte ehrfürchtig sein Gesicht. Die Stimme sprach weiter: „Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Ich habe das Leid meines Volkes in Ägypten gesehen, ihr Weinen gehört und ihre Not erkannt. Jetzt werde ich sie befreien – und ich sende dich, Mose!“
Mose wich die Farbe aus dem Gesicht. Er fühlte sich plötzlich klein und unfähig. „Wie soll ich das schaffen? Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen und die Israeliten befreien könnte?“, fragte er voller Zweifel.
Doch Gott antwortete sanft, aber bestimmt: „Ich werde mit dir sein. Du wirst mein Volk aus Ägypten führen, und hier an diesem Berg werdet ihr mir dienen.“
Moses Zweifel und Gottes Zeichen
Mose schluckte schwer. Seine Gedanken wirbelten durcheinander. „Aber... aber was, wenn sie mir nicht glauben?“, stotterte er. „Was, wenn sie sagen: Gott hat gar nicht mit dir gesprochen!?“
Gott antwortete ihm mit einem Zeichen. „Wirf deinen Stab auf den Boden.“ Mose tat es, und augenblicklich verwandelte sich der Stab in eine sich windende Schlange. Er sprang erschrocken zurück. „Greif sie am Schwanz!“, befahl Gott. Mit klopfendem Herzen streckte Mose die Hand aus – und kaum hatte er die Schlange berührt, wurde sie wieder zum Stab.
„Mit solchen Zeichen wirst du überzeugen“, erklärte Gott. Doch Mose war sich noch immer unsicher. „Ich habe Schwierigkeiten beim Reden. Ich bin kein guter Sprecher“, gestand er leise.
Gott versprach ihm Hilfe: „Dein Bruder Aaron wird dein Sprecher sein. Ich werde mit dir und ihm sein und euch sagen, was ihr sprechen sollt.“
Nun wusste Mose, dass er keine weiteren Ausreden finden konnte. „Ich werde gehen“, sagte er schließlich. Ehrfürchtig verneigte sich Mose – und ging los, dem Auftrag Gottes entgegen.
Das Wiedersehen mit Aaron
Nachdem Mose den heiligen Berg Horeb verlassen hatte, führte sein Weg durch die heiße, flimmernde Wüste. Die Gedanken an seine Aufgabe lasteten schwer auf ihm, doch er spürte auch eine neue Stärke in seinem Herzen. Gott hatte ihn berufen, und Er hatte versprochen, stets an seiner Seite zu sein.
Nicht weit vom Horeb entfernt, begegnete Mose einer vertrauten Gestalt. Mose blinzelte gegen die Sonne – dann erkannte er ihn: Aaron! Mit ausgebreiteten Armen lief sein Bruder auf ihn zu. „Mose! Endlich! Der Herr hat mir aufgetragen, dir zu begegnen. Er hat mich hierher geführt, um an deiner Seite zu stehen.“
Die beiden Brüder umarmten sich herzlich. Es war ein Augenblick voller Freude und Erleichterung – nach all den Jahren der Trennung fanden sie einander wieder, vereint durch Gottes Auftrag. Gemeinsam suchten sie einen schattigen Platz, um miteinander zu sprechen.
„Der Herr hat mir Zeichen gegeben, die dem Pharao zeigen sollen, dass Er uns gesandt hat“, erklärte Mose und zeigte Aaron seinen Stab. „Dieser Stab kann sich in eine Schlange verwandeln. Auch hat Gott gesagt, dass du mein Sprecher sein wirst.“
Aaron legte Mose die Hand auf die Schulter und nickte fest. „Wir werden dem Pharao gegenübertreten, Mose. Doch Gott wird für uns kämpfen.“
Mit neuer Entschlossenheit machten sich die beiden Brüder auf den Weg nach Ägypten. Vor ihnen lag ein Weg, der größer war als alles, was sie sich je hatten vorstellen können – aber sie wussten: Gott selbst führte sie.
Die Rückkehr nach Ägypten
Mose und Aaron durchquerten die trockene Wüste, bis sie das grüne Land Goschen erreichten, wo viele Israeliten unter harter Arbeit lebten. Ihre Ankunft blieb nicht unbemerkt – wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht unter den Hütten der Israeliten. Die Ältesten des Volkes versammelten sich, um die beiden Männer zu begrüßen. Alle hatten Fragen: „Was führt euch hierher? Was hat Gott euch offenbart? Gibt es Hoffnung für uns?“
Aaron trat vor, sein Blick entschlossen, seine Stimme klar und stark: „Der Herr, der Gott eurer Vorfahren, hat Mose gesandt. Er hat das Elend seines Volkes gesehen und wird euch befreien. Mose wird den Pharao auffordern, euch ziehen zu lassen!“
Ein ungläubiges Raunen ging durch die Menge, gefolgt von ehrfürchtigem Schweigen. Die meisten konnten es kaum glauben. War das möglich? Nach so vielen Jahren der Unterdrückung? Mose aber erhob seinen Stab und ließ das erste Zeichen Gottes sehen. Vor den Augen des Volkes verwandelte sich der Stab in eine lebendige Schlange. Keiner wagte es, sich zu rühren. Dann streckte Mose seine Hand aus, und die Schlange wurde wieder zum Stab.
„Dies sind die Zeichen, die der Herr uns gegeben hat“, erklärte Aaron weiter. „Gott wird große Wunder tun, damit der Pharao uns ziehen lassen muss.“
Das Volk fiel auf die Knie. Einige weinten vor Erleichterung, andere beteten laut: „Gepriesen sei der Herr, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs! Er hat uns nicht vergessen!“ Die Hoffnung, die lange Zeit erloschen war, flammte erneut auf.
Von diesem Moment an wusste das Volk: Gott selbst war am Werk.
Aber die Gefahr war noch nicht vorbei. Mose und Aaron mussten jetzt direkt zum Pharao – dem mächtigsten Mann in ganz Ägypten. Und sie wussten: Er würde nicht einfach sagen: „Ja, geht nur!“
Der erste Besuch beim Pharao
Früh am Morgen, als die Sonne golden über dem Nil aufging, machten sich Mose und Aaron auf den Weg zum prächtigen Palast des Pharao. Überall glänzten goldene Säulen, und die Wände waren mit Bildern ägyptischer Götter verziert. Diener blieben ehrfürchtig stehen, und selbst die Soldaten sahen überrascht aus, als Mose und Aaron langsam und mutig durch die große Halle des Palastes gingen. Schließlich standen sie vor dem Thron des mächtigen Herrschers.
Der Pharao musterte Mose und Aaron mit einem kalten Blick. „Wer seid ihr, dass ihr wagt, hier vor mich zu treten?“ fragte er streng und zornig.
Aaron trat vor und sprach mit klarer Stimme: „So spricht der Herr, der Gott Israels: Lass mein Volk ziehen, damit es in der Wüste ein Fest für mich feiern kann.“
Pharao hob spöttisch eine Augenbraue. „Wer ist dieser ‚Herr‘, dass ich ihm gehorchen sollte?“ höhnte er. „Ich kenne keinen Gott der Hebräer und werde euer Volk nicht ziehen lassen. Ihr seid nur Sklaven. Zurück an eure Arbeit!“
Aaron versuchte es erneut: „Der Gott unserer Vorfahren hat uns befohlen, drei Tagesreisen weit in die Wüste zu gehen und ihm zu opfern. Wenn wir das nicht tun, wird er uns mit Krankheit oder Krieg strafen.“
Pharao lachte höhnisch. „Ihr seid faul! Ihr wollt das Volk von seiner Arbeit abhalten. Ich werde euch zeigen, was es heißt, dem Pharao zu trotzen!“ Er rief seine Berater herbei und erteilte scharfe Befehle. „Lasst die Israeliten härter arbeiten! Gebt ihnen kein Stroh mehr für die Ziegelherstellung, aber verlangt die gleiche Menge Ziegel wie zuvor! Sie werden so beschäftigt sein, dass sie keine Zeit für rebellische Pläne haben.“
„Raus mit ihnen!“ schrie der Pharao. „Ich werde ihnen zeigen, wer hier das Sagen hat!“ Mose und Aaron wurden aus dem Palast geführt. Ihnen war klar, dass dies erst der Anfang eines harten Kampfes war. Der Pharao war stolz und unnachgiebig – doch sie wussten: Der einzig wahre König war auf ihrer Seite.
Die Arbeit wird härter – und die Hoffnung kleiner
Kaum waren Mose und Aaron aus dem Palast verschwunden, verbreitete sich der neue Befehl des Pharaos wie ein Lauffeuer unter den israelitischen Arbeitern. „Kein Stroh mehr?“ riefen die Aufseher entsetzt. „Wie sollen wir da unsere tägliche Ziegelmenge schaffen?“
Die Ägypter, die bisher das Stroh geliefert hatten, zogen sich zurück und beobachteten grinsend, wie die Hebräer verzweifelt über die Felder liefen, um Reste von Strohhalmen und Stoppeln zu sammeln. Doch die Arbeit wurde dadurch nur noch härter und langsamer. Die Ziegelproduktion brach ein.
„Beeilt euch! Los, schneller! Ihr arbeitet zu langsam!“ brüllten die ägyptischen Aufseher. Peitschen knallten durch die Luft, und die hebräischen Vorarbeiter wurden hart bestraft, wenn die geforderten Mengen nicht erreicht wurden. Die Menschen waren erschöpft, ihre Hände voller Blasen. Und ihre Hoffnung wurde mit jedem Tag kleiner.
Die Schmerzen und das Unrecht brachten die israelitischen Arbeiter zur Verzweiflung. Schließlich beschlossen einige ihrer Vorsteher, beim Pharao selbst um Gnade zu bitten. Mit gesenkten Köpfen standen sie vor ihm und sagten: „Warum behandelst du uns so grausam, Pharao? Wir bekommen kein Stroh mehr, aber du verlangst die gleiche Anzahl Ziegel. Es ist unmöglich!“
Pharao sah sie mit kalten Augen an. „Ihr seid faul, faul seid ihr! Darum kommt ihr zu mir und bittet, in die Wüste zu ziehen und eurem Gott zu opfern. Zurück an die Arbeit! Ich werde euch nicht entlasten.“
Niedergeschlagen verließen die Vorsteher den Palast. Ihr letzter Hoffnungsschimmer war erloschen. Draußen begegneten sie Mose und Aaron. Ihre Gesichter waren voller Zorn und Enttäuschung. „Wegen euch leiden wir jetzt noch mehr! Die Ägypter verachten uns und behandeln uns schlimmer als je zuvor. Der Herr soll entscheiden, ob ihr richtig gehandelt habt!“
Mose spürte, wie die Last des Vorwurfs schwer auf ihm lastete. Er hatte gehofft, dass die Befreiung seines Volkes schneller und leichter geschehen würde. Die Leiden der Israeliten hatten sich jedoch nur verschärft. Tief betrübt wandte er sich im Gebet an Gott und klagte: „Herr, warum lässt du das alles geschehen? Warum hast du mich überhaupt gesandt? Seit ich mit dem Pharao gesprochen habe, geht es dem Volk nur schlechter, und du hast sie noch nicht befreit.“
Doch Gott antwortete ihm ruhig und mit fester Stimme: „Jetzt wirst du sehen, was ich dem Pharao antun werde. Er wird sie nicht nur ziehen lassen – er wird sie sogar aus seinem Land treiben.“
Mose verstand diese Worte noch nicht – aber Gott hatte alles in seiner Hand.
Gottes Zusicherung und der erneute Auftrag
Mose fühlte sich nach dem Gebet zwar getröstet, doch die Zweifel und die Anspannung des Volkes lasteten weiterhin auf seinen Schultern. Da sprach Gott erneut zu ihm – diesmal mit einer klaren und machtvollen Botschaft: „Ich bin der Herr! Ich habe schon mit Abraham, Isaak und Jakob gesprochen. Ich habe meinen Bund mit ihnen geschlossen, das Land Kanaan ihren Nachkommen zu geben. Nun habe ich das Leiden meines Volkes gehört, und jetzt ist die Zeit gekommen, sie zu retten.“
Gott gab Mose die Worte, die er dem Volk überbringen sollte: „Ich, der Herr, werde euch aus der Knechtschaft Ägyptens befreien. Ich werde euch mit meiner starken Hand retten und euch zu meinem Volk machen. Ihr sollt erkennen, dass ich euer Gott bin, der euch aus der Unterdrückung führt. Ich werde euch in das Land bringen, das ich euren Vorfahren versprochen habe.“
Voller neuer Hoffnung kehrte Mose zum Volk zurück, um ihnen Gottes Versprechen zu erzählen. Doch die Menschen waren so müde und traurig von der harten Arbeit, dass sie kaum noch zuhören konnten. Der Schmerz und die Enttäuschung waren zu groß.
Mose war bedrückt und verunsichert. Er fragte Gott: „Wenn nicht mal dein eigenes Volk auf mich hört“, sagte er leise, „wie soll dann der mächtige Pharao mir glauben?“
Gott antwortete ihm geduldig: „Geh trotzdem zum Pharao. Aaron wird dich begleiten. Ich werde große Wunder tun – damit jeder sieht, dass ich der wahre Gott bin. Der Pharao wird stur bleiben und sein Herz verschließen. Doch gerade dann werde ich zeigen, wie mächtig ich bin – und alle werden erkennen: Ich bin der Herr.“
Das erste Zeichen vor dem Pharao
Mutig traten Mose und Aaron wieder vor den Pharao – bereit, das erste Zeichen zu zeigen, das Gott ihnen aufgetragen hatte. Der Pharao saß hoch auf seinem Thron, umgeben von Beratern und neugierigen Hofleuten. Mit kaltem Blick fragte er: „Was wollt ihr jetzt schon wieder?“
Aaron trat vor und verkündete: „So spricht der Herr, der Gott Israels: Lass mein Volk ziehen!“
Pharao lehnte sich zurück und schnaubte verächtlich. „Beweist mir, dass euer Gott wirklich mächtig ist.“
Aaron nahm den Stab in die Hand und warf ihn vor den Thron des Pharaos zu Boden. Kaum hatte der Stab den Boden berührt, zuckte er – und wurde zu einer riesigen, zischenden Schlange! Die Höflinge und Berater wichen erschrocken zurück.
Doch Pharao blieb unbeeindruckt und winkte seine Zauberer herbei. Auch sie warfen ihre Stäbe zu Boden, die sich ebenfalls in Schlangen verwandelten. Ein triumphierendes Lächeln breitete sich auf Pharaos Gesicht aus. „Seht ihr? Euer Gott hat keine größere Macht als meine Zauberer!“
Doch dann geschah etwas völlig Unerwartetes: Aarons Schlange schoss nach vorn – und fraß die Schlangen der Zauberer einfach auf, eine nach der anderen! Die ägyptischen Zauberer standen mit offenen Mündern da, und ein unruhiges Flüstern ging durch den Thronsaal. Dann begannen einige leise zu tuscheln.
Trotzdem verhärtete der Pharao sein Herz erneut und befahl mit finsterem Blick: „Verschwindet! Ich werde euer Volk nicht ziehen lassen!“
Die erste Plage: Das Wasser wird zu Blut
Gott sprach zu Mose: „Der Pharao wird nicht auf dich hören. Geh morgen früh zum Nil, wo der König seine tägliche Zeremonie abhält. Dort wirst du ihm erneut meine Botschaft überbringen. Lass Aaron seinen Stab nehmen und das Wasser des Flusses berühren.“
Am nächsten Morgen standen Mose und Aaron am Ufer des Nils. Der Pharao, begleitet von seinen Dienern und Priestern, näherte sich mit stolzer Miene. Mose trat mutig vor und rief: „So spricht der Herr, der Gott Israels: Lass mein Volk ziehen, damit es in der Wüste zu ihm beten kann. Wenn du dich weiterhin weigerst, werde ich das Wasser des Nils in Blut verwandeln.“
Pharao lachte höhnisch. „Und wenn ich mich weigere? Glaubt ihr wirklich, euer Gott kann unseren heiligen Nil entweihen?“
Aaron hob seinen Stab und berührte das Wasser. Augenblicklich begann sich der Fluss rot zu färben. Das Wasser verwandelte sich zu echtem Blut, und ein übler Gestank breitete sich aus. Die Fische starben und trieben leblos an die Oberfläche. Überall stiegen Schreie des Entsetzens auf. Menschen rannten ans Ufer, doch sie fanden kein Trinkwasser mehr – sogar das Wasser in Krügen und Brunnen war zu Blut geworden.
Pharao beobachtete alles mit gerunzelter Stirn. Doch als seine Zauberer auch Wasser in Blut verwandeln konnten, lehnte er sich zufrieden zurück. „Nichts als ein Trick,“ sagte er abfällig. „Euer Gott hat keine größere Macht als meine Magier.“ Er drehte sich einfach um und ging zurück in seinen Palast.
Sieben Tage lang blieb das Wasser in ganz Ägypten blutrot. Die Menschen litten unter großem Durst. Verzweifelt suchten sie nach sauberem Wasser, besonders für ihre Kinder. Doch selbst das ließ Pharaos Herz kalt – kein Mitleid, keine Reue, nur stures Schweigen.
Die zweite Plage: Frösche überall
Wieder verging eine Woche. Da sprach Gott zu Mose: „Geh erneut zum Pharao und sage ihm, dass ich eine neue Plage senden werde, wenn er sich nicht fügt. Das Land wird von Fröschen überflutet.“
Mose und Aaron traten wieder vor den Pharao. Mose erklärte die Warnung des Herrn, doch der Pharao lachte nur. „Frösche? Die sollen mir Angst machen?“
Aaron streckte seinen Stab über die Gewässer Ägyptens. Plötzlich wimmelte es überall von Fröschen. Sie quakten, sprangen aus dem Nil, kletterten über die Ufer und krochen in alle Richtungen. Bald hüpften sie überall herum – in Häusern, Palästen, Betten, Backöfen und sogar in den Kochtöpfen! Der ohrenbetäubende Lärm und der unerträgliche Gestank machten die Menschen wahnsinnig.
Pharao wurde schließlich ungeduldig. Er ließ Mose rufen und sprach: „Bittet euren Gott, dass er die Frösche fortnimmt. Dann will ich euer Volk ziehen lassen!“
„Nenne eine Zeit, und ich werde den Herrn bitten,“ erwiderte Mose.
„Morgen,“ sagte Pharao in der Hoffnung, die Frösche würden vielleicht von selbst verschwinden. Doch die Frösche blieben bis zur bestimmten Stunde. Dann starben sie plötzlich alle. Die Ägypter sammelten die verendeten Tiere zu großen Haufen, und ein widerlicher Gestank erfüllte das Land.
Doch kaum war es wieder still im Land, vergaß der Pharao sein Wort. Er brach sein Versprechen und verweigerte dem Volk die Freiheit. Sein Herz wurde härter als je zuvor.
Die dritte Plage: Winzige Stechmücken aus dem Staub
Gott sprach zu Mose: „Pharao weigert sich immer noch, mein Volk gehen zu lassen. Streckt euren Stab über den Staub des Landes, und er wird sich in Stechmücken verwandeln.“
Mose und Aaron gehorchten. Aaron erhob seinen Stab und schlug damit auf den Boden. Da begann der feine Staub zu kribbeln – und plötzlich stieg er als dunkle Wolke auf! Tausende winzige Mücken schwirrten daraus hervor. Sie bedeckten Menschen und Tiere gleichermaßen. Ihr Stich war schmerzhaft und brachte die Ägypter zur Verzweiflung. Niemand konnte ihnen entkommen.
Von überall her hörte man das Klatschen, das Aufschreien und das wilde Fuchteln der Menschen, die sich verzweifelt gegen die winzigen Plagegeister wehrten. Doch es war sinnlos. Die Mücken waren überall – in Kleidern, Haaren und selbst in den Wohnungen der Ägypter.
Pharao rief wieder seine Zauberer herbei und befahl ihnen, dasselbe zu tun. Doch dieses Mal waren sie machtlos. Sie versuchten vergeblich, die Wunder Gottes nachzuahmen. Aber diesmal gelang ihnen nichts. Kein Zauber, kein Trick half. Schließlich mussten sie einsehen, dass sie gegen die Macht des Herrn keine Chance hatten. Sie traten vor Pharao und riefen: „Das ist Gottes Finger! So etwas können wir nicht nachmachen!“
Aber Pharao schüttelte nur den Kopf. Die Plage war zwar winzig – aber seine Sturheit war riesengroß. Er verschloss sein Herz erneut und ignorierte die Qualen seines Volkes.
Die vierte Plage: Brummende Fliegenschwärme
Kaum war die Ruhe zurückgekehrt, rief Gott Mose wieder zu sich. Eine neue Botschaft für den Pharao stand bevor. „Geh zum Pharao und fordere ihn auf, mein Volk ziehen zu lassen. Wenn er es wieder ablehnt, werde ich eine Plage von Stechfliegen über das Land bringen. Aber in Gosen, wo mein Volk lebt, wird es keine einzige Fliege geben, damit du erkennst, dass ich der Herr bin.“
Mose und Aaron standen vor dem Pharao und sprachen die Worte des Herrn. Doch der König blieb stur. Da streckte Mose seine Hand aus, und im nächsten Moment erfüllte ein ohrenbetäubendes Summen die Luft. Ein dunkler Schwarm großer, brummender Fliegen senkte sich über das Land. Sie krochen durch Fenster und Türen, schwirrten durch Küchen, Schlafzimmer und sogar die Paläste. Es summte, brummte und surrte – wie ein riesiger, wütender Bienenschwarm, der über das ganze Land raste. Die Menschen konnten nicht mehr essen oder schlafen, ohne gestochen zu werden. Tiere liefen panisch umher und versuchten, die Fliegen von sich abzuschütteln.
Doch in Gosen, wo die Israeliten wohnten, war es, als hätte jemand den Lärm abgeschaltet. Kein Summen, kein Surren – nur Stille und Frieden. Nicht eine einzige Fliege verirrte sich dorthin. Das Volk Gottes war sicher unter dem Schutz des Herrn.
Schließlich gab der Pharao nach und ließ Mose rufen. „Opfert eurem Gott hier in Ägypten, aber bleibt im Land,“ bot er an.
„Das geht nicht,“ erklärte Mose. „Unsere Opfer würden den Ägyptern ein Greuel sein, und sie würden uns dafür steinigen. Wir müssen drei Tagesreisen in die Wüste ziehen.“
Nach einigem Zögern stimmte Pharao schließlich zu. „Gut, ich lasse euch gehen. Bittet nur, dass der Herr die Fliegen fortnimmt.“
Mose warnte ihn: „Aber betrüge uns nicht wieder!“
Mose betete, und sofort verschwanden die Stechfliegen. Doch kaum waren die Fliegen verschwunden, hielt er sein Versprechen nicht. Sein Herz war wie eingefroren – kein Mitgefühl, kein Staunen, keine Einsicht
Die fünfte Plage: Die Viehpest
Gott sprach zu Mose: „Geh zu Pharao und sage ihm: So spricht der Herr, der Gott der Hebräer: Lass mein Volk ziehen, damit es mir dient. Weigerst du dich weiterhin, werde ich eine schwere Krankheit über dein Vieh bringen, die kein Tier überlebt.“
Mose und Aaron überbrachten dem Pharao diese Botschaft. Mose fügte hinzu: „Das Vieh der Israeliten wird verschont bleiben. Nicht ein einziges Tier in Gosen wird sterben.“
Pharao hörte die Warnung, aber sein Herz blieb hart. Er wollte die Israeliten nicht ziehen lassen. Da sandte Gott die Plage. Am nächsten Morgen merkte man es zuerst auf den Weiden: Viele Tiere der Ägypter standen nicht mehr auf. Einige lagen still da, andere wirkten müde und krank. Nach und nach brach überall große Unruhe aus. Die Bauern rannten von Stall zu Stall. Pferde, Kamele, Rinder und Schafe – viele Tiere waren plötzlich gestorben. Der Schock war groß, die Menschen weinten und wussten nicht, was sie tun sollten.
In Gosen dagegen grasten die Tiere friedlich. Man hörte das Muhen der Kühe und das Blöken der Schafe – als wäre nichts geschehen. Kein einziges Tier der Israeliten kam zu Schaden. Pharao schickte Boten in das Gebiet der Israeliten, um sich davon zu überzeugen. Als er hörte, dass dort tatsächlich kein Tier gestorben war, hätte er erkennen müssen, dass dies Gottes Hand war. Doch er ließ die Warnung wie den Wind an sich vorbeiziehen – sein Herz blieb verschlossen, wie eine Tür, die niemand öffnen durfte.
Die sechste Plage: Blattern und Geschwüre
Gott befahl Mose und Aaron: „Nehmt eine Handvoll Ruß aus einem Ofen. Mose, wirf ihn vor den Augen des Pharaos in die Luft. Der Staub wird sich im ganzen Land Ägypten verteilen und Menschen und Tiere mit schmerzhaften Geschwüren bedecken.“
Mose und Aaron taten, was Gott gesagt hatte. Der feine Staub schwebte durch die Luft, und schon bald zeigten sich auf der Haut der Ägypter rote, entzündete Geschwüre. Die Schmerzen waren unerträglich. Selbst die Priester und Zauberer, die den Pharao bis jetzt unterstützt hatten, litten darunter. Sie konnten nicht einmal mehr vor ihm erscheinen, so sehr plagten sie die Schmerzen.
Doch der Pharao verschloss sein Herz noch fester. Er sah das Leid, hörte die Klagen – aber es rührte ihn nicht. Nicht einmal jetzt begriff er, dass Gott stärker war. Es war, als wolle er nichts hören, nichts sehen und nichts verstehen. Obwohl sein eigenes Volk litt und sogar seine engsten Diener betroffen waren, weigerte er sich weiterhin, die Israeliten ziehen zu lassen.
Die siebte Plage: Hagel und Feuer
Früh am Morgen trat Mose vor den Pharao. Mit ernster Stimme sagte er: „So spricht der Herr, der Gott der Hebräer: Lass mein Volk endlich ziehen! Sonst wird eine neue Plage dich und dein ganzes Land treffen – und diesmal wirst du erkennen, wer wirklich der Herr ist.“
Mose warnte den Pharao vor einem gewaltigen Unwetter: „Schicke deine Diener hinaus, damit sie alles Vieh und alles, was sich auf den Feldern befindet, in Sicherheit bringen. Denn jeder Mensch und jedes Tier, das draußen bleibt, wird durch den Hagel umkommen.“
Einige Ägypter nahmen die Warnung ernst und brachten ihr Vieh und ihre Diener in Schutz. Andere jedoch glaubten Mose nicht und ließen ihre Tiere draußen. Plötzlich wurde der Himmel schwarz. Ein kalter Wind fegte durch das Land. Gewaltige Hagelkörner prasselten vom Himmel, begleitet von Blitz und Donner. Die Hagelkörner waren so groß und schwer, dass sie alles zerstörten, was auf den Feldern war. Menschen und Tiere starben, Bäume splitterten wie Streichhölzer, und die Felder lagen in Trümmern. Feuer schoss vom Himmel und verwüstete alles, was nicht geschützt war.
Aber dort, wo die Israeliten lebten, war kein einziges Korn Hagel gefallen. Kein Donner, kein Blitz.
Der Pharao war bleich vor Angst. Seine Hände zitterten, und seine Stimme bebte, als er rief: „Ich habe gesündigt! Der Herr hat recht – wir waren im Unrecht! Bittet ihn, dass der Sturm aufhört. Dann dürft ihr gehen!“
Mose antwortete: „Sobald ich die Stadt verlasse, werde ich meine Hände zum Herrn erheben, und das Unwetter wird aufhören. Doch ich weiß, dass du und deine Großen den Herrn immer noch nicht wirklich fürchtet.“
Mose betete, und der Sturm legte sich sofort. Doch als Pharao sah, dass die Gefahr vorüber war, verhärtete er erneut sein Herz und weigerte sich abermals, das Volk ziehen zu lassen.
Die achte Plage: Heuschrecken
Mose trat erneut vor den Pharao. Doch bevor er ein Wort sagte, hatte Gott ihm eine klare Botschaft mitgegeben: „Sag ihm, dass ich, der Gott der Hebräer, frage: Wie lange willst du dich noch weigern, mich als Herrn anzuerkennen? Lass mein Volk ziehen, damit es mir dient. Wenn du dich weiterhin widersetzt, werde ich morgen eine Plage von Heuschrecken über dein Land bringen. Sie werden den Rest der Ernte, die der Hagel verschont hat, vernichten. Sie werden das ganze Land bedecken, als hätte jemand einen schwarzen Teppich über Ägypten ausgerollt. Kein Grashalm, kein Blatt, kein Obst wird übrigbleiben.“
Pharaos Diener begannen unruhig zu werden. Sie flehten ihn an: „Wie lange soll dieser Mann uns noch Unheil bringen? Lass die Leute ziehen, damit sie ihrem Gott dienen können. Ägypten liegt schon in Trümmern!“
Pharao ließ Mose und Aaron rufen und fragte: „Wer genau soll denn gehen, um dem Herrn zu dienen?“
Mose antwortete mutig: „Wir alle – jung und alt, unsere Söhne und Töchter, unsere Schafe und Rinder. Denn wir müssen dem Herrn ein Fest feiern.“
Doch Pharao schnaubte vor Wut: „Ihr denkt wohl, ich bin dumm! Eure Männer dürfen vielleicht gehen – aber die Kinder? Die Frauen? Niemals! Ihr habt Böses im Sinn!“ Und er ließ Mose und Aaron aus dem Palast werfen.
Da erhob sich auf Gottes Befehl ein starker Ostwind. Er trug unzählige Heuschrecken heran – so viele, dass es aussah, als würde eine schwarze Wolke auf das Land fallen. Sie fraßen alles auf, was der Hagel verschont hatte – alle Pflanzen und Früchte. Kein einziges grünes Blatt blieb übrig. Die Ägypter waren verzweifelt.
Erneut ließ Pharao Mose und Aaron rufen und sagte: „Ich habe mich versündigt an eurem Gott und an euch. Vergebt mir meine Schuld und bittet den Herrn, dass er diese Plage von mir nimmt.“
Mose betete, und Gott schickte einen starken Westwind, der die Heuschrecken forttrieb. Doch kaum war die Gefahr gebannt, verhärtete Pharao wieder sein Herz und wollte die Israeliten nicht ziehen lassen. Er rief: „Nein! Niemand geht!“
Die neunte Plage: Finsternis
Gott sprach zu Mose: „Strecke deine Hand zum Himmel. Ich werde eine Finsternis über Ägypten bringen – die sich so schwer und drückend anfühlt, als würde sie auf den Schultern liegen.“ Nur in Gosen, wo Gottes Volk lebte, sollte es hell bleiben.
Mose hob die Hand. Und plötzlich — war es, als hätte jemand einen dunklen Schleier über das ganze Land gezogen. Die Sonne verschwand. Kein einziger Lichtstrahl blieb übrig, als hätte der Himmel selbst die Augen geschlossen.
Am ersten Tag flüsterten die Leute:
„Es vergeht sicher wieder … bestimmt bald.“
Doch es verging nicht. Wer eine Fackel anzündete, sah nur einen kleinen schwachen Lichtkreis um sich – ringsum blieb es schwarz wie tiefste Nacht.
Am zweiten Tag saßen die Menschen in ihren Häusern. Draußen war es still. Kein Vogel sang. Kein Kind spielte. Niemand wagte sich mehr auf die Straßen. Drinnen tasteten sich die Leute vorsichtig voran. Immer wieder stießen sie gegen Wände, kippten Krüge um. Manche bewegten sich lieber gar nicht mehr vom Fleck und flüsterten:
„Was, wenn es nie mehr hell wird?“
Am dritten Tag wussten die Menschen gar nicht mehr, ob es Tag oder Nacht war. Sie verloren jedes Gefühl für die Zeit. Sollte man schlafen? Oder wach bleiben? Keiner konnte es sagen. Manche riefen laut nach dem Pharao: "Lass sie doch gehen! Mach, dass es wieder hell wird!"
Sogar dem Pharao wurde das Dunkel zu viel. Er ließ Mose rufen und sagte: „Geht und dient dem Herrn. Aber lasst eure Herden und euer Vieh hier. Eure Kinder dürfen mitgehen.“
Mose schüttelte den Kopf. „Nicht ein einziges unserer Tiere bleibt hier. Wir nehmen alles mit, denn wir wissen noch gar nicht genau, was wir für den Herrn brauchen werden bis wir dorthin kommen.“
Da packte Pharao der Zorn. „Verschwinde mit deinem Volk! Hüte dich, dass ihr mir nicht mehr unter die Augen kommt!“
Doch kaum war das Dunkel verschwunden und die Sonne zurück am Himmel, da wurde Pharaos Herz wieder hart und trotzig. Er wollte sich nicht geschlagen geben. „Haltet sie auf!", befahl er zornig. „Sie dürfen das Land nicht verlassen!"
Die zehnte Plage: Der Tod der Erstgeborenen
Nun sollte die schwerste Plage kommen. Gott sprach zu Mose: „Noch eine letzte Plage werde ich über Pharao und Ägypten bringen. Danach wird er euch ziehen lassen, und nicht nur das – er wird euch aus dem Land treiben. Bereitet euch vor. In dieser Nacht werde ich durch Ägypten gehen, und alle Erstgeborenen in Ägypten werden sterben – vom Sohn des Pharaos bis zum Erstgeborenen der niedrigsten Magd und der Erstgeburt des Viehs.“
Gott gab Mose genaue Anweisungen für das Volk Israel. Jede Familie sollte ein fehlerloses Lamm schlachten und das Blut an die Türpfosten ihrer Häuser streichen. „Das Blut soll euer Zeichen sein. Wenn ich es sehe, werde ich an euch vorübergehen. Die Plage wird euch nicht treffen“, erklärte Gott.
Die Israeliten hörten auf Mose und bereiteten das Passahmahl vor. Sie aßen das gebratene Lamm mit ungesäuertem Brot und bitteren Kräutern. Sie blieben wach, bereit für den Aufbruch. Die ganze Nacht herrschte eine gespannte Stille. Niemand sprach. Alle warteten, voller Erwartung, was geschehen würde.
Dann, mitten in der Nacht, klang plötzlich ein lauter Schrei durch das Land. Ein Schrei voller Trauer und Schmerz. In jedem Haus der Ägypter war ein Toter. Kein erstgeborener Sohn blieb verschont – auch der Sohn des Pharaos war tot. Die Trauer und das Wehklagen waren überall zu hören. Pharao ließ Mose und Aaron noch in der Nacht rufen und sagte: „Geht! Verschwindet aus meinem Land! Nehmt alles mit — eure Kinder, eure Tiere — und betet für mich, dass dieses Unglück endlich aufhört!“
Die Ägypter drängten die Israeliten zum schnellen Aufbruch, aus Angst, dass noch mehr Unglück über sie hereinbrechen könnte. Sie gaben den Israeliten Gold, Silber und Kleidung, damit sie schnell gingen.
Der Auszug aus Ägypten
Kaum war der Himmel ein wenig heller geworden, da brachen die Israeliten auf. Es war der Tag, auf den sie so lange gewartet hatten. Männer, Frauen, Kinder und sogar manche Ägypter, die nun an den Gott Israels glaubten, schlossen sich ihnen an. Es waren etwa sechshunderttausend Männer, dazu ihre Familien und große Herden von Vieh.
Mose trat vor das Volk und sprach mit leuchtenden Augen: „Heute erfüllt sich was der Herr unseren Vorfahren Abraham, Isaak und Jakob versprochen hat. Wir ziehen aus der Knechtschaft in das Land, das Gott uns geben wird. Vergesst niemals diesen Tag und erzählt euren Kindern und Enkeln davon.“
In langen Reihen zog das Volk los. Die Kinder hüpften neben den Wagen her, neugierig auf das große Abenteuer. Die Frauen trugen Bündel mit Essen und Kleidung, und die Männer führten die Schafe und Rinder. Hoch oben am Himmel schwebte bei Tag eine Wolkensäule und nachts eine leuchtende Feuersäule. So zeigte Gott ihnen den Weg und gab ihnen Mut.
Die Freude war groß, doch einige waren auch unsicher und fragten sich, was sie in der Wüste erwarten würde. Würden sie genügend Wasser und Nahrung finden? Wie würde Gott sie weiterführen?
Mose aber ermutigte sie: „Der Herr ist bei uns. Er hat uns befreit und wird auch weiterhin für uns sorgen.“
Und so machten sie sich mutig auf den Weg, Schritt für Schritt — hinein in das unbekannte Land.
Die Verfolgung durch das ägyptische Heer
Doch die Gefahr war noch nicht vorüber. In Ägypten braute sich neues Unheil zusammen. Während die Israeliten ihrem Weg folgten, war in Ägypten die Stimmung umgeschlagen. Pharao und seine Ratgeber bereuten es, die Israeliten freigelassen zu haben. „Warum haben wir das getan? Jetzt haben wir niemanden mehr, der für uns schuftet!“, klagte Pharao. Er ließ seine Streitkräfte rufen und stellte sechshundert seiner besten Wagen zusammen, dazu Reiter und Soldaten. Selbst der Pharao führte das Heer an.
„Wir werden sie einholen und zurückbringen!“, rief er voller Zorn. Die Wagen ratterten über den harten Wüstenboden, der Staub stieg hoch und vernebelte die Luft. Das Getrappel der Pferde ließ die Erde beben, während die Soldaten die Verfolgung aufnahmen.
Die Israeliten hatten ihr Lager am Ufer des Roten Meeres aufgeschlagen, als sie plötzlich das Donnern der herannahenden Streitwagen hörten. Als sie sich umsahen, sahen sie in der Ferne die glänzenden Rüstungen und das aufwirbelnde Staubmeer der ägyptischen Armee.
Die Israeliten blickten erschrocken umher. „Was sollen wir tun? Wir sind gefangen! Vor uns das Meer und hinter uns die Ägypter!“ Die Menschen liefen zu Mose und schrien verzweifelt: „Waren nicht genug Gräber in Ägypten, dass du uns hierhergebracht hast, um in der Wüste zu sterben? Warum hast du uns das angetan? Wir hätten lieber den Ägyptern weiter gedient, als hier zu sterben!“
Gottes Schutz und Moses Zuversicht
Mose hob beruhigend die Hand. „Habt keine Angst“, rief er den Menschen zu. „Vertraut auf den Herrn! Heute werdet ihr sehen, wie er uns rettet. Die Ägypter, die ihr heute seht, werdet ihr niemals wiedersehen. Der Herr wird für uns kämpfen – ihr müsst nur still bleiben.“
In diesem Moment bewegte sich die Wolkensäule, die das Volk bisher geführt hatte. Sie schwebte über die Israeliten hinweg und stellte sich zwischen sie und das ägyptische Heer. Für die Ägypter wurde die Wolke zu einer dichten, undurchdringlichen Finsternis. Sie konnten nichts mehr sehen und mussten anhalten. Doch auf der Seite der Israeliten leuchtete die Wolkensäule wie Feuer und erhellte das ganze Lager.
Inmitten der angespannten Stille hörte Mose plötzlich die Stimme Gottes: „Warum schreist du zu mir? Sag dem Volk, dass es vorwärtsziehen soll. Hebe deinen Stab und strecke deine Hand über das Meer aus. Es wird sich teilen, und die Israeliten werden auf trockenem Boden hindurchgehen.“
Mose gehorchte. Er hob seinen Stab, und ein mächtiger Wind erhob sich, brauste durch die Nacht und fegte über das Meer. Das Wasser begann zu toben, dann wich es zurück und türmte sich zu zwei riesigen Wasserwänden auf. Dazwischen lag ein breiter, trockener Weg, der durch das Meer führte. Das Volk stand still vor Staunen. Die Feuersäule leuchtete ihnen den Weg durch das Meer und machte die Nacht so hell, als sei es Tag.
Der Durchzug durch das Rote Meer
„Vorwärts! Der Herr hat uns einen Weg geöffnet!“, rief Mose. Die Israeliten begannen ihren Weg durch das Meer. Frauen, Männer und Kinder eilten mit ihren Habseligkeiten zwischen den riesigen Wasserwänden hindurch. Die schäumenden Wellen standen wie Mauern zu beiden Seiten des Pfades, doch die Füße der Israeliten blieben trocken.
Die Ägypter, die nun die Flammenwand vor sich verschwinden sahen, setzten die Verfolgung fort. „Nach ihnen!“, rief Pharao, und seine Soldaten trieben die Pferde an. Die Streitwagen donnerten hinter den Israeliten her in das geteilte Meer.
Doch dann geschah etwas Seltsames. Die Räder der ägyptischen Wagen hingen fest und drehten sich nicht mehr. Manche brachen sogar ab. Die Pferde scheuten, bäumten sich auf und wollten nicht weiterlaufen. Die Ägypter erkannten, dass etwas Übernatürliches geschah. „Flieht! Der Herr kämpft für sie gegen uns!“, schrien sie entsetzt.
Gott sprach erneut zu Mose: „Strecke deinen Stab über das Meer zurück.“ Mose tat es, und die Wasserwände stürzten mit donnerndem Getöse zusammen. Die Ägypter wurden von den mächtigen Wassermassen erfasst und in die Tiefe gerissen. Kein einziger Soldat konnte die rettende Uferseite erreichen. Gottes Volk war jedoch in Sicherheit.
Die Befreiung und das Loblied des Sieges
Als der Morgen anbrach, sahen die Israeliten am Ufer die Spuren der besiegten ägyptischen Armee. Ihre mächtigsten Feinde waren besiegt. Da brach großer Jubel aus. Die Menschen riefen und sangen, manche sprangen vor Freude in die Luft. Sie hatten die Allmacht Gottes mit eigenen Augen gesehen.
Mose trat hervor und stimmte ein Loblied an:
„Ich will dem Herrn singen, denn er hat eine herrliche Tat getan,
meine Feinde hat er ins Meer gestürzt!
Der Herr ist meine Stärke und mein Lobgesang,
er ist mein Retter!“
Das ganze Volk sang mit. Mirjam, die Schwester von Mose, griff eine Pauke und rief die Frauen zusammen. Fröhlich tanzten sie im Kreis und schlugen im Takt dazu. Ihre Lieder voller Dank und Freude klangen weit über das Meer und die Wüste hinaus.
Von diesem Tag an sollte sich das Volk Israel für immer an diese mächtige Rettung erinnern. Gott hatte gezeigt, dass er seine Verheißungen erfüllt und sein Volk niemals im Stich lässt.
Die Bedeutung des Siegesliedes und der Erinnerung
Der Lobgesang von Mose und dem Volk war viel mehr als nur ein fröhliches Lied nach der Rettung. Es sollte ein Lied sein, das sie sich für immer im Herzen bewahrten. In schweren Zeiten sangen sie es wieder und schöpften neuen Mut. Denn es erinnerte sie: Gott hatte sie aus größter Not befreit – als am Meer scheinbar kein Ausweg mehr blieb.
Auch viele Propheten und Sänger erzählten später immer wieder von diesem Lied. Denn es zeigt: Gottes Macht und Liebe bleiben für alle Zeiten bestehen. Eines Tages, wenn alles Böse auf dieser Welt besiegt ist und Leid und Dunkelheit für immer verschwinden, wird dieses Lied noch einmal neu erklingen – als Lied der Freude und des Friedens für die ganze Welt.
Gottes Plan der Führung
Kaum war das Jubellied verklungen, hieß es auch schon: Aufbrechen! Die Wüste lag endlos vor ihnen – heiß, steinig, voller unbekannter Wege. Doch Gott selbst ging ihnen voran.
Am Tag türmte sich eine mächtige Wolkensäule am Himmel. Breit und hell stand sie da und spendete ihnen Schatten. Nachts aber verwandelte sich die Wolke in eine leuchtende Feuersäule, die wie ein heller Stern durch die Dunkelheit strahlte. Gott selbst zeigte ihnen den Weg.
Die Israeliten staunten über diese Zeichen. Es fühlte sich an, als würde Gott sie mit einer schützenden Decke umgeben. Und sie lernten: Wenn sich die Wolkensäule erhob, war es Zeit, die Zelte zusammenzupacken und weiterzuziehen.
Doch Gott wählte nicht den schnellsten Weg. Er hatte seinem Volk versprochen, sie in ein gutes Land zu führen – nach Kanaan. Aber er wusste auch: Auf dem Weg dorthin würden sich viele Völker ihnen entgegenstellen. Es würde schwere Zeiten geben, und die Israeliten müssten lernen, Gott ganz und gar zu vertrauen.
Denn noch waren sie ein Volk, das Angst kannte. Sie hatten viele Jahre als Sklaven gelebt. Ihr Mut war klein. Ihr Glaube war noch schwach. Wenn sie gleich in große Kämpfe geraten wären, hätten sie schnell den Mut verloren und wären verzweifelt umgekehrt.
Deshalb führte Gott sie auf einem anderen Weg. Unter seiner Führung sollten sie erleben, wie er sie beschützt, ihnen hilft und Wunder tut. Mit jedem neuen Tag wollte er ihre Herzen stärker machen – damit sie am Ende fest vertrauen konnten: Unser Gott geht mit uns, und bei ihm brauchen wir uns vor nichts zu fürchten.
Die Lektion für alle Zeiten
Bis heute erinnert uns die Geschichte vom Roten Meer daran, was Gott tun kann – damals für die Israeliten und auch heute für uns. Sie zeigt: Gott führt seinen Weg mit uns weiter, auch wenn der Weg schwierig wird oder wir Hindernisse kaum überwinden können.
Damals standen die Israeliten am Ufer: Vor ihnen das kalte, tiefe Wasser. Hinter ihnen die Streitwagen des Pharaos. Alles sah ausweglos aus. Doch sie vertrauten Gott. Sie gingen los – und das Meer teilte sich. Ihr Glaube war der Schlüssel.
Auch für uns ist das eine wichtige Lektion: Wenn unser Weg dunkel ist oder große Steine uns den Weg versperren, dürfen wir auf Gott vertrauen. Er wird helfen – manchmal ganz anders, als wir es erwarten.
Und wenn wir Gottes Hilfe erleben, dürfen wir ihm danken. So wie die Israeliten Lieder sangen, können auch wir Gott danken für alles Gute, was er für uns tut. Jeder kleine Dank macht unser Herz froh und mutig.
Ein Liederdichter, den man Psalmist nennt, schrieb dazu: "Wer Dank opfert, der preiset mich" (Psalm 50,23). So dürfen wir jeden Tag neu erleben: Gott ist da und hilft uns – heute und für alle Zeiten.