Die Bibel – Teil 16: Jakob auf der großen Heimreise

Die Bibel – Teil 16: Jakob auf der großen Heimreise

Martin Zimmermann |

Es war eine lange Reise über viele Tage und Nächte hinweg. Jakob, der vor Jahren mit Angst aus seinem Zuhause fliehen musste, durfte nun endlich zurückkehren. Damals hatte er ein besonderes Versprechen gegeben. In einer dunklen und einsamen Nacht, als er von Furcht erfüllt war, hatte er zu Gott gebetet: Bring mich sicher zurück in meine Heimat, dann will ich dir treu dienen." Und nun war dieser Moment gekommen. Jakob stand voller Dankbarkeit vor den Toren der Stadt Sichem, im Land Kanaan. Es war genau der Ort, an dem schon sein Großvater Abraham einst seinen ersten Altar für Gott gebaut hatte.

Das neue Zuhause bei Sichem

Hier möchte ich bleiben", sagte Jakob, als er das grüne Tal vor Sichem sah. "Meine Familie und unsere Herden werden hier genug Platz haben." Er kaufte das Land von den Söhnen Hemors und errichtete sofort einen Altar. Ein Altar war wie ein besonderer Platz für Gott – aus Steinen gebaut, um darauf Opfer zu bringen und zu beten. An diesem Ort sollte Gott immer geehrt werden.

Morgens und abends versammelte sich Jakobs große Familie um den Altar, um gemeinsam zu beten und Gott zu danken. Doch nicht nur das: Jakob grub auch einen Brunnen, aus dem kühles Wasser sprudelte. Viele Jahre später sollte dieser Brunnen ein ganz besonderer Ort werden. Jesus selbst würde dort eines Tages sitzen und von lebendigem Wasser sprechen, das für immer Durst stillt.

Gefahr und dunkle Schatten

Eine Zeit lang lebten Jakob und seine Familie friedlich in Sichem. Doch eines Tages geschah etwas, das alles veränderte. Jakobs Tochter Dina ging hinaus, um die anderen jungen Mädchen der Stadt kennenzulernen. Was sie jedoch nicht wusste: Die Bewohner der Stadt lebten anders als Jakobs Familie. Sie kannten Gott nicht und hielten sich nicht an seine Gebote. Ein junger Mann aus Sichem behandelte Dina sehr schlecht und verletzte sie. Diese Tat brachte großen Kummer und Zorn über die Familie.

Jakobs Söhne Simeon und Levi waren so wütend, dass sie einen furchtbaren Plan fassten. Sie wollten die Stadt Sichem bestrafen – doch auf eine hinterlistige und grausame Weise. Sie täuschten Freundschaft vor und griffen dann die Männer der Stadt an, als diese wehrlos waren. Jakob wusste nichts von ihren Absichten, und als er die Nachricht hörte, erschrak er zutiefst. Ihr habt uns alle in Gefahr gebracht!" rief er entsetzt. "Was, wenn die anderen Völker jetzt kommen, um Rache zu nehmen? Wir sind hier nicht sicher."

Ein neuer Anfang in Bethel

Gott sah Jakobs Angst und Kummer. Er sprach zu ihm: Zieh weiter nach Bethel. Dort habe ich dir einst mein Versprechen gegeben." Jakob erinnerte sich sofort an diesen besonderen Ort. Dort hatte er damals geträumt, wie eine Leiter bis zum Himmel reichte und Engel darauf hinauf- und hinabstiegen.

Bevor sie aufbrachen, befahl Jakob seiner Familie: Wir müssen alles ablegen, was uns von Gott fernhält. Gebt mir alle fremden Götter und Schmuck, den ihr tragt. Wir wollen rein und bereit sein, Gott in Bethel zu begegnen." Sie vergruben diese Dinge unter einer großen Eiche in Sichem. Als sie weiterzogen, schützte Gott sie. Niemand wagte es, sie anzugreifen oder zu verfolgen. In Bethel errichtete Jakob erneut einen Altar und betete: Danke, Herr, dass du mich in meiner schwersten Zeit erhört hast. Du warst immer bei mir."

Trauer und Verlust

Während der weiteren Reise traf Jakob ein tiefer Schmerz. Seine geliebte Frau Rahel wurde schwer krank. Trotz aller Hoffnung und Gebete starb sie, als sie ihrem zweiten Sohn das Leben schenkte. Mit ihrem letzten Atemzug nannte sie das Kind "Ben-Oni", was "Schmerzenskind" bedeutet. Jakob jedoch wollte seinem Sohn einen Namen geben, der Hoffnung schenkte. Er soll Ben-Jamin heißen, Sohn meiner rechten Hand", sagte er leise. Jakob begrub Rahel dort, wo sie gestorben war, und errichtete ein Denkmal zu ihrem Andenken. Noch viele Jahre später erinnerte er sich voller Liebe und Trauer an sie.

Eine Familie mit Herausforderungen

Nach Rahels Tod setzten sich die Schwierigkeiten in Jakobs Familie fort. Die Kinder von Jakobs verschiedenen Frauen waren oft eifersüchtig und stritten sich. Besonders sein Sohn Joseph fiel durch seine Frömmigkeit und Ehrlichkeit auf. Joseph wollte Gott gefallen und lebte schon als Junge mit großer Verantwortung. Jakob liebte ihn besonders, was die Eifersucht seiner Brüder verstärkte. Diese Eifersucht wurde immer größer, als Joseph Träume hatte, die ihm eine große Zukunft verhießen. Wollt ihr hören, was ich geträumt habe?" fragte Joseph eines Tages neugierig seine Brüder. Doch diese reagierten ärgerlich und wütend, als sie hörten, dass Joseph in seinem Traum über sie erhöht wurde.

Verrat und Trennung

Als Joseph seine Brüder auf dem Feld besuchen wollte, packte sie der Hass. Sie wollten ihn loswerden und warfen ihn in eine tiefe Grube. Später verkauften sie ihn an eine vorbeiziehende Karawane. Sie täuschten ihren Vater, indem sie Josephs bunte Kleidung in Blut tauchten und ihm erzählten, ein wildes Tier habe ihn getötet. Jakob war am Boden zerstört und trauerte lange um seinen verlorenen Sohn.

Gottes Plan bleibt bestehen

Auch wenn Josephs Brüder etwas Böses planten, hatte Gott einen größeren Plan. Joseph wurde nach Ägypten gebracht, wo er trotz vieler Schwierigkeiten schließlich zu einem Retter für seine Familie und das ganze Land wurde. Gott war bei ihm, weil Joseph ihm treu blieb.

Wiedersehen mit Isaak

Nach all diesen Ereignissen erreichte Jakob endlich das Haus seines Vaters Isaak in Hebron. Isaak war inzwischen alt und schwach geworden. Doch als er seinen Sohn nach so vielen Jahren wieder sah, erhellte ein Lächeln sein Gesicht. Jakob blieb bei seinem Vater und sorgte für ihn in den letzten Jahren seines Lebens.

Als Isaak schließlich starb, kamen auch Jakob und sein Bruder Esau zusammen, um ihren Vater zu bestatten. Früher hatten die beiden Brüder sich gestritten und waren voller Eifersucht gewesen. Doch jetzt war der Streit vergangen. Sie trennten sich in Frieden und gingen eigene Wege. Gott hatte Jakob reich gesegnet – nicht nur mit Vieh und Land, sondern vor allem mit einem tiefen Glauben und einer großen Familie.

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