Ein besonderes Baby wird angekündigt
In der kleinen Stadt Zora, hoch oben auf einem Hügel, von dem man weit über das Land der Philister blicken konnte, lebte ein Ehepaar namens Manoah und seine Frau. Sie gehörten zum Stamm Dan und waren eine der wenigen Familien, die Gott auch in schweren Zeiten treu geblieben waren.
Ringsum herrschten die grausamen Philister, und viele Israeliten hatten schon aufgegeben. Sie beteten zu falschen Göttern und hofften, dass diese ihnen helfen würden. Aber Manoah und seine Frau hielten fest am Glauben ihrer Väter.
Das Ehepaar hatte nur einen großen Kummer: Sie hatten keine Kinder. Jahr um Jahr beteten sie darum, aber der Himmel schien stumm zu bleiben.
Eines Tages, als Manoahs Frau allein war, erschien ihr plötzlich ein Fremder. Es war der Engel des Herrn! Er brachte eine wunderbare Botschaft: Sie würde einen Sohn bekommen, und durch diesen Sohn würde Israels Befreiung von den Philistern beginnen.
Aber der Engel gab ihr auch besondere Anweisungen. Sie sollte keinen Wein oder starke Getränke trinken und nichts Unreines essen. Und das Kind sollte von Geburt an ein Geweihter Gottes sein - seine Haare durften niemals geschnitten werden.
Ein besorgter Vater bittet um Hilfe
Die Frau lief aufgeregt zu ihrem Mann und erzählte ihm alles. Manoah war überwältigt, aber auch besorgt. Eine so wichtige Aufgabe! Was, wenn sie etwas falsch machten?
Er betete ernst zu Gott: Ach Herr, lass den Mann Gottes wieder zu uns kommen, damit er uns lehrt, was wir mit dem Knaben tun sollen, der geboren werden wird.
Gott erhörte sein Gebet. Der Engel erschien noch einmal und wiederholte alle Anweisungen. Das Kind sollte von Anfang an lernen, sich zu beherrschen und ein reines Leben zu führen. Es sollte niemals Wein trinken oder unreine Speisen essen.
Manoah verstand: Was Eltern essen und trinken, wie sie leben und was sie tun, beeinflusst ihre Kinder. Wenn sie wollten, dass ihr Sohn stark und rein wurde, mussten sie selbst stark und rein leben.
Ein außergewöhnlicher Junge
Als das Baby geboren wurde, nannten sie es Simson. Von Anfang an war klar, dass dieser Junge etwas Besonderes war. Er wuchs schneller als andere Kinder und wurde stärker, als es normal war.
Simson und seine Eltern wussten, dass diese Kraft nicht von gut trainierten Muskeln kam, sondern ein Geschenk Gottes war. Das Zeichen dafür waren seine langen Haare, die niemals geschnitten werden durften.
Die Jahre vergingen, und Simson wurde zu einem jungen Mann von unglaublicher Stärke. Er konnte Dinge tun, die für andere Menschen unmöglich waren. Aber mit dieser besonderen Gabe kam auch eine große Verantwortung.
Die erste große Versuchung
Simson lebte nahe der Grenze zu den Philistern. Als junger Mann begann er, sich mit ihnen anzufreunden. Das war gefährlich! Diese Menschen beteten falsche Götter an und lebten auf eine Weise, die Gott missfiel.
Eines Tages verliebte sich Simson in ein philistäisches Mädchen aus der Stadt Timna. Er wollte sie unbedingt heiraten, obwohl seine Eltern ihn davor warnten.
Seine gottesfürchtigen Eltern versuchten, ihn davon abzubringen. Sie erinnerten ihn daran, dass Gott seinem Volk verboten hatte, Heiden zu heiraten. Aber Simson hörte nicht auf sie. Er sagte nur: Sie gefällt meinen Augen.
Das war Simsons erster großer Fehler. Anstatt zu fragen, was Gott wollte, folgte er nur seinen eigenen Wünschen. Er dachte nicht daran, dass diese Entscheidung sein ganzes Leben verändern würde.
Die Hochzeit wird zum Desaster
Bei der Hochzeitsfeier wurde Simson noch vertrauter mit den Philistern. Sie feierten auf ihre heidnische Art, und Simson machte mit. Aber seine neue Frau verriet ihn noch vor Ende der Hochzeitswoche.
Aus Zorn verließ Simson sie und ging nach Hause. Als er später zurückkehrte, hatte sie bereits einen anderen Mann geheiratet. Das machte Simson so wütend, dass er Rache nahm und die Felder der Philister verwüstete.
Die Philister wurden so zornig, dass sie Simsons ehemalige Frau töteten. Das machte Simson noch wütender, und er griff sie mit seiner gewaltigen Kraft an. Viele Philister kamen dabei ums Leben.
Die Flucht in die Felsenkluft
Simson floh in eine Felsenkluft namens Etam. Aber die Philister verfolgten ihn mit einer großen Armee. Sie bedrohten die Israeliten in der Umgebung und verlangten, dass Simson ausgeliefert werden sollte.
Da geschah etwas Trauriges: Dreitausend Männer aus dem Stamm Juda kamen zu Simson. Aber sie kamen nicht, um ihm zu helfen - sie wollten ihn den Philistern ausliefern!
Sie sagten zu ihm: Weißt du nicht, dass die Philister über uns herrschen? Was hast du uns angetan? Wir sind gekommen, um dich zu binden und den Philistern zu übergeben.
Simson war enttäuscht von seinen eigenen Landsleuten. Aber er wollte kein israelitisches Blut vergießen. Er ließ sich mit zwei neuen Stricken binden, unter der Bedingung, dass die Männer aus Juda ihn nicht selbst angreifen würden.
Ein wunderbarer Sieg
Als die Philister Simson gefesselt sahen, jubelten sie laut. Aber plötzlich kam der Geist des Herrn über Simson. Die starken, neuen Stricke zerrissen wie Fäden, die das Feuer versengt hatte.
Simson griff nach der ersten Waffe, die er finden konnte - es war nur der Kinnbacken eines Esels. Aber mit Gottes Kraft wurde diese einfache Waffe mächtiger als jedes Schwert.
Die Philister flohen in panischem Schrecken. Tausend von ihnen blieben tot auf dem Schlachtfeld liegen. Es war ein wunderbarer Sieg!
Aber wieder war es traurig: Die Israeliten nutzten diesen Sieg nicht aus. Sie hätten sich jetzt von ihren Unterdrückern befreien können, aber sie waren mutlos geworden. Sie hatten sich so sehr an die Herrschaft der Philister gewöhnt, dass sie gar nicht mehr an Befreiung dachten.
Zwanzig Jahre als Richter
Nach diesem Sieg machten die Israeliten Simson zu ihrem Richter. Zwanzig Jahre lang führte er das Volk. Es hätte eine glückliche Zeit werden können, wenn Simson aus seinen Fehlern gelernt hätte.
Aber leider wiederholte er seine alten Sünden. Wieder und wieder suchte er die Gesellschaft der Philister. Er vertraute auf seine große Kraft und dachte, er könne tun, was er wollte, ohne Konsequenzen zu fürchten.
Einmal ging er sogar nach Gaza, der stärksten Festung der Philister, um eine schlechte Frau zu besuchen. Die Philister erfuhren davon und umstellten die Stadt. Sie dachten, jetzt hätten sie ihn endlich gefangen!
Aber um Mitternacht erwachte Simson. Sein Gewissen klagte ihn an, und er bereute seine Sünde. Obwohl er Gottes Gebote gebrochen hatte, verließ Gottes Barmherzigkeit ihn nicht. Mit seiner gewaltigen Kraft riss er das ganze Stadttor aus den Angeln und trug es auf einen Berg.
Die gefährliche Delila
Obwohl Simson diesmal knapp entkommen war, lernte er nicht daraus. Er verliebte sich in eine Frau namens Delila, die im Tal Sorek lebte. Ihr Name bedeutete "die Verzehrerin" - und das sollte sie auch werden.
Das Tal Sorek war berühmt für seine Weingärten. Hier brach Simson noch eine weitere Regel seines Gelübdes: Er begann, Wein zu trinken. Schritt für Schritt entfernte er sich von Gott.
Die Philister beobachteten das alles genau. Sie sahen, wie Simson sich durch seine Leidenschaften erniedrigte. Da beschlossen sie, ihn durch Delila völlig zu vernichten.
Eine Abordnung der wichtigsten Philisterfürsten kam zu Delila. Sie boten ihr eine riesige Summe Geld, wenn sie das Geheimnis von Simsons Kraft herausfinden und ihnen verraten würde.
Das verratene Geheimnis
Delila begann sofort mit ihrem bösen Plan. Sie fragte Simson immer wieder nach dem Geheimnis seiner Kraft. Dreimal log er sie an und gab falsche Antworten. Jedes Mal versuchten die Philister, die sich versteckt hatten, ihn zu überwältigen - aber seine Kraft blieb.
Jedes Mal bewies das Simson eindeutig, dass Delila mit seinen Feinden im Bunde war. Aber er war wie blind vor Leidenschaft. Er konnte nicht sehen, dass sie ihn vernichten wollte.
Tag für Tag bedrängte ihn Delila mit ihren Fragen. Sie sagte: Wie kannst du sagen, du liebst mich, wenn doch dein Herz nicht mit mir ist? Dreimal hast du mich getäuscht!
Schließlich war Simson überwunden. Seine Seele wurde sterbensmatt von ihrem ständigen Drängen. In einem schwachen Moment verriet er sein Geheimnis: Es ist nie ein Schermesser auf mein Haupt gekommen, denn ich bin ein Geweihter Gottes von Mutterleib an. Wenn ich geschoren würde, so wiche meine Kraft von mir.
Der Fall des Helden
Sofort sandte Delila einen Boten zu den Philisterfürsten. Während Simson schlief, schnitt man ihm seine langen Haare ab. Dann rief Delila wie schon dreimal zuvor: Philister über dir, Simson!
Simson erwachte und dachte, er könne seine Kraft wie immer anwenden. Aber seine Arme versagten den Dienst. Mit Schrecken begriff er, dass der Herr von ihm gewichen war.
Die Kraft lag nicht in seinen Haaren selbst, aber die Haare waren das Zeichen seiner Treue zu Gott. Als er dieses Zeichen verriet, hatte er auch den Segen verwirkt, für den es stand.
Die Philister ergriffen ihn, stachen ihm beide Augen aus und schleppten ihn nach Gaza. Dort wurde er mit Ketten gebunden und musste schwere Arbeit verrichten, wie ein Tier im Kreis herumlaufen und Getreide mahlen.
Welcher Sturz für den Richter und Helden Israels! Nun war er schwach, blind, gefangen und zu niedrigster Arbeit verurteilt.
Die letzte große Tat
Aber in seinem Leid und seiner Erniedrigung wurde sich Simson seiner Schwachheit bewusst, und sein Elend brachte ihn zur wahren Reue. Als sein Haar wieder wuchs, kehrte auch seine Stärke allmählich zurück. Seine Feinde bemerkten das nicht - sie sahen in ihm nur den hilflosen Gefangenen.
Die Philister schrieben ihren Sieg ihren falschen Göttern zu. Sie veranstalteten ein großes Fest zu Ehren ihres Fischgottes Dagon. Aus dem ganzen Land kamen Menschen zusammen. Der riesige Tempel war voller Anbeter, und auch auf den Dachgalerien drängten sich die Menschen.
Als Höhepunkt des Festes brachten sie Simson herein. Triumphgeschrei begrüßte sein Erscheinen. Volk und Herrscher höhnten über sein Elend und priesen den Gott, der den Verwüster ihres Landes überwunden hatte.
Nach einer Weile bat Simson, als sei er müde, sich an die beiden Hauptsäulen lehnen zu dürfen, die das Tempeldach trugen. Dann betete er still: Herr, denke an mich und gib mir Kraft, Gott, noch dies eine Mal, damit ich mich für meine beiden Augen einmal räche an den Philistern!
Mit diesen Worten umfasste er die Säulen mit seinen kräftigen Armen und rief: Ich will sterben mit den Philistern! Er stemmte sich gegen die Säulen, das Dach stürzte ein und begrub die große Menschenmenge unter sich.
Mehr Menschen starben durch Simsons Tod, als er zu seinen Lebzeiten getötet hatte. Das Götterbild und seine Anbeter - Priester, Bauern, Krieger und Edelleute - wurden alle von den Trümmern erschlagen.
Eine traurige Lehre
Als die Nachricht von dem schrecklichen Geschehen nach Israel drang, kamen Simsons Verwandte und bargen seinen Leichnam. Sie begruben ihn im Grab seines Vaters Manoah zwischen Zora und Eschtaol.
Gottes Verheißung hatte sich erfüllt - Simson hatte angefangen, Israel aus der Hand der Philister zu erretten. Aber wie düster und schrecklich war die Lebensgeschichte dieses Mannes!
Simson hätte Gott zum Ruhm und zur Verherrlichung seines Volkes dienen können. Wäre er seiner göttlichen Berufung treu geblieben, hätte Gott große Dinge durch ihn getan. Aber er erlag den Versuchungen und erwies sich des Vertrauens nicht würdig.
Körperlich war Simson der stärkste Mensch auf Erden, aber an Selbstbeherrschung und Standhaftigkeit gehörte er zu den schwächsten. Viele Menschen denken, starke Leidenschaften seien ein Zeichen großen Charakters. Aber das ist falsch. Der unbeherrschte Mensch ist ein Schwächling.
Wahre Größe zeigt sich daran, welche Gefühle ein Mensch beherrscht, nicht daran, welche Gefühle ihn beherrschen.
Die wichtige Lehre
David, der diese Geschichte hörte, verstand die wichtige Botschaft: Gott hatte Simson alle Möglichkeiten gegeben, ein großer Held zu werden. Von Kindheit an war er von guten Einflüssen umgeben gewesen. Seine Eltern hatten ihn gelehrt, rein und stark zu leben.
Aber Simson ließ sich von schlechten Freunden beeinflussen. Er gab seinen einzigen Schutz auf - den Halt an Gott. So wurde er von der Flut des Bösen mitgerissen.
Die Geschichte lehrte David auch etwas über Versuchungen. Wer pflichtbewusst lebt, wird auch in Versuchung geraten, aber er kann sicher sein, dass Gott ihn bewahrt. Wer sich aber freiwillig in Versuchung begibt, wird früher oder später zu Fall kommen.
Satan wendet bei denen, die Gott als seine Werkzeuge benutzen möchte, alle Verführungskünste an. Er greift immer an den schwachen Stellen an, um durch charakterliche Mängel die Herrschaft über den ganzen Menschen zu gewinnen.
Aber niemand muss sich überwinden lassen. Der Mensch steht im Kampf gegen das Böse nicht allein. Gottes Engel helfen allen, die es ehrlich meinen, die höchsten Höhen zu erreichen.
So wurde Simsons Geschichte zu einer ernsten Warnung: Selbst die von Gott Begabten können fallen, wenn sie nicht wachsam bleiben. Aber sie wurde auch zu einer Botschaft der Hoffnung: Gottes Hilfe ist immer da für die, die sie suchen.