Die Bibel – Teil 12: Eine Liebe, die Gott lenkte

Die Bibel – Teil 12: Eine Liebe, die Gott lenkte

Martin Zimmermann |

Die Sonne stand tief am Himmel und tauchte die weite Landschaft in ein warmes, goldenes Licht. Abraham saß vor seinem Zelt, gestützt auf seinem Gehstock. Ein leichter Wind wehte durch das hohe Gras, das in der Abendsonne wie ein Meer aus Licht hin und her wogte.

Abraham betrachtete seine Hände, die von tiefen Falten durchzogen waren. Sie erzählten von einem langen Leben voller Herausforderungen und Segnungen. „Wie schnell doch die Zeit vergeht,“ dachte er und seufzte leise. Die Erinnerungen an sein Leben fühlten sich an wie Geschichten aus einer fernen Vergangenheit. Doch etwas ließ ihn nicht los, etwas, das noch getan werden musste, bevor seine Tage endeten.

Sein Sohn Isaak war Abrahams ganzer Stolz. Isaak war das Kind, das Gott ihm und Sara versprochen hatte – ein Zeichen von Gottes Treue. Zudem hatte Gott Abraham zugesichert, dass Isaak der Ursprung eines großen Volkes sein würde. Doch dafür brauchte Isaak eine Frau, die seinen Glauben an Gott teilte und ihn ermutigte, ein Leben nach Gottes Willen zu führen.

Abraham wusste, dass die Menschen, die um sie herum lebten, nicht an Gott glaubten. Sie beteten Götzen an, Dinge aus Holz oder Stein, und lebten nach ihren eigenen Regeln, ohne auf Gottes Gebote zu hören. Abraham machte sich Sorgen. Was, wenn Isaak sich in eine Frau verliebte, die diese Götzen verehrte? Würde sie Isaak von Gott wegführen?

Isaak war ein guter und freundlicher junger Mann. Er half jedem, der Hilfe brauchte, und wollte, dass sich alle Menschen wohlfühlten. Wenn es Streit gab, versuchte er alles, um Frieden zu schaffen. Abraham liebte diese Sanftheit an seinem Sohn, doch genau diese Eigenschaft machte ihm auch manchmal Sorgen.

„Was, wenn Isaak eines Tages nachgibt, nur um Streit zu vermeiden?“ fragte sich Abraham. Eine Frau, die nicht an Gott glaubte, könnte Isaak vom richtigen Weg abbringen – und das konnte er nicht zulassen. Abraham wusste, dass es seine Aufgabe war, Isaak zu beschützen. Er musste dafür sorgen, dass Isaak eine Frau heiratete, die Gott von Herzen liebte und Isaak darin ermutigte, seinem Glauben treu zu bleiben. Es war Abrahams letzte und wichtigste Aufgabe, die er vor seinem Lebensende erfüllen wollte.

Eine Lehre aus der Vergangenheit

Abraham hatte in seinem Leben viel gesehen und gelernt. Er erinnerte sich an die schlimmen Folgen von Ehen zwischen Menschen, die Gott lieben, und solchen, die ihn nicht kennen. Schon seit den Tagen von Kain hatten solche Verbindungen zu großem Leid geführt. Das Böse hatte sich ausgebreitet wie ein unaufhaltsamer Sturm. Und dieser Sturm hatte Generationen hinweg Leid und Kummer gebracht.

Auch in seiner eigenen Familie gab es Beispiele. Die Geburt von Ismael, die aus einer Zeit des Kleinglaubens von Abraham und Sara entstand, hatte viele Konflikte gebracht. Ismaels Mutter Hagar und die Frauen, die er später heiratete, verehrten andere Götter. Sie schufen eine Umgebung, die voll von Streit und Unfrieden war. Ismael selbst führte ein wildes Leben in der Wüste, obwohl er in seinen letzten Jahren zu Gott zurückfand. Doch seine Nachkommen wurden zu einem mächtigen, oft feindseligen Volk, das Isaaks Nachkommen immer wieder Probleme bereitete.

Auch Lot, Abrahams Neffe, hatte eine Frau geheiratet, die nicht an Gott glaubte. Ihr Einfluss führte dazu, dass Lot sich von Abraham trennte und schließlich in der sündigen Stadt Sodom lebte. Diese Entscheidungen brachten nicht nur Lot, sondern auch vielen anderen Menschen großes Leid.

Mit einem schweren Herzen dachte Abraham: „Eine Ehe kann nur dann voller Frieden sein, wenn beide Partner das gleiche Ziel im Leben haben. Wie können zwei Menschen denselben Weg gehen, wenn einer nach rechts und der andere nach links will?“

Ein Plan voller Vertrauen

In jenen Tagen war es üblich, dass Eltern bei der Auswahl der Ehepartner ihrer Kinder halfen. Doch das war keine kalte Entscheidung – die Eltern achteten darauf, jemanden zu finden, den ihr Kind wirklich lieben konnte. Isaak hatte volles Vertrauen in seinen Vater. Er wusste, dass Abraham stets das Beste für ihn wollte und dass Gott sie beide führen würde.

Abraham dachte an seine Verwandten in einem fernen Land namens Mesopotamien. Sie kannten den wahren Gott und lebten nach seinen Geboten, auch wenn nicht alle von ihnen vollkommen treu waren. Dort könnte es ein Mädchen geben, das bereit wäre, mit Isaak ein Leben im Glauben an Gott zu führen.

„Elieser,“ sagte Abraham schließlich mit fester Stimme, während er seinen treuen Diener zu sich rief. Elieser war ein kluger und erfahrener Mann, der Abraham seit vielen Jahren diente und ihm wie ein Freund geworden war. „Ich habe eine besondere Aufgabe für dich.“

Elieser neigte den Kopf. „Was kann ich für dich tun, mein Herr?“

„Du sollst eine Frau für Isaak finden,“ begann Abraham. „Aber nicht hier in Kanaan, denn die Menschen hier beten falsche Götter an. Geh zu meinen Verwandten in Mesopotamien. Dort findest du vielleicht ein Mädchen, das Isaak lieben und ihm helfen wird, Gott treu zu bleiben.“

Elieser lauschte aufmerksam, doch in seinem Herzen fühlte er die Schwere dieser Aufgabe. „Aber was, wenn das Mädchen nicht mit mir kommen möchte?“ fragte er zögernd.

Abraham nickte langsam, denn er hatte auch darüber nachgedacht. „Wenn kein Mädchen bereit ist, ihre Heimat zu verlassen, bist du von deinem Versprechen entbunden. Doch ich bin sicher, dass Gott dich führen wird.“

Abraham forderte Elieser auf, einen feierlichen Eid zu schwören. „Wähle keine Frau aus diesem Land,“ sagte er, „sondern suche sie unter meinen Verwandten. Und fürchte dich nicht, Elieser. Der Herr wird seinen Engel vor dir hersenden und dir den Weg zeigen.“

Elieser blickte auf Abraham, dessen Gesicht von Weisheit und Vertrauen strahlte. Obwohl die Reise lang und die Aufgabe schwierig sein würde, fühlte Elieser in diesem Moment eine tiefe Zuversicht. Wenn Gott ihn wirklich führen würde, wie Abraham es gesagt hatte, dann konnte nichts schiefgehen.

Die lange Reise

Elieser stand im Morgenlicht, die Sonne begann gerade, den Himmel in ein strahlendes Blau zu tauchen. Vor ihm lag eine weite, goldene Wüste, die sich bis zum Horizont erstreckte. Hinter ihm knieten zehn Kamele, schwer beladen mit wertvollen Geschenken – Geschenke für eine Frau, die er noch nicht kannte, die jedoch Teil von Gottes Plan für Isaak werden sollte.

Mit einem tiefen Atemzug schwang sich Elieser auf den Rücken seines Kamels. Seine Hände hielten die Zügel fest, doch in seinem Herzen lag eine viel größere Last: die Verantwortung, eine Frau für Isaak zu finden. „Herr,“ flüsterte er, während das Kamel gemächlich in Bewegung setzte, „zeige mir den Weg. Ich vertraue darauf, dass du mich führst.“

Die Weite der Wüste

Die Reise war lang, und die Tage heiß. Die Sonne brannte wie ein Feuerball am Himmel, und der Sand glitzerte wie Millionen kleiner Sterne. Manchmal flimmerte die Luft so sehr, dass es aussah, als würde der Horizont tanzen. Doch Elieser ließ sich nicht entmutigen. Immer wieder schaute er nach vorne, voller Hoffnung, das Ziel bald zu erreichen.

In den Nächten, wenn die Wüste kühl und still war, blickte er zu den Sternen. Sie funkelten hell am schwarzen Himmel, wie kleine Lichtpunkte, die ihn daran erinnerten, dass Gott immer bei ihm war. In solchen Momenten sprach er mit Gott. „Herr, hilf mir, die richtige Frau für Isaak zu finden,“ betete er leise, während die Kamele um ihn herum ruhten.

Ankunft in Haran

Nach vielen Tagen erreichte Elieser schließlich Haran, eine lebendige Stadt mit vielen Menschen. Vor den Toren der Stadt blieb er stehen. Dort sah er einen Brunnen, umgeben von einer Gruppe Frauen, die Wasser schöpften. Elieser stieg von seinem Kamel und ließ die Tiere knien.

Er wischte sich den Staub der Reise aus dem Gesicht und betrachtete die Frauen am Brunnen. Jede lachte und plauderte, während sie ihre Krüge füllten. Doch wie sollte er unter all diesen Menschen die eine Frau finden, die Gott für Isaak bestimmt hatte?

Sein Herz klopfte schneller. Die Aufgabe schien ihm plötzlich überwältigend. „Wie soll ich sie erkennen?“ fragte er sich. Doch dann erinnerte er sich an Abrahams Worte: „Fürchte dich nicht. Der Herr wird seinen Engel vor dir hersenden.“

Ein Gebet und eine Antwort

Elieser spürte die Spannung in der Luft, als er neben dem Brunnen stand. Die Frauen lachten und füllten ihre Krüge, während das Wasser in silbernen Bögen in den Brunnen zurückspritzte. Aber für Elieser fühlte sich dieser Moment wie der wichtigste seines Lebens an. Sein Herz schlug schneller, und seine Hände lagen fest gefaltet.

Er tat das, was Abraham ihm beigebracht hatte: Er betete. Seine Stimme war ruhig, doch voller Hoffnung. „Herr, Gott meines Herrn Abraham,“ begann er, „zeige mir heute deine Güte. Lass mich erkennen, welche Frau du für Isaak bestimmt hast. Wenn ich ein Mädchen um Wasser bitte und sie mir nicht nur Wasser gibt, sondern auch für meine Kamele schöpft, dann weiß ich, dass sie die richtige ist.“

Elieser öffnete die Augen und sah sich um. Die Welt um ihn herum schien für einen Moment still zu stehen, als er wartete. Kaum hatte er sein Gebet beendet, fiel ihm ein Mädchen auf, das gerade mit einem Krug auf der Schulter zum Brunnen ging. Sie bewegte sich mit einer anmutigen Leichtigkeit, und ihr Gesicht war von einem warmen Lächeln erhellt.

Eine Begegnung voller Überraschungen

Elieser holte tief Luft und trat auf das Mädchen zu. „Entschuldige,“ sagte er höflich, „könntest du mir bitte ein wenig Wasser aus deinem Krug geben?“

Das Mädchen blieb stehen, lächelte freundlich und nickte. „Natürlich, trink so viel du möchtest,“ antwortete sie, während sie den Krug zu ihm hinunterreichte.

Doch dann geschah etwas, das Elieser den Atem raubte. Das Mädchen blieb nicht einfach stehen, nachdem er getrunken hatte. Sie schaute zu den durstigen Kamelen und sagte: „Ich werde auch deine Kamele tränken.“ Ohne zu zögern, ging sie zum Brunnen zurück und begann, Wasser zu schöpfen.

Elieser beobachtete sie mit staunenden Augen. Das war keine Kleinigkeit! Kamele trinken viel Wasser, und sie schöpfte mit Eifer und ohne ein Wort des Murrens. Der Eimer glitt auf und ab, das Wasser spritzte, und das Mädchen arbeitete mit einer Hingabe, die Elieser tief beeindruckte.

Die Antwort auf das Gebet

Während er sie beobachtete, fühlte Elieser, wie seine Hoffnung zu Gewissheit wurde. „Könnte sie die Antwort auf mein Gebet sein?“ fragte er sich, während sein Herz vor Dankbarkeit schneller schlug. Als sie schließlich fertig war, trat er zu ihr und fragte: „Wie heißt du? Und zu welcher Familie gehörst du?“

Das Mädchen stellte den leeren Krug ab, wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte erneut. „Ich heiße Rebekka,“ sagte sie. „Mein Vater ist Bethuel, und mein Großvater war Nahor, der Bruder Abrahams.“

Elieser konnte kaum glauben, was er hörte. Rebekka war tatsächlich aus der Familie seines Herrn! Das konnte kein Zufall sein. Mit Tränen der Freude in den Augen kniete er nieder, direkt dort am Brunnenrand, und sprach ein Gebet. „Herr, du hast meinen Weg geführt,“ sagte er mit zitternder Stimme. „Ich danke dir von ganzem Herzen.“

Ein neues Zuhause

Elieser sah Rebekka an und sprach höflich: „Darf ich bei deiner Familie Unterkunft suchen?“

Rebekka, überrascht von seiner Bitte, nickte eifrig. „Komm mit,“ sagte sie freundlich, „ich werde es meinem Vater erzählen.“

Als sie gemeinsam das Haus erreichten, lauschten Rebekkas Familie und ihr Bruder Laban aufmerksam, während Elieser seine Geschichte erzählte. Mit ruhiger Stimme beschrieb er seine lange Reise, sein Gebet am Brunnen und wie Gott ihn direkt zu Rebekka geführt hatte. „Es war der Herr,“ schloss Elieser, „der mich geleitet hat.“

Eine mutige Entscheidung

Die Familie war tief beeindruckt von Eliesers Worten. Rebekkas Vater sprach schließlich voller Ehrfurcht: „Das kommt vom Herrn. Nimm Rebekka mit, damit sie die Frau von Isaak wird.“

Doch bevor die Reise beginnen konnte, richteten sich alle Augen auf Rebekka. Ihre Mutter nahm sanft ihre Hand. „Rebekka,“ fragte sie, „möchtest du wirklich mit Elieser gehen und Isaak heiraten? Es ist ein langer Weg, und du wirst weit weg von uns leben.“

Rebekka sah in die Gesichter ihrer Familie, voller Liebe und Sorge, doch sie spürte tief in ihrem Herzen, dass dies Gottes Plan war. Sie dachte an die Geschichte, die Elieser erzählt hatte, und daran, wie der Herr sie geleitet hatte.

Mit einem sanften Lächeln und einem festen Blick antwortete sie: „Ja, ich will.“ Ihre Stimme war ruhig, aber voller Entschlossenheit. Sie wusste, dass diese Entscheidung Mut erforderte, doch sie fühlte sich bereit.

Aufbruch ins Ungewisse

Die Familie begann, Rebekka für die Reise vorzubereiten. Es war ein Abschied voller Emotionen – Tränen und Umarmungen mischten sich mit leisen Gebeten. Rebekkas Mutter gab ihr ein kleines Tuch mit, das sie an Zuhause erinnern sollte, und ihr Vater legte ihr die Hände auf den Kopf und segnete sie.

Während sie auf das erste Kamel stieg, fühlte Rebekka eine Mischung aus Traurigkeit und Hoffnung. Sie wusste, dass sie ihr altes Zuhause hinter sich ließ, aber sie vertraute darauf, dass Gott für sie einen neuen Ort bereitet hatte, einen Ort voller Liebe und Frieden.

Was diese Geschichte uns lehrt

Die Geschichte von Isaak und Rebekka zeigt, wie wichtig es ist, auf Gottes Führung zu vertrauen. Abraham, Isaak und Elieser beteten und warteten geduldig, bis Gott ihnen den richtigen Weg zeigte. Und Rebekka hatte den Mut, ihrem Herzen und Gottes Ruf zu folgen.

Auch du kannst Gott um Hilfe bitten, wenn du vor einer wichtigen Entscheidung stehst. Er wird dir den richtigen Weg zeigen – genau wie bei Isaak und Rebekka!

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