Die Bibel – Teil 13: Jakob und Esau – Zwei ungleiche Brüder

jakob und esau

Martin Zimmermann |

Jakob und Esau, die Zwillingssöhne Isaaks und Rebekkas, waren von Anfang an grundverschieden. Schon vor ihrer Geburt hatte Gott Rebekka offenbart, dass ihre Söhne nicht nur sehr unterschiedlich sein würden, sondern dass der Jüngere eines Tages über den Älteren gestellt werden sollte.

Als die Jungen heranwuchsen, wurde ihre Verschiedenheit immer deutlicher. Esau liebte das freie, wilde Leben. Er zog als Jäger durch die Felder und Wälder, immer auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer. Mit seiner Kraft und Furchtlosigkeit beeindruckte er seinen Vater Isaak, der ihn besonders schätzte. Jakob dagegen war ruhig und nachdenklich. Er blieb lieber in der Nähe der Zelte, sorgte sich um die Tiere und den Ackerbau und half seiner Mutter Rebekka, die ihn besonders ins Herz geschlossen hatte. Während Esau in der Gegenwart lebte und nur wenig über die Zukunft nachdachte, war Jakob bedacht und vorausschauend.

Ein kostbares Geschenk

In ihrer Familie gab es eine besondere Tradition: Das Erstgeburtsrecht. Dieses Recht war nicht nur ein Zeichen für das doppelte Erbe, sondern es bedeutete auch, dass der Erstgeborene der geistliche Führer der Familie werden und die Verheißung Gottes weitertragen sollte. Der Träger dieses Segens musste ein gottesfürchtiges Leben führen und Gottes Gebote befolgen.

Isaak sprach oft mit seinen Söhnen über die Bedeutung des Erstgeburtsrechts. Doch während Jakob dessen Wert erkannte und es sich sehnlichst wünschte, empfand Esau die damit verbundenen Verpflichtungen als eine Last. Er wollte lieber nach seinen eigenen Regeln leben, ohne Einschränkungen und Verpflichtungen. Macht, Reichtum und Vergnügen waren ihm wichtiger als Gottes Verheißung. Seine Mutter Rebekka beobachtete genau, wie unterschiedlich ihre Söhne waren, und sie erkannte, dass Jakob derjenige war, der Gottes Segen verdienen würde.

Ein Teller Linsensuppe, der alles veränderte

Eines Tages kam Esau erschöpft und ausgehungert von der Jagd nach Hause. Sein Magen knurrte laut, und da roch er etwas Köstliches: Jakob hatte eine dampfende Schüssel Linsensuppe gekocht!

„Gib mir etwas davon! Ich sterbe vor Hunger!“, rief Esau.

Jakob sah seinen Bruder an und erkannte die Gelegenheit. „Ich gebe dir die Suppe, wenn du mir dein Erstgeburtsrecht überlässt.“

Esau lachte spöttisch. „Was soll ich mit dem Erstgeburtsrecht anfangen, wenn ich jetzt vor Hunger sterbe?“ Ohne weiter nachzudenken, stimmte er zu. Und so tauschte er sein wertvolles Erbe gegen einen einzigen Teller Suppe ein. Er dachte nicht daran, wie viel er dadurch verlor – er wollte einfach nur seinen Hunger stillen.

Nachdem Esau sein Erstgeburtsrecht abgegeben hatte, fühlte er sich erleichtert. Jetzt konnte er ohne Einschränkungen leben und tun, was ihm gefiel. Doch seine Entscheidung hatte weitreichende Folgen. Statt sich um die Verheißung Gottes zu kümmern, suchte er sein Glück in weltlichen Dingen. Er heiratete zwei Frauen aus dem Volk der Hethiter, die fremde Götter anbeteten. Das machte Isaak und Rebekka sehr traurig, denn Esau hatte eine der heiligen Regeln gebrochen, die Gott für sein Volk aufgestellt hatte. Trotzdem wollte Isaak an seinem ursprünglichen Plan festhalten, Esau zu segnen.

Ein gesegneter Betrug

Jahre vergingen, bis Isaak schließlich, alt und fast blind, beschloss, seinen Segen nicht länger hinauszuzögern. Er rief Esau zu sich und sagte: „Geh hinaus auf das Feld, jage ein Tier für mich und bereite mir mein Lieblingsessen zu. Danach werde ich dich segnen.“

Doch Rebekka hörte dies und wusste, dass Isaak damit Gottes Plan missachten würde. Sie erinnerte sich an die Worte, die Gott ihr gegeben hatte, und entschloss sich zu handeln. Sie bereitete Isaaks Lieblingsessen selbst zu und überzeugte Jakob, sich als Esau auszugeben. Jakob zögerte zunächst, denn er wusste, dass es falsch war, seinen Vater zu täuschen. Doch Rebekka drängte ihn: „Gott hat bestimmt, dass du den Segen bekommst. Vertraue darauf.“

Mit klopfendem Herzen trat Jakob vor seinen Vater. Er trug Esaus Kleidung und hatte sich mit Fellen bedeckt, damit seine Haut sich rau anfühlte wie die seines Bruders.

„Mein Vater, hier bin ich!“ sagte er.

Isaak wunderte sich. „Du klingst wie Jakob, aber deine Hände fühlen sich an wie Esaus.“ Nach einigem Zögern segnete Isaak seinen Sohn und gab ihm damit das Erstgeburtsrecht.

Kurz nachdem Jakob gegangen war, trat Esau ins Zelt. „Vater, ich bin hier! Segne mich!“ Aber da erschrak Isaak. „Wer war dann gerade hier? Ich habe ihn bereits gesegnet!“

Esau war entsetzt. „Jakob hat mich betrogen!“ rief er wütend. Tränen liefen ihm über das Gesicht, aber es war zu spät – der Segen war bereits vergeben.

Isaak zitterte vor Bestürzung, als er erkannte, dass er betrogen worden war. Doch während der Schock ihn traf, wurde ihm bewusst, dass Gottes Wille trotz des Betrugs geschehen war. Er erinnerte sich an die Worte des Engels zu Rebekka und erkannte, dass Jakob derjenige war, den Gott erwählt hatte. „Ich habe ihn gesegnet, und er wird auch gesegnet bleiben“, sagte er entschlossen.

Esau hingegen war verzweifelt. Als der Segen für ihn unerreichbar war, begann er ihn zu begehren. Mit Tränen flehte er seinen Vater an: „Segne mich auch, mein Vater! Hast du denn keinen Segen mehr für mich?“ Doch Isaak konnte nichts mehr ändern. Esau hatte sein Erstgeburtsrecht leichtfertig verkauft und konnte es nicht zurückgewinnen.

Die Bibel warnt uns vor einer solchen Haltung: „Um der einen Speise willen“ (Hebräer 12,16) verkaufte Esau sein Erbe. Erst als es zu spät war, erkannte er seinen Fehler. Doch sein Kummer entsprang nicht der Einsicht, sondern nur der Enttäuschung über die Folgen. So geht es vielen Menschen, die vergängliche Freuden über Gottes Segen stellen.

Was wir aus dieser Geschichte lernen können

  1. Manchmal treffen wir unüberlegte Entscheidungen wie Esau. Wir sollten gut überlegen, bevor wir etwas Wertvolles leichtfertig aufgeben.
  2. Jakob wollte das Richtige tun, aber er wählte den falschen Weg. Doch Gott kann uns selbst dann helfen, wenn wir Fehler machen.
  3. Gott hat einen Plan für unser Leben. Wir dürfen ihm vertrauen und müssen nichts mit List und Täuschung erreichen.

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