Die große Herausforderung - Als ganz Israel sich versammelte
König Ahab starrte den mutigen Propheten Elia an. Dieser einfache Mann aus den Bergen sprach zu ihm, als wäre er der König und Ahab nur ein gewöhnlicher Untertan! Doch etwas in Elias Augen - eine Kraft, eine Gewissheit - ließ den König nicht widersprechen.
„Sende Boten durch ganz Israel," befahl Elia mit fester Stimme. „Versammle das ganze Volk auf dem Berg Karmel. Und bringe alle deine falschen Propheten mit - die 450 Propheten Baals und die 400 Propheten der Aschera, die an Königin Isebels Tisch essen."
Was für eine kühne Forderung! Ein einzelner Mann forderte fast 900 falsche Propheten zum Kampf heraus. Doch Ahab gehorchte wie unter einem Zauber. Eilboten ritten durch das ganze Land mit der Nachricht: „Kommt alle zum Berg Karmel! Etwas Großes wird geschehen!"
In jeder Stadt, in jedem Dorf hörten die Menschen die Botschaft. Ihre Herzen klopften vor Aufregung und Angst. Was würde geschehen? Würde noch mehr Unglück über das Land kommen? Drei Jahre Dürre hatten genug Leid gebracht.
Der Berg Karmel war einst der schönste Berg in ganz Israel gewesen. Klare Bäche waren von seinen Hängen geflossen, üppige Blumen hatten seine Wiesen geschmückt, und dichte Wälder hatten Schatten gespendet. Doch jetzt war alles verdorrt und kahl. Die Bäume standen wie Skelette da, die Blumen waren längst verwelkt, und die Bäche waren ausgetrocknet.
Auf den Höhen des Berges standen viele Altäre für Baal und Aschera - stumme Götzenbilder aus Holz und Stein. Doch da war noch ein anderer Altar, ein alter, zerbrochener Altar. Das war der Altar des wahren Gottes, den die Menschen vergessen und verfallen lassen hatten.
Elia wählte diesen Berg nicht zufällig. Von hier aus konnte man weit über das ganze Land blicken. Was hier geschehen würde, sollten alle sehen können. Hier, wo die Menschen so lange falsche Götter angebetet hatten, würde sich zeigen, wer der wahre Gott war.
Der Wettkampf beginnt - 450 gegen einen
Am frühen Morgen des großen Tages strömten die Menschen von überall her zum Berg Karmel. Es war wie ein riesiges Volksfest, nur dass die Stimmung gespannt und ängstlich war. König Ahab kam in seinem prächtigen Gewand, umgeben von seinen Soldaten. Die 450 Propheten Baals marschierten in einer langen Reihe den Berg hinauf, ihre bunten Gewänder wehten im Wind.
Doch alle Augen suchten einen Mann: Elia. Da stand er, ganz allein auf einem Felsvorsprung, und blickte ruhig auf die Menge hinab. Er trug sein einfaches Gewand aus Kamelhaar und sah aus wie ein gewöhnlicher Hirte. Doch seine Augen leuchteten mit einer Kraft, die jeden erschauern ließ.
Die falschen Propheten waren nervös. Drei Jahre lang hatten sie zu Baal gebetet, dass er Regen senden möge. Drei Jahre lang hatten sie geschrien, getanzt und Opfer dargebracht. Doch der Himmel war stumm geblieben. Nun würde sich zeigen, ob ihre Götter wirklich Macht hatten.
Elia hob seine Hand, und sofort wurde es still. Seine Stimme hallte klar und deutlich über den Berg: „Wie lange wollt ihr noch auf beiden Seiten hinken? Wenn der Herr Gott ist, dann folgt ihm! Wenn aber Baal Gott ist, dann folgt ihm!"
Diese Worte trafen die Menschen wie Blitzschläge. Sie wussten, dass sie sich entscheiden mussten. Doch niemand wagte zu antworten. Die Stille war so drückend, dass man das Klopfen der eigenen Herzen hören konnte.
Dann sprach Elia weiter: „Ich bin der einzige Prophet des Herrn, der noch übrig ist. Aber die Propheten Baals sind 450 Mann. Gebt uns zwei junge Stiere. Sie sollen einen wählen, ihn zerlegen und auf Holz legen - aber kein Feuer anzünden. Ich werde dasselbe mit dem anderen Stier tun. Dann ruft ihr euren Gott an, und ich rufe den Herrn an. Der Gott, der mit Feuer antwortet - der ist der wahre Gott!"
Das Volk atmete auf. Das war fair! Das war ein Test, den jeder verstehen konnte. „Das ist recht!" riefen sie.
Die Baalpropheten konnten nicht ablehnen, ohne ihr Gesicht zu verlieren. Mit zitternden Händen bereiteten sie ihren Altar vor, legten das Holz darauf und den zerlegten Stier. Dann begannen sie zu beten.
Der verzweifelte Tanz der falschen Propheten - Als die Stille sprach
„Baal, erhöre uns! Baal, erhöre uns!" Die Schreie der 450 Propheten hallten über den Berg. Sie tanzten wild um ihren Altar herum, sprangen hoch und nieder, rissen sich die Haare aus und schlugen sich auf die Brust.
Stunde um Stunde ging das so weiter. Die Morgensonne stieg höher und höher, doch nichts geschah. Kein Funke fiel vom Himmel, kein Feuer entzündete sich. Der tote Stier lag unverändert auf dem Holz.
Die Menschen schauten fasziniert und entsetzt zu. Sie sahen, wie sich die Propheten immer wilder gebärdeten, wie sie sich mit Messern und Speeren in die Haut ritzten, bis das Blut floss. Es war ein schrecklicher Anblick.
Als die Mittagssonne heiß vom Himmel brannte, konnte Elia sich nicht mehr zurückhalten. Mit einem spöttischen Lächeln rief er den erschöpften Propheten zu: „Ruft lauter! Er ist doch ein Gott! Vielleicht denkt er gerade nach, oder er ist beschäftigt, oder er ist verreist. Oder vielleicht schläft er und muss erst aufgeweckt werden!"
Das machte die falschen Propheten nur noch verzweifelter. Sie schrien noch lauter, tanzten noch wilder, verletzten sich noch mehr. Ihre Stimmen wurden heiser, ihre Kleider blutbefleckt, ihre Gesichter entstellt vor Anstrengung.
Doch der Himmel blieb stumm. Baal antwortete nicht. Die stummen Götzenbilder konnten nicht helfen, auch wenn ihre Diener sich zu Tode schrien.
Elia beobachtete alles genau. Er wusste, dass Satan gerne geholfen hätte, dass er gerne Feuer vom Himmel gesandt hätte, um die Menschen zu täuschen. Doch Gott hatte Satan Grenzen gesetzt. Der Teufel konnte nicht einen einzigen Funken auf den Altar Baals bringen.
Als der Nachmittag kam und die Zeit des Abendopfers nahte, gaben die Baalpropheten endlich auf. Erschöpft, blutig und beschämt zogen sie sich zurück. Ihr großer Gott hatte sie im Stich gelassen.
Das Volk war müde von dem langen Schauspiel. Viele begannen zu verstehen: Diese Götzenbilder waren wirklich nur totes Holz und Stein. Sie konnten nicht hören, nicht sprechen, nicht helfen.
Jetzt war Elias Stunde gekommen. Mit ruhiger Stimme rief er: „Kommt her zu mir!" Zitternd vor Spannung kamen die Menschen näher. Was würde der Prophet des wahren Gottes tun?
Elia ging zu dem alten, zerbrochenen Altar des Herrn. Liebevoll sammelte er zwölf Steine - einen für jeden Stamm Israels - und baute den Altar wieder auf. Dieser einfache Steinhaufen war ihm kostbarer als alle prächtigen Götzenaltäre.
Dann legte er das Holz darauf, richtete den Stier zu und legte ihn auf den Altar. Soweit war alles wie bei den Baalpropheten. Doch dann tat Elia etwas Unerwartetes.
„Holt vier große Krüge Wasser," befahl er, „und gießt sie über das Opfer und das Holz!" Die Menschen gehorchten staunend. Wasser auf ein Opfer, das brennen sollte?
„Tut es noch einmal!" rief Elia. Wieder gossen sie Wasser über alles. „Und noch einmal!" Zum dritten Mal wurde das Opfer mit Wasser übergossen, bis es tropfnass war und das Wasser sogar den Graben um den Altar füllte.
Jetzt war es unmöglich, dass das Opfer auf natürliche Weise Feuer fangen könnte. Wenn hier ein Wunder geschehen sollte, dann konnte es nur von Gott kommen.
Elia trat vor den Altar. Die Tausende von Menschen hielten den Atem an. Keine wilden Tänze, kein Geschrei, keine blutigen Rituale. Stattdessen hob Elia ruhig seine Hände zum Himmel und betete mit klarer, fester Stimme:
„Herr, Gott Abrahams, Isaaks und Israels, lass heute bekannt werden, dass du Gott in Israel bist und ich dein Knecht bin! Erhöre mich, Herr, erhöre mich, damit dieses Volk erkennt, dass du der wahre Gott bist und ihre Herzen wieder zu dir zurückkehren!"
Was für ein einfaches, aber mächtiges Gebet! Elia schrie nicht, er flehte nicht verzweifelt. Er sprach mit Gott wie ein Kind mit seinem liebenden Vater.
Und dann geschah das Wunder! Plötzlich fuhr ein Feuer vom Himmel herab - heller als der Blitz, heißer als die Sonne. Es verschlang das Opfer, das Holz, die Steine des Altars und leckte sogar das Wasser in dem Graben auf. Ein gewaltiger Feuerball erleuchtete den ganzen Berg.
Die Menschen warfen sich auf ihr Gesicht und schrien: „Der Herr ist Gott! Der Herr ist Gott!" Ihr Ruf hallte über das ganze Land. Endlich hatten sie verstanden. Endlich waren sie bereit, zu dem wahren Gott zurückzukehren.
Die Geschichte vom Berg Karmel zeigt uns: Es gibt nur einen wahren Gott. Alle anderen Götter sind stumm und machtlos. Unser Gott hört unsere Gebete, er liebt uns und er hat alle Macht im Himmel und auf Erden.
Manchmal müssen auch wir uns entscheiden: Wem wollen wir folgen? Dem wahren Gott oder den falschen Göttern unserer Zeit - Geld, Erfolg, Vergnügen? Gott wartet geduldig auf unsere Antwort. Und wenn wir uns für ihn entscheiden, wird er uns zeigen, dass er der wahre und lebendige Gott ist.