Der ersehnte Regen - Gottes Antwort auf Elias Gebet
Nach dem großen Sieg auf dem Berg Karmel sprach Elia zu König Ahab: „Gehe hinauf, iss und trink! Denn ich höre schon das Rauschen eines gewaltigen Regens!"
Doch als Ahab zum Himmel blickte, sah er keinen einzigen Wölkchen. Die Sonne schien hell und klar, kein Windhauch bewegte die Luft. Wie konnte Elia so sicher sein, dass Regen kommen würde?
Elia wusste es, weil Gott es ihm gesagt hatte. Derselbe Gott, der drei Jahre lang den Himmel verschlossen hatte, würde ihn nun wieder öffnen. So ging Elia auf die Spitze des Berges Karmel, kniete sich nieder und betete.
Er betete nicht laut und wild wie die Baalpropheten. Stattdessen beugte er demütig sein Haupt zwischen seine Knie und sprach leise mit Gott, wie ein Kind mit seinem liebenden Vater. „Herr," betete er, „du hast heute gezeigt, dass du der wahre Gott bist. Nun sende den Regen, den du versprochen hast!"
Dann sandte er seinen Diener zu einem Aussichtspunkt und sagte: „Gehe und schaue zum Meer hinüber. Siehst du irgendwelche Wolken?"
Der Diener lief weg und kam zurück: „Es ist nichts da, Herr. Der Himmel ist völlig klar."
Elia betete weiter. „Gehe noch einmal und schaue!" sagte er zu seinem Diener. Wieder kam der Diener zurück: „Nichts zu sehen."
Ein drittes Mal, ein viertes Mal, ein fünftes Mal, ein sechstes Mal sandte Elia seinen Diener weg. Jedes Mal kam derselbe Bericht: „Kein Wölkchen am Himmel."
Doch Elia gab nicht auf. Er wusste, dass Gott sein Gebet hören würde. Zum siebten Mal sandte er seinen Diener los. Diesmal kam der Mann aufgeregt zurück: „Herr, ich sehe eine kleine Wolke! Sie ist nicht größer als eine Menschenhand, aber sie steigt aus dem Meer auf!"
Das reichte Elia! In dieser winzigen Wolke sah er bereits den gewaltigen Regen, den Gott senden würde. Schnell schickte er eine Botschaft an König Ahab: „Spanne deine Pferde an und fahre schnell nach Hause, bevor der Regen dich aufhält!"
Und tatsächlich - die kleine Wolke wuchs und wuchs. Bald war der ganze Himmel schwarz von Wolken. Der Wind begann zu heulen, und dann prasselten die ersten großen Regentropfen herab. Binnen Minuten verwandelte sich der Himmel in einen gewaltigen Wasserfall.
König Ahab sprang in seinen Wagen und fuhr so schnell er konnte durch die Dunkelheit und den strömenden Regen. Doch er konnte den Weg nicht sehen. Da geschah etwas Erstaunliches: Elia, der große Prophet, lief vor dem königlichen Wagen her und führte den König sicher nach Hause. Obwohl Ahab ein böser König war, diente Elia ihm demütig wie ein treuer Diener.
Die böse Drohung - Als Isebels Zorn entbrannte
In der Stadt Jesreel angekommen, verabschiedete sich Elia von König Ahab. Der Prophet blieb draußen vor den Stadtmauern, hüllte sich in seinen Mantel und legte sich zum Schlafen auf die bloße Erde. Der König aber ging in seinen warmen, trockenen Palast.
Dort wartete die böse Königin Isebel auf ihren Mann. „Wo warst du so lange?" fragte sie ungeduldig.
König Ahab erzählte ihr alles: von dem großen Wettkampf auf dem Berg Karmel, von dem Feuer, das vom Himmel gefallen war, von dem Volk, das gerufen hatte: „Der Herr ist Gott!" Und er erzählte ihr auch, dass alle ihre falschen Propheten besiegt worden waren.
Als Isebel das hörte, wurde sie so wütend, dass ihr ganzer Körper zitterte. Ihre Augen funkelten vor Zorn, und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. „Wie wagt es dieser Elia!" schrie sie. „Wie wagt er es, meine Propheten zu besiegen!"
Sie weigerte sich zu glauben, dass Gott ein Wunder getan hatte. In ihrem verhärteten Herzen wollte sie nicht anerkennen, dass der Gott Israels stärker war als ihre stummen Götzen. Stattdessen sann sie auf Rache.
Noch in derselben Nacht schickte sie einen Boten zu Elia mit einer schrecklichen Drohung: „Die Götter sollen mich strafen, wenn ich nicht morgen um diese Zeit mit dir mache, was du mit meinen Propheten gemacht hast!"
Der Bote weckte den schlafenden Propheten und überbrachte ihm Isebels Botschaft. Elia fuhr erschrocken aus dem Schlaf auf. Um ihn herum prasselte der Regen, und die Nacht war stockfinster.
Plötzlich überkam den mutigen Propheten eine große Angst. Nur wenige Stunden zuvor hatte er furchtlos vor Tausenden von Menschen gestanden. Er hatte 450 falsche Propheten herausgefordert und einen gewaltigen Sieg errungen. Doch jetzt, in der dunklen, regnerischen Nacht, erschien ihm die Drohung einer einzigen Frau wie ein unüberwindlicher Berg.
Wie konnte das sein? Elia war müde - todmüde. Den ganzen Tag hatte er ohne Essen und Trinken auf dem Berg Karmel gestanden. Er hatte gebetet, gekämpft und war dann stundenlang vor dem königlichen Wagen hergelaufen. Sein Körper und seine Seele waren erschöpft.
Manchmal, wenn wir sehr müde sind, sehen die Probleme viel größer aus, als sie wirklich sind. Manchmal vergessen wir in dunklen Stunden, wie mächtig unser Gott ist. Das passierte auch dem großen Propheten Elia.
Die Flucht in die Wüste - Als der Held zum ängstlichen Menschen wurde
Anstatt zu beten und Gott um Schutz zu bitten, sprang Elia auf und lief weg. Er rannte durch die Nacht, so schnell seine Füße ihn tragen konnten. Weit, weit weg von Isebel und ihrer Drohung.
Er lief und lief, bis er die Stadt Beerseba erreichte, ganz im Süden des Landes. Dort ließ er sogar seinen treuen Diener zurück und ging allein weiter in die Wüste hinein. Eine ganze Tagereise lang wanderte er durch den heißen Sand und die dornigen Büsche.
Schließlich fand er einen einsamen Ginsterstrauch und setzte sich in seinen spärlichen Schatten. Hier, ganz allein in der Wüste, brach all seine Verzweiflung aus ihm heraus.
„Es ist genug, Herr!" weinte er. „Nimm mein Leben weg! Ich bin nicht besser als meine Väter. Ich habe versagt!"
Wie traurig war das! Der Mann, der gerade den größten Sieg seines Lebens errungen hatte, wünschte sich nun den Tod. Er fühlte sich wie ein Versager, obwohl Gott ihn gerade auf wunderbare Weise gebraucht hatte.
Kennst du solche Gefühle? Manchmal, nach einem großen Erfolg oder einer schönen Erfahrung, kommen plötzlich traurige Gedanken. Manchmal fühlen wir uns schwach, obwohl wir gerade stark waren. Das ist ganz normal - sogar die größten Helden Gottes haben solche Zeiten erlebt.
Völlig erschöpft schlief Elia unter dem Ginsterstrauch ein. Die heiße Wüstensonne brannte auf ihn herab, und um ihn herum war nur Stille und Einsamkeit.
Doch Gott hatte seinen treuen Diener nicht vergessen. Auch wenn Elia dachte, er sei ganz allein, war Gott bei ihm. Liebevoll sandte er einen Engel, um für seinen müden Propheten zu sorgen.
Sanft berührte der Engel Elias Schulter und weckte ihn auf. „Stehe auf und iss!" sagte er freundlich.
Elia öffnete die Augen und sah neben sich frisches Brot und einen Krug mit kühlem Wasser. Wo war das hergekommen? Mitten in der Wüste gab es weder Bäcker noch Brunnen. Doch Gott hatte für alles gesorgt.
Dankbar aß und trank Elia und legte sich dann wieder schlafen. Ein zweites Mal kam der Engel und weckte ihn: „Stehe auf und iss! Du hast noch einen weiten Weg vor dir."
Wieder aß Elia von dem himmlischen Brot und trank von dem erfrischenden Wasser. Und siehe da - diese Speise gab ihm so viel Kraft, dass er vierzig Tage und vierzig Nächte wandern konnte, ohne wieder hungrig oder durstig zu werden!
So wanderte Elia durch die Wüste zum Berg Horeb, dem heiligen Berg, wo Mose einst die zehn Gebote empfangen hatte. Dort fand er eine Höhle und versteckte sich darin.
Die Geschichte von Elias Flucht zeigt uns etwas Wichtiges: Auch die stärksten Menschen haben schwache Momente. Auch die mutigsten Helden haben manchmal Angst. Das ist nicht schlimm - es macht uns menschlich.
Aber die Geschichte zeigt uns auch: Gott verlässt uns nie, auch nicht in unseren schwächsten Stunden. Wenn wir müde und entmutigt sind, sorgt er für uns. Wenn wir Angst haben und weglaufen wollen, folgt er uns mit seiner Liebe.
Manchmal müssen wir, wie Elia, erst ganz am Ende unserer Kraft sein, bevor wir lernen, dass Gottes Kraft in uns stark wird. Manchmal führt uns Gott durch dunkle Täler, um uns zu zeigen, dass er auch dort bei uns ist.
Elia dachte, er sei ein Versager. Doch Gott hatte noch große Pläne mit ihm. Die Geschichte war noch nicht zu Ende - sie fing gerade erst richtig an.