Die gefürchtetste Krankheit
Von allen Krankheiten, die die Menschen im Orient kannten, wurde der Aussatz am meisten gefürchtet. Diese schreckliche Krankheit war ansteckend, unheilbar und führte zum Tod. Aber das Schlimmste war nicht einmal die körperliche Qual - es war die völlige Ausgrenzung aus der Gesellschaft.
Wenn jemand aussätzig wurde, war es, als würde er lebendig begraben. Die Juden betrachteten den Aussatz als ein göttliches Strafgericht für die Sünde. Sie nannten ihn „Fingerzeig Gottes" - ein Zeichen dafür, dass Gott zornig war.
Die grausamen Regeln
Das Zeremonialgesetz war unerbittlich. Ein Aussätziger wurde für unrein erklärt, wie ein bereits Toter. Er musste seine Familie verlassen, sein Zuhause aufgeben und durfte nie wieder in eine Stadt oder ein Dorf zurückkehren.
Was immer er berührte, wurde dadurch unrein. Selbst die Luft, die er atmete, galt als verdorben. Wer verdächtig war, unter dieser Krankheit zu leiden, musste sich den Priestern vorstellen. Diese untersuchten ihn und entschieden über sein Schicksal.
Erklärten sie ihn für aussätzig, wurde er von seiner Familie und dem ganzen Volk getrennt. Fortan war er verurteilt, nur noch mit anderen Aussätzigen zusammenzuleben. Selbst für Könige und Herrscher gab es keine Ausnahme. Wer aussätzig wurde, musste seine Regentschaft aufgeben und sich von der Gesellschaft fernhalten.
Ein Leben in der Einsamkeit
Von Freunden und Verwandten getrennt, musste der Aussätzige den Fluch seiner Krankheit allein tragen. Er war verpflichtet, sein Unglück offen bekanntzugeben. Seine Gewänder musste er zerreißen, und er musste laute Warnrufe ausstoßen: „Unrein! Unrein!"
Wenn einer dieser einsamen Ausgestoßenen diesen klagenden Ruf vernehmen ließ, war es ein Signal, das die Menschen mit Furcht und Abscheu zur Kenntnis nahmen. Alle flohen vor ihm, als wäre er ein wildes Tier.
Ein Hoffnungsschimmer
In der Gegend, in der Jesus lebte und wirkte, gab es viele solcher Leidenden. Sie hausten in Höhlen oder verlassenen Gebäuden, fernab von allem menschlichen Leben. Ihre Tage waren erfüllt von Schmerz, Einsamkeit und Verzweiflung.
Als die Kunde von Jesu Wirken diese Aussätzigen erreichte, erwachte in ihnen zum ersten Mal seit Jahren ein winziger Hoffnungsschimmer. Seit den Tagen des Propheten Elisa war es nicht mehr vorgekommen, dass ein Aussätziger geheilt worden war. Jahrhunderte waren vergangen, ohne dass auch nur ein einziger von dieser schrecklichen Krankheit befreit worden wäre.
Der Glaube eines Verzweifelten
In dem Herzen eines dieser Aussätzigen war jedoch der Glaube erwacht. Aber wie sollte er Jesus erreichen? Wie sollte es für ihn, der von jeder Verbindung mit seinen Mitmenschen ausgeschlossen war, möglich sein, zum Heiland zu kommen?
Und wenn er es versuchte - würde Jesus ihn heilen? Würde er sich herablassen, einen Menschen zu beachten, der unter dem Gericht Gottes zu stehen schien? Würde er nicht gleich den Pharisäern und Ärzten einen Fluch über ihn aussprechen und ihm befehlen, die Nähe der Menschen zu fliehen?
Der kranke Mann dachte an alles, was er von Jesus gehört hatte. Nicht einer, der seine Hilfe erbeten hatte, war abgewiesen worden. Diese Geschichten gaben ihm Mut. Da entschloss sich der Unglückliche, Jesus zu suchen.
Der gefährliche Plan
War ihm auch der Zutritt zur Stadt verwehrt, so war es vielleicht doch möglich, dass er dem Herrn auf einer abgelegenen Bergstraße begegnete. Oder er würde ihn finden, wenn er außerhalb der Stadt lehrte. Diese Hoffnung ließ ihn über alle Schwierigkeiten hinwegsehen.
Die Annäherung
Endlich kam der Tag. Jesus lehrte am See, und das Volk hatte sich um ihn versammelt. Aus einiger Entfernung hörte der Aussätzige den Worten Jesu zu. Er sah, wie dieser seine Hände auf Kranke legte. Er sah, wie Lahme, Blinde und andere Kranke sich nach der Berührung gesund erhoben und Gott für ihre Heilung priesen.
Der Glaube wuchs im Herzen des Aussätzigen. Er näherte sich der Menge immer mehr. Er vergaß die ihm auferlegten Beschränkungen, die Gefährdung der Gesunden. Er übersah die Furcht und das Entsetzen, womit ihn alle ansahen, und war nur erfüllt von der seligen Hoffnung, geheilt zu werden.
Ein schrecklicher Anblick
Er selbst bot einen erschreckenden Anblick. Die Krankheit hatte seinen Körper völlig entstellt. Seine Haut war rau und schuppig, sein verwesender Körper war schrecklich anzusehen. Entsetzt wichen die Menschen vor ihm zurück. Sie drängten sich gegenseitig in ihrer Ungeduld, seine Nähe zu fliehen.
Einige versuchten ihn davon abzuhalten, zu Jesus zu gelangen, aber vergebens. Er sah und hörte sie nicht. Ihre Schreckensrufe fanden kein Echo in ihm. Er sah nur den Sohn Gottes, er hörte nur die Stimme, die den Sterbenden Leben verkündete.
Der Moment der Wahrheit
Als er sich zu Jesus durchgedrückt hatte, warf er sich ihm zu Füßen. Mit zitternder Stimme rief er: „Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen!"
Diese Worte zeigten seinen Glauben. Er zweifelte nicht daran, dass Jesus die Macht hatte, ihn zu heilen. Die einzige Frage war: Würde er es wollen?
Die unglaubliche Antwort
Jesus erwiderte ohne zu zögern: „Ich will es! Sei rein!" Dabei tat er etwas, was alle Anwesenden schockierte: Er legte seine Hand auf den Aussätzigen.
Die Menschen hielten den Atem an. Berührte man einen Aussätzigen, wurde man selbst unrein! Aber Jesus kümmerte sich nicht um solche Regeln. Er sah nur einen leidenden Menschen, der Hilfe brauchte.
Das Wunder geschieht
Sofort ging eine große Veränderung in dem Aussätzigen vor. Sein Fleisch wurde gesund, seine Kraft belebte sich, und seine Muskeln wurden fest. Die rauhe, schuppige Hautoberfläche verschwand, und eine gesunde Hautfarbe, gleich der eines wohlgenährten Kindes, stellte sich ein.
Aber Jesus heilte mehr als nur den Körper. Er heilte die Seele. Er gab dem Mann seine Würde zurück, seine Hoffnung, sein Leben in der Gemeinschaft.
Die wichtige Anweisung
Jesus befahl dem Mann, das Wunder nicht weiterzuerzählen, sondern sich sofort mit einer Opfergabe zum Tempel zu begeben. Nur wenn die Priester ihn untersuchten und für völlig geheilt befanden, konnte er wieder in die Gesellschaft aufgenommen werden.
Jesus wusste, warum er dem Geheilten gebot, zu schweigen. Seine Feinde suchten ständig nach Gründen, sein Werk zu behindern. Wenn sich die Nachricht von der Heilung verbreitete, würden andere Aussätzige zu ihm kommen. Dann würde man ihm vorwerfen, das Volk zu verunreinigen.
Die Freude ist zu groß
Aber der geheilte Mann konnte nicht schweigen. Wie konnte er das größte Wunder seines Lebens verheimlichen? Überall, wo er hinging, erzählte er von Jesus. Er konnte nicht begreifen, dass seine Begeisterung das Werk des Heilands behindern könnte.
Er empfand nur die Wohltat der wiedergewonnenen Gesundheit als überaus kostbar. Er freute sich über die neue Lebenskraft, er war glücklich darüber, seiner Familie und der Gemeinschaft wiedergegeben zu sein. Wie konnte er sich zurückhalten, den Arzt zu preisen, der ihn gesund gemacht hatte?
Die tiefere Bedeutung
Jesu Wundertat an dem Aussätzigen veranschaulicht sein Wirken, die Seele von Sünden zu reinigen. Der Mann, der zu Jesus kam, war „voller Aussatz" - das tödliche Gift hatte seinen ganzen Körper durchdrungen.
So verhält es sich auch mit dem Aussatz der Sünde. Er hat sich tief in den Menschen eingefressen, ist tödlich und kann unmöglich durch menschliche Kraft geheilt werden. Aber wenn Jesus im Herzen eines Menschen wohnt, wird kein Makel ihn je erreichen. Seine Gegenwart übt eine heilende Kraft auf den Sünder aus.
Die Verheißung für uns
Wer Jesus zu Füßen fällt und im Glauben sagt: „Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen", wird die Antwort hören: „Ich will es! Sei rein!"
In einigen Fällen gewährt Jesus nicht gleich den gewünschten Segen. Aber wenn wir um Befreiung von der Sünde bitten, hilft er sofort. Es ist sein Wille, uns von der Sünde zu befreien, uns zu seinen Kindern zu machen und uns zu befähigen, ein gerechtes Leben zu führen.
Eine Botschaft der Hoffnung
Die Geschichte des geheilten Aussätzigen ist eine Botschaft der Hoffnung für alle, die sich ausgeschlossen fühlen. Jesus sieht nicht auf unsere Fehler oder unsere Vergangenheit. Er sieht unser Herz und unseren Glauben.
Niemand ist zu schlecht, niemand ist zu weit gegangen, als dass Jesus ihm nicht helfen könnte. Seine Liebe kennt keine Grenzen, seine Gnade keine Ausnahmen.
Ein Gebet
„Lieber Jesus, ich danke dir, dass du jeden Menschen liebst. Hilf mir, andere so zu sehen, wie du sie siehst - nicht mit Vorurteilen, sondern mit Liebe. Reinige mein Herz von allem, was mich von dir trennt. Amen."
Die wichtigste Botschaft
Gott liebt jeden Menschen bedingungslos. Egal, was andere über dich sagen oder denken - in Gottes Augen bist du wertvoll und geliebt. Er möchte dich heilen, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch und geistlich.