Ein alter Mann macht sich Sorgen
Die großen Eroberungskriege waren vorbei. Josua hatte sich in sein ruhiges Zuhause in Timnath-Serach zurückgezogen, der kleinen Stadt, die er sich als Erbteil gewünscht hatte. Jahre waren vergangen, seit die Stämme Israels sich in ihren neuen Gebieten niedergelassen hatten.
Aber Josua war alt geworden. Seine Haare waren grau, seine Schritte langsamer. Er spürte, dass seine Zeit auf dieser Erde bald zu Ende gehen würde. Und das erfüllte ihn mit großer Sorge - nicht um sich selbst, sondern um sein geliebtes Volk.
Denn schon jetzt, nur wenige Jahre nach der Landverteilung, sah Josua beunruhigende Zeichen. Dieselben Probleme, die Israel schon früher in Schwierigkeiten gebracht hatten, tauchten wieder auf. Manche Israeliten begannen, sich mit den heidnischen Nachbarn anzufreunden. Einige beteten sogar heimlich deren Götzen an.
Die letzte Versammlung
Deshalb rief Josua alle Anführer Israels zu sich: die Ältesten, die Häupter der Stämme, die Richter und alle wichtigen Männer. Mit väterlicher Liebe und Sorge sprach er zu ihnen.
„Ihr habt alles gesehen", sagte er, „was der Herr, euer Gott, an allen diesen Völkern vor euch getan hat. Der Herr, euer Gott, hat selbst für euch gekämpft!"
Das stimmte. Gott hatte Israel von Sieg zu Sieg geführt. Die mächtigen Kanaaniter waren besiegt. Aber Josua wusste auch: Die Arbeit war noch nicht ganz fertig. In vielen Gebieten lebten noch heidnische Völker, die vertrieben werden sollten.
„Das Volk ist müde geworden", dachte Josua traurig. „Die Stämme haben sich auf ihren Besitzungen verteilt, das Heer ist aufgelöst. Niemand will mehr kämpfen."
Gottes Treue und seine Warnungen
Josua erinnerte das Volk daran, wie treu Gott gewesen war. „Ihr sollt wissen von ganzem Herzen und von ganzer Seele", sagte er, „dass nichts dahingefallen ist von all den guten Worten, die der Herr, euer Gott, euch versprochen hat. Alles ist eingetroffen, nichts ist vergessen worden."
Gott hatte jede einzelne Verheißung gehalten! Er hatte sie aus Ägypten befreit, durch die Wüste geführt, über den Jordan gebracht und ihnen das verheißene Land gegeben. Kein einziges seiner Worte war leer geblieben.
Aber dann wurde Josuas Stimme ernst und warnend: „Wie nun all das Gute gekommen ist, das der Herr, euer Gott, euch versprochen hat, so wird der Herr auch all das Schwere über euch kommen lassen, wenn ihr seinen Bund brecht und anderen Göttern dient."
Das war eine wichtige Lektion: Gott ist nicht nur liebevoll, sondern auch gerecht. Seine Verheißungen sind wahr - aber seine Warnungen auch. Wer meint, Gott würde Sünde einfach übersehen, der irrt sich gewaltig.
Die große Entscheidung in Sichem
Kurz vor seinem Tod rief Josua noch einmal alle Anführer und Stammesvertreter zusammen. Diesmal wählte er einen besonderen Ort: Sichem, zwischen den Bergen Ebal und Garizim.
Kein Ort im ganzen Land war mit so vielen wichtigen Erinnerungen verbunden! Hier hatte Abraham seinen ersten Altar gebaut. Hier hatte Jakob gelebt. Hier hatten die Israeliten nach der Eroberung Jerichos den Bund mit Gott erneuert. Die beiden Berge waren stumme Zeugen all der Versprechen, die Israel Gott gegeben hatte.
Auf Josuas Anweisung brachte man die heilige Bundeslade von Silo herbei. Es sollte ein ganz besonderes, feierliches Ereignis werden. Durch die Bundeslade wollte Josua dem Volk zeigen: Gott selbst ist hier anwesend!
Eine Geschichte voller Wunder
Josua erzählte noch einmal die ganze wunderbare Geschichte Israels. Wie Gott Abraham aus seinem Heimatland gerufen hatte. Wie er Isaak und Jakob gesegnet hatte. Wie er das Volk aus der Sklaverei in Ägypten befreit hatte. Wie er das Rote Meer geteilt, sie durch die Wüste geführt und ihnen das verheißene Land geschenkt hatte.
„Seht um euch!", sagte Josua. „Gott hat euch Land gegeben, das ihr nicht bearbeitet habt. Städte, die ihr nicht gebaut habt. Weinberge und Olivenhaine, die ihr nicht gepflanzt habt. Alles ist ein Geschenk seiner Liebe!"
Überall konnten sie die Beweise von Gottes Güte sehen: die grünen Hügel mit ihren Olivenbäumen, die fruchtbaren Täler, die starken Stadtmauern, die sie nun beschützten. Alles war Gottes Geschenk.
„Wählt heute, wem ihr dienen wollt!"
Dann kam der entscheidende Moment. Josua wusste, dass manche Israeliten heimlich noch Götzenbilder anbeteten. Das musste aufhören! Sie mussten sich klar entscheiden.
„Gefällt es euch nicht, dem Herrn zu dienen", sagte Josua, „so wählt euch heute, wem ihr dienen wollt! Wollt ihr den Göttern dienen, denen eure Väter jenseits des Flusses gedient haben? Oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr jetzt wohnt?"
Das war eine bittere Ironie! Die Götter der Amoriter hatten ihre Anbeter nicht schützen können. Diese Völker waren wegen ihrer bösen Taten vernichtet worden, und ihr Land war Israel gegeben worden. Wie dumm wäre es, ausgerechnet diese machtlosen Götzen zu wählen!
„Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen!"
Dann sprach Josua die berühmten Worte, die bis heute Menschen ermutigen: „Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen!"
Was für ein kraftvolles Bekenntnis! Egal, was andere tun würden - Josua und seine Familie hatten sich entschieden. Sie würden Gott treu bleiben, koste es, was es wolle.
Josuas Begeisterung übertrug sich auf das Volk. Mit lauter Stimme riefen sie: „Das sei ferne von uns, dass wir den Herrn verlassen und anderen Göttern dienen!"
„Ihr könnt dem Herrn nicht dienen!"
Aber jetzt sagte Josua etwas Überraschendes: „Ihr könnt dem Herrn nicht dienen! Denn er ist ein heiliger Gott, der eure Sünden nicht einfach übersehen wird."
Warum sagte er das? Wollte er sie entmutigen? Nein! Josua wollte, dass sie ehrlich zu sich selbst waren. Sie sollten verstehen: Aus eigener Kraft können Menschen Gott nicht gehorchen. Wir sind alle Sünder und brauchen Gottes Hilfe.
Es nützt nichts, aus Begeisterung große Versprechen zu machen, wenn das Herz nicht wirklich verändert ist. Nur durch den Glauben an den verheißenen Erlöser können Menschen Gott wirklich dienen.
Josua wollte, dass sie ihre Worte ernst nahmen. Sie sollten keine Versprechen machen, die sie nicht halten konnten.
Das feierliche Versprechen
Aber das Volk blieb dabei: „Nein! Wir wollen dem Herrn dienen!" Dreimal wiederholten sie ihr Versprechen. Sie bezeugten feierlich, dass sie den wahren Gott erwählt hatten: „Wir wollen dem Herrn, unserem Gott, dienen und seiner Stimme gehorchen!"
Da schloss Josua an diesem Tag einen neuen Bund für das Volk. Er schrieb alles auf und legte den Bericht neben die Bundeslade. Dann errichtete er einen großen Gedenkstein.
„Seht diesen Stein!", sagte er. „Er soll ein Zeuge unter euch sein. Er hat alle Worte des Herrn gehört, die er mit uns geredet hat. Er soll euch daran erinnern, dass ihr euren Gott nicht verleugnen sollt!"
Der Abschied eines großen Mannes
Dann entließ Josua das Volk. Jeder ging zurück in sein Erbteil. Josuas Aufgabe für Israel war erfüllt. Er war dem Herrn sein ganzes Leben lang treu gefolgt, und in der Heiligen Schrift wird er „der Knecht des Herrn" genannt.
Das schönste Zeugnis für Josuas Arbeit als Anführer aber ist das, was nach seinem Tod geschah: „Israel diente dem Herrn, solange Josua lebte und die Ältesten, die noch lange Zeit nach Josua lebten."
Ein guter Anführer hinterlässt Menschen, die auch nach seinem Tod das Richtige tun. Josua hatte nicht nur Städte erobert - er hatte Herzen für Gott gewonnen. Er hatte nicht nur Land verteilt - er hatte Glauben gepflanzt.
Die Wahl, die jeder treffen muss
Josuas berühmte Worte „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen" sind auch heute noch aktuell. Jeder Mensch muss sich entscheiden: Wem will ich dienen? Woran will ich mein Herz hängen?
Wir können nicht neutral bleiben. Entweder dienen wir Gott, oder wir dienen anderen Dingen: Geld, Erfolg, Vergnügen, uns selbst. Aber nur der Dienst für Gott bringt wahres Glück und ewiges Leben.
Wie Josua können auch wir sagen: „Ich will dem Herrn dienen!" Und wie er können wir andere durch unser Beispiel ermutigen, dasselbe zu tun.
Die Geschichte Josuas zeigt uns: Ein Leben im Dienst für Gott ist das beste Leben, das man führen kann. Es ist nicht immer leicht, aber es ist immer lohnend. Und am Ende können wir wie Josua sagen: „Meine Aufgabe ist erfüllt. Ich bin dem Herrn treu gefolgt."