Gott war Israels wahrer König
Seit Israel aus Ägypten ausgezogen war, hatte Gott selbst ihr König sein wollen. Er regierte sie durch Mose, dann durch Josua und später durch die Richter wie Samuel. Das war etwas ganz Besonderes - kein anderes Volk hatte den allmächtigen Gott als ihren König!
Gott hatte vorausgesehen, dass Israel sich eines Tages einen menschlichen König wünschen würde. Aber er wollte, dass sie verstanden: Auch ein König sollte nur Gottes Stellvertreter sein. Gott blieb das wahre Haupt der Nation, und sein Gesetz galt als oberstes Recht.
Unter Josua hatte das Volk noch in Wohlstand gelebt und Gott als ihren König anerkannt. Aber mit der Zeit änderte sich das. Sie schauten zu ihren heidnischen Nachbarn und wurden neidisch auf deren Prunk und Aufwand.
Ihre einfache Lebensweise wurde ihnen leid. Eifersucht und Neid keimten zwischen den Stämmen auf. Innere Streitigkeiten schwächten sie, und ständig drohten Angriffe ihrer Feinde.
Samuel wird alt
Seit Josua war die Regierung nie so weise und erfolgreich geführt worden wie unter Samuel. Gott hatte ihm das dreifache Amt des Richters, Priesters und Propheten gegeben. Er arbeitete mit unermüdlichem, selbstlosem Eifer für das Wohlergehen des Volkes.
Unter seiner klugen Führung ging es Israel gut. Die Ordnung war wiederhergestellt, die Frömmigkeit nahm zu, und der Geist der Unzufriedenheit verstummte eine Zeitlang.
Aber Samuel wurde alt. Seine Augen wurden schwach, und er konnte nicht mehr alle Aufgaben allein bewältigen. So bestimmte er seine beiden Söhne, ihm zu helfen.
Während Samuel weiter in Rama seine Pflichten versah, schickte er seine Söhne nach Beerseba an die Südgrenze des Landes, um dort Recht zu sprechen.
Die Enttäuschung mit Samuels Söhnen
Das Volk war zunächst einverstanden mit dieser Regelung. Aber bald stellte sich heraus, dass Samuels Söhne der väterlichen Wahl nicht würdig waren.
Gott hatte den Richtern genaue Anweisungen gegeben: Sie sollten gewissenhaft richten, vor allem Witwen und Waisen gerecht behandeln und sich niemals bestechen lassen.
Aber Samuels Söhne hielten sich nicht daran. Sie suchten ihren eigenen Vorteil, nahmen Geschenke an und beugten das Recht. Sie beachteten nicht die Vorschriften, die ihr Vater ihnen einzuprägen versucht hatte, und nahmen sich auch nicht sein reines, selbstloses Leben zum Vorbild.
Die Ungerechtigkeit dieser Richter verursachte viel Unzufriedenheit im Volk. Aber das war genau der Vorwand, nach dem viele schon lange gesucht hatten.
Das Volk fordert einen König
Eines Tages versammelten sich alle Ältesten Israels und kamen nach Rama zu Samuel. Sie sagten zu ihm: Siehe, du bist alt geworden, und deine Söhne wandeln nicht in deinen Wegen. So setze nun einen König über uns, der uns richte, wie ihn alle anderen Völker haben!
Samuel hatte nie etwas von den Rechtsbrüchen seiner Söhne gehört. Wäre ihm ihr übles Treiben bekannt gewesen, hätte er sie sofort abgesetzt. Aber das wollten die Bittsteller gar nicht.
Samuel durchschaute, dass ihre wahren Beweggründe Unzufriedenheit und Stolz waren. Sie erhoben keine Klage gegen ihn selbst - alle erkannten die Lauterkeit seiner Verwaltung an. Trotzdem sah der alte Prophet in ihrer Forderung Kritik an sich selbst.
Aber er ließ sich nichts anmerken. Er machte ihnen keine Vorwürfe, sondern trug die Angelegenheit dem Herrn im Gebet vor und erbat von ihm allein Rat.
Gottes Antwort
Der Herr sprach zu Samuel: Gehorche der Stimme des Volks in allem, was sie zu dir gesagt haben. Denn sie haben nicht dich verworfen, sondern mich, dass ich nicht mehr König über sie sein soll.
Das war eine sanfte Zurechtweisung für Samuel, weil er Israels Verhalten als persönliche Kränkung empfunden hatte. Aber diese Geringschätzung galt nicht ihm, sondern der Autorität Gottes.
Gott erklärte Samuel: Sie tun dir, wie sie immer getan haben von dem Tage an, da ich sie aus Ägypten führte, bis auf diesen Tag - sie verlassen mich und dienen anderen Göttern.
Die Zeiten des größten Wohlstands in Israel waren jene gewesen, in denen sie Gott als ihren König anerkannt hatten. Aber weil sie davon abwichen, wurden sie nicht zu dem Volk, das Gott aus ihnen machen wollte.
Eine Warnung vor den Folgen
Gott befahl Samuel, ihrer Bitte zu entsprechen, sie aber vor seiner Missbilligung zu warnen und ihnen die Folgen ihres Verlangens klarzumachen.
Samuel setzte ihnen gewissenhaft auseinander, welche Lasten sie mit einer solchen Staatsform auf sich nehmen würden. Ein König würde an Prunk und Aufwand anderen Herrschern nicht nachstehen wollen.
Die ansehnlichsten jungen Männer würde er für seine Dienste brauchen - als Wagenlenker, Reiter und Läufer. Sie müssten die Reihen des Heeres füllen, seine Felder bestellen, seine Ernte einbringen und Kriegsgerät herstellen.
Israels Töchter hätten im königlichen Haushalt zu arbeiten. Zur Bestreitung seines Hofstaates würde er ihre besten Ländereien nehmen, die Gott ihnen selbst verliehen hatte.
Auch ihre tüchtigsten Knechte und ihr Vieh würde er in seinen Dienst stellen, außerdem den Zehnten all ihres Einkommens verlangen.
Ihr müsst seine Knechte sein, schloss der Prophet. Und wenn ihr dann über euren König klagen werdet, wird euch der Herr nicht erhören. War das Königtum erst einmal errichtet, konnten sie es nicht nach Belieben wieder abschaffen.
Das Volk beharrt auf seinem Wunsch
Aber das Volk gab zur Antwort: Nein, sondern ein König soll über uns sein, dass wir auch seien wie alle anderen Völker, dass uns unser König richte und vor uns ausziehe und unsere Kriege führe!
Wie alle anderen Völker! Israel begriff nicht, welch außergewöhnlicher Segen und Vorzug es war, anderen Völkern nicht zu gleichen. Gott hatte sie aus ihrer Umgebung herausgeführt, um sie zu seinem besonderen Eigentum zu machen.
Aber sie wussten das nicht zu schätzen und begehrten ungeduldig, es den anderen Völkern gleichzutun. Dieses Verlangen, sich weltlichen Sitten anzupassen, besteht noch immer bei Menschen, die behaupten, Gottes Volk zu sein.
Samuel gehorcht schweren Herzens
Tieftraurig hörte Samuel die Worte des Volkes. Aber der Herr sprach zu ihm: Gehorche ihrer Stimme und mache ihnen einen König.
Der Prophet hatte seine Schuldigkeit getan. Gewissenhaft hatte er sie gewarnt, aber sie wiesen alles zurück. Schweren Herzens entließ er sie und machte sich daran, die wichtige Veränderung in der Regierungsform vorzubereiten.
Samuels makelloses Leben der Hingabe war für viele wie ein ständiger Vorwurf gewesen. Ohne Prunkentfaltung oder Aufwand trug seine Arbeit das Siegel des Himmels. Aber das Volk war seiner Frömmigkeit müde geworden. Sein bescheidenes Auftreten erschien ihnen verächtlich.
Gott wählt Saul
Obwohl Israel einen König gefordert hatte, behielt sich Gott vor, ihn zu bestimmen. Die Wahl fiel auf Saul, einen Sohn des Kis aus dem Stamme Benjamin.
Die äußere Erscheinung des künftigen Herrschers war so, dass sie das stolze Selbstgefühl des Volkes befriedigte. Es war niemand unter den Kindern Israel so schön wie er. Mit seiner edlen, würdevollen Haltung, dazu hübsch und hoch gewachsen, sah er aus wie zum Befehlen geboren.
Doch bei allen äußerlichen Reizen fehlte es Saul an jenen inneren Werten, die wahre Klugheit ausmachen. Er hatte in jungen Jahren nicht gelernt, unbesonnene, heftige Gefühlsausbrüche zu bezähmen, und nie die erneuernde Kraft göttlicher Gnade erfahren.
Die Begegnung mit Samuel
Saul war der Sohn eines mächtigen, reichen Stammesfürsten, aber er betrieb mit seinem Vater eine einfache Landwirtschaft. Eines Tages verirrten sich einige ihrer Tiere im Gebirge, und Saul ging mit einem Knecht auf die Suche.
Drei Tage lang suchten sie vergeblich. Als sie in die Nähe von Rama kamen, schlug der Knecht vor, den Propheten Samuel nach dem vermissten Eigentum zu fragen.
Gott hatte Samuel offenbart, dass sich der erwählte König Israels um diese Zeit bei ihm einfinden würde. Als sie sich Auge in Auge gegenüberstanden, sprach der Herr zu Samuel: Siehe, das ist der Mann, von dem ich dir gesagt habe, dass er über mein Volk herrschen soll.
Samuel versicherte Saul, dass die verlorenen Tiere gefunden seien, und nötigte ihn, zu bleiben und ein Fest zu besuchen. Gleichzeitig deutete er ihm seine bevorstehende hohe Bestimmung an.
Saul erschrak bei den Worten des Propheten. Er ahnte ihre Bedeutung, aber in bescheidener Selbstunterschätzung erwiderte er: Bin ich nicht ein Benjaminiter und aus einem der kleinsten Stämme Israels? Warum sagst du mir solches?
Die geheime Salbung
Am nächsten Morgen begleitete Samuel seinen Gast ein Stück des Weges. Nachdem sie die Stadt verlassen hatten, hieß er den Diener vorausgehen. Dann befahl er Saul stillzustehen und eine Botschaft von Gott zu empfangen.
Samuel nahm den Krug mit Öl und goss es auf Sauls Haupt und küsste ihn und sprach: Siehe, der Herr hat dich zum Fürsten über sein Erbteil gesalbt.
Zum Beweis, dass dies aus göttlicher Vollmacht geschah, sagte er ihm voraus, was sich auf dem Heimweg ereignen würde. Der Geist des Herrn wird über dich kommen, sagte der Prophet, da wirst du umgewandelt und ein anderer Mensch werden.
Die Verwandlung
Als Saul seines Weges ging, traf alles so ein, wie der Prophet es gesagt hatte. Bei Gibea, seiner Heimatstadt, kehrte eine Prophetenschar von der Höhe zurück und sang Loblieder.
Als Saul sich ihnen näherte, kam der Geist des Herrn auch auf ihn. Er stimmte in ihren Lobgesang ein und weissagte wie sie. Er redete so voller Weisheit und gab sich dem so inbrünstig hin, dass alle, die ihn kannten, erstaunt ausriefen: Was ist mit dem Sohn des Kis geschehen? Ist Saul auch unter den Propheten?
Während Saul gemeinsam mit den Propheten anbetete, ging durch die Wirkung des Heiligen Geistes eine große Veränderung in ihm vor sich. Das Licht göttlicher Reinheit strahlte in die Dunkelheit seines von Natur sündigen Herzens.
Er sah sich, als stünde er vor Gottes Angesicht, und begriff den Wert echter Frömmigkeit. Jetzt verstand er den Erlösungsplan und wurde sich bewusst, dass die Kraft für sein hohes Amt nur von Gott kommen konnte.
Die öffentliche Wahl
Bis dahin wusste Israel noch nichts von Sauls Salbung zum König. Gottes Wahl sollte öffentlich durch das Los bekannt werden. Dazu berief Samuel das Volk nach Mizpa.
Mit einem Gebet um Gottes Leitung begann die Versammlung. Dann erfolgte die feierliche Auslosung. Schweigend wartete die Menge auf das Ergebnis. Nacheinander wurden der Stamm, das Geschlecht und die Familie bezeichnet, und dann traf das Los Saul als den Erwählten.
Aber Saul war nicht anwesend! Angesichts der großen Verantwortung hatte er sich unauffällig zurückgezogen. Man führte ihn herbei, und das Volk bemerkte mit Stolz seine königliche Haltung, denn er war eines Hauptes länger als alles Volk.
Samuel rief aus: Da seht ihr, wen der Herr erwählt hat; ihm ist keiner gleich im ganzen Volk! Und die riesige Volksmenge antwortete mit lautem Jubelruf: Es lebe der König!
Die erste Bewährungsprobe
Obwohl das Volk allgemein bereit war, Saul als König anzuerkennen, bildete sich auch eine starke Opposition. Ein König aus Benjamin, dem kleinsten Stamm, war für viele eine Zurücksetzung, die sie nicht ertragen konnten.
Unter diesen Umständen sah sich Saul nicht in der Lage, die Königswürde anzunehmen. Er überließ Samuel die Regierung wie bisher und kehrte nach Gibea zurück. Ruhig ging er den Pflichten eines Landwirts nach und überließ die Übertragung der Amtsgewalt völlig Gott.
Bald darauf fielen die Ammoniter unter ihrem König Nahasch in das Gebiet östlich vom Jordan ein und bedrohten die Stadt Jabesch. Der grausame König wollte nur unter der Bedingung Frieden schließen, dass er allen Einwohnern das rechte Auge ausstechen ließ.
Die Bewohner baten um eine Frist von sieben Tagen und sandten Boten zu den Stämmen westlich des Jordans um Hilfe.
Saul zeigt seine wahre Größe
Als Saul abends vom Felde hinter den Rindern her kam, hörte er lautes Wehklagen in der Stadt. Er fragte: Was ist mit dem Volk, dass es weint?
Als man ihm die schmachvolle Geschichte erzählte, erwachten alle schlummernden Kräfte in ihm. Der Geist Gottes kam über Saul, und sein Zorn entbrannte.
Er nahm ein Paar Rinder, zerstückelte sie und sandte die Stücke durch Boten in das ganze Gebiet Israels mit der Botschaft: Wer nicht mit Saul und Samuel auszieht, mit dessen Rindern soll man ebenso tun!
Diese entschiedene Handlung zeigte, dass Saul wirklich zum König berufen war. In der Ebene Besek versammelten sich dreihundertdreißigtausend Mann unter seinem Befehl.
Zugleich sandte man Boten zu der belagerten Stadt mit dem Versprechen, dass sie am nächsten Morgen Hilfe erwarten könnten - genau an dem Tag, an dem sie sich den Ammonitern unterwerfen sollten.
Der glorreiche Sieg
In einem nächtlichen Eilmarsch überschritten Saul und sein Heer den Jordan und erreichten Jabesch um die Zeit der Morgenwache. Wie einst Gideon teilte er seine Streitmacht in drei Abteilungen und überfiel das Ammoniterlager zu so früher Stunde, dass die Feinde völlig unvorbereitet waren.
Bei der folgenden Panik wurden die Feinde unter großen Verlusten in die Flucht geschlagen. Die Überlebenden wurden so zerstreut, dass nicht zwei von ihnen beieinander blieben.
Sauls schnelle Entschlossenheit und Tapferkeit sowie seine Feldherrnkunst waren genau die Eigenschaften, die die Israeliten von einem König erwarteten. Nun begrüßten sie ihn begeistert als König.
Aber in ihrer Begeisterung vergaßen sie völlig, dass ohne Gottes Segen alle ihre Anstrengungen vergeblich gewesen wären. Einige wollten sogar alle diejenigen töten, die Saul anfangs nicht anerkannt hatten.
Doch der König erhob Einspruch: Es soll an diesem Tage niemand sterben, denn der Herr hat heute Heil gegeben in Israel!
Hier bewies Saul den Wandel, der in ihm vor sich gegangen war. Anstatt den Ruhm für sich zu beanspruchen, gab er Gott die Ehre. Statt Rache zu üben, zeigte er Mitgefühl und Vergebungsbereitschaft.
Die feierliche Bestätigung
Samuel schlug vor, eine Volksversammlung nach Gilgal einzuberufen, damit Sauls Königtum öffentlich bestätigt wurde. So geschah es, und sie opferten Dankopfer vor dem Herrn. Saul und alle Männer Israels freuten sich dort sehr.
Gilgal war ein besonderer Ort voller Erinnerungen. Hier war das erste Lager Israels im verheißenen Land gewesen. Hier hatte Josua das Denkmal aus zwölf Steinen errichtet zur Erinnerung an den wunderbaren Übergang über den Jordan.
In dieser Ebene, die mit so vielen ergreifenden Erinnerungen verknüpft war, stand Samuel mit Saul. Als die Begrüßungsrufe für den König verklungen waren, richtete der greise Prophet ergreifende Abschiedsworte an die Zuhörer.
Samuels Abschiedsrede
Siehe, sagte Samuel, ich habe eurer Stimme gehorcht in allem, was ihr mir gesagt habt, und habe einen König über euch gesetzt. Nun wird euer König vor euch herziehen; ich aber bin alt und grau geworden.
Ich bin vor euch hergegangen von meiner Jugend an bis auf diesen Tag. Hier stehe ich. Wessen Rind und Esel habe ich genommen, wem habe ich Gewalt oder Unrecht getan? Aus wessen Hand habe ich ein Geschenk angenommen? Ich will es euch zurückgeben.
Einstimmig antworteten sie: Du hast uns weder Gewalt noch Unrecht getan und von niemand etwas genommen.
Samuel suchte sich nicht nur zu rechtfertigen. Von Kind auf war er mit dem Werk Gottes verbunden gewesen, und während seines langen Lebens hatte ihm nur ein Ziel vor Augen gestanden: die Ehre Gottes und das Beste für Israel.
Eine wichtige Geschichtsstunde
Ehe das Volk auf Wohlergehen hoffen konnte, musste es eine innere Umkehr erleben. Infolge der Sünde hatten sie ihren Glauben an Gott verloren und das Vertrauen, dass er sein Werk zu schützen vermochte.
Samuel erzählte ihnen noch einmal Israels Geschichte von dem Tage an, als Gott sie aus Ägypten führte. Der Herr, der König der Könige, war vor ihnen her gezogen und hatte ihre Kriege gewonnen.
Oft gerieten sie um ihrer Sünden willen in die Gewalt der Feinde. Aber sobald sie von ihren bösen Wegen ließen, erweckte Gottes Barmherzigkeit ihnen einen Befreier.
Der Herr sandte Gideon und Barak, Jephthah und Samuel und errettete sie aus der Hand ihrer Feinde. Aber als Gefahr drohte, erklärten sie: Ein König soll über uns herrschen - obwohl doch der Herr, ihr Gott, ihr König war!
Ein Zeichen vom Himmel
So tretet nun herzu, fuhr Samuel fort, und seht, was der Herr Großes vor euren Augen tun wird. Ist nicht jetzt die Weizenernte? Ich will aber den Herrn anrufen, dass er donnern und regnen lassen soll, damit ihr erkennt, dass ihr getan habt, was dem Herrn missfiel, als ihr euch einen König erbeten habt.
Als Samuel den Herrn anrief, ließ der Herr donnern und regnen an demselben Tage. Zur Zeit der Weizenernte, in Mai und Juni, fiel im Morgenland normalerweise kein Regen. Der Himmel war gewöhnlich wolkenlos, die Luft klar und mild.
Solch heftiges Unwetter in dieser Jahreszeit erfüllte alle mit Furcht. Nun bekannte das Volk in Demut jene Sünde: Bitte für deine Knechte den Herrn, deinen Gott, dass wir nicht sterben! Denn zu allen unseren Sünden haben wir noch das Unrecht getan, dass wir uns einen König erbeten haben.
Hoffnung trotz allem
Samuel ließ das Volk aber nicht entmutigt zurück, denn damit wären alle Anstrengungen um ein besseres Leben zunichte geworden. Gott ist gnädig und barmherzig, stets bereit, seinem Volk zu vergeben, wenn es ihm gehorchen will.
Fürchtet euch nicht! lautete Gottes Botschaft durch seinen Diener. Ihr habt zwar all das Unrecht getan, doch weicht nicht vom Herrn ab, sondern dienet dem Herrn von ganzem Herzen!
Der Herr verstößt sein Volk nicht, versicherte Samuel sie. Mit keinem Wort erwähnte er die geringschätzige Behandlung, die er selbst erfahren hatte. Vielmehr versicherte er sie seiner unaufhörlichen Anteilnahme.
Es sei ferne von mir, mich an dem Herrn dadurch zu versündigen, dass ich davon abließe, für euch zu beten und euch zu lehren den guten und richtigen Weg!
Nur fürchtet den Herrn und dienet ihm treu von ganzem Herzen, schloss er. Denn seht doch, wie große Dinge er an euch getan hat. Werdet ihr aber Unrecht tun, so werdet ihr und euer König verloren sein.
Die wichtige Lektion
So bekam Israel seinen ersten König - nicht weil es Gottes Wille war, sondern weil sie darauf bestanden hatten. Gott hatte sie gewarnt, aber sie wollten sein wie alle anderen Völker.
Die Geschichte lehrte eine wichtige Wahrheit: Manchmal gibt Gott den Menschen, was sie wollen, damit sie durch die Folgen lernen. Aber sein ursprünglicher Plan ist immer der beste.
Samuel blieb trotz allem treu. Er versprach, weiter für das Volk zu beten und es zu lehren. So zeigte er, was wahre Führung bedeutet: nicht verbittert sein, wenn man zurückgewiesen wird, sondern weiter dem Besten des Volkes dienen.